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Children of the Corn 3 (1995)
Kinder des Zorns 3 –
das Chicago Massaker

 

Regie: James D.R. Hickox 

FX: Screaming Mad George

Darsteller: Daniel Cerny, Ron Melendez, Johnny Legend, Charlize Theron, Anthony Hickox

 

 

Ab 19. Mai UNCUT auf BluRay

 

Bevor wir uns dem Film widmen müssen wir natürlich einige Worte über die Serie als solches verlieren. Der Originalfilm „Children of the Corn“ aus dem Jahr 1984 basierte in Grundzügen noch auf Stephens Kings Kurzgeschichte des gleichen Namens, die in der Sammlung „Graveyard Shift“ (Nachtschicht) zu finden ist. In der deutschen Version wurde der Titel übrigens noch richtig mit „Kinder des Mais“ übersetzt, die grauselige wortmalerische Eindeutschung „Kinder des Zorns“ ist eine Erfindung des Filmverleihs.

Der Film bot ansprechende Gruselunterhaltung und schockte mit, damals ja fast noch undenkbar, Kindern als Bösewichten. Zusätzlich bot er mit Peter Horton und Linda Hamilton auch noch zwei sympathische und fähige Hauptdarsteller auf. Der Film ist seit letzter Woche endlich vom Index verschwunden und wird uns wohl noch in diesem Jahr mit etlichen Veröffentlichungen überraschen.

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Die Fortsetzung aus dem Jahr 1992 war dann schon etwas billiger inszeniert, setzte die Geschichte aber zumindest tatsächlich fort. In Erinnerung ist mir allerdings davon nichts geblieben, obwohl ich ihn sicherlich damals gesehen habe. Ebenso verhielt es sich mit den weiteren SIEBEN Fortsetzungen und dem kürzlich erschienenen TV-Remake.

Deshalb war ich natürlich schon etwas interessiert die Nummer 3 der Serie mal wieder sichten zu dürfen. Einiges Interessante verbarg sich ja zumindest in den Credits. Nicht nur, dass hier Charlize Theron ihren ersten Filmauftritt hatte und Screaming Mad George (Society, Nightmare on Elm Street 4, Bride of the Re-Animator) für die FX zuständig war – zusätzlich fand sich auch noch der Name Hickox als Regisseur.

Allerdings handelte es sich hier nicht um Douglas Hickox, der mit „Theatre of Blood“ und „Zulu Dawn“ zwei wirkliche Meisterwerke inszeniert hat. Auch war es nicht sein Erstgeborener Anthony Hickox, der mit „Waxwork I + II“, „Sundown“ und „Hellraiser 3“ zumindest ansprechende Genreware vorgelegt hat. Nein, für „Cildren of the Corn 3: Urban Harvest“, der in Deutschland neben dem üblichen doofen Titel auch noch den Nachsatz „Chicago Massaker“ verpasst bekam, zeichnete der zweite Sohn des großen Douglas verantwortlich. Dieser James D.R. Hickox scheint nun nicht gerade einen großen Teil vom Talent seines Vaters geerbt zu haben, seine Filmografie weist eigentlich nur Totalausfälle auf.

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Bei „CotC3: UH“ (Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich den Titel nochmal ausschreibe?), handelt es sich also um sein Erstlingswerk und ohne zu weit vorzugreifen, zeigt der Film schon seinen weiteren Weg auf.

Dabei ist die Geschichte eigentlich sogar recht pfiffig. Der jugendliche Joshua (Ron Melendez) wird zu Beginn von seinem volltrunkenen Vater in einem Maisfeld verfolgt und durch seinen kleinen Halbbruder Eli (Daniel Cerny) gerettet, der den alkoholkranken Erzeuger kurzerhand in eine Vogelscheuche verwandelt, wobei es schon mal einige schicke „surreal Special-FX“ von Screaming Mad George zu bewundern gibt. Leider macht diese Aktion aber die beiden Halbbrüder zu Vollwaisen und so werden sie von einem netten Pärchen in Chicago adoptiert. Der größere der beiden kann sich recht schnell an seine neue Umgebung anpassen, Eli hingegen, bleibt in seiner eigenen Welt, kleidet sich auch weiterhin wie ein Amish und pflanzt in einer alten Fabrik hinter dem Haus seinen Mais an.

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Logischerweise gibt es natürlich auch ein dunkles Geheimnis um den Jungen und jeder, der diesem auf die Spur kommt wird im Laufe der Handlung entsorgt. Bis zum Ende hat der kleine Bösewicht dann auch ne ganze Menge Anhänger um sich geschart, so dass es in den letzten 15 Minuten tatsächlich zu sowas ähnlichem wie einem, im deutschen Titel versprochenen, Massaker kommt.

Das Problem des Filmes liegt also offentsichtlich nicht in der erzählten Geschichte, die nicht gerade originell ist, aber sich zumindest einigermaßen vernünftig von A nach B bewegt. Auch die Schauspieler sind relativ überzeugend, wenn auch weit entfernt von großartig. Wie erwähnt findet sich hier der erste kurze (und dialogfreie) Auftritt von Charlize Theron, den man allerdings beim Blinzeln leicht übersehen kann, es gibt eine nette Szene von Kultmusiker Johnny Legend und selbst der große Bruder des Regisseurs darf mal in die Kamera winken.

Selbst die Effekte sind nicht wirklich schlecht, wenn man mal von zwei wirklich lächerlichen Einstellungen im Finale absieht, in denen man zusehen darf wie eine Barbiepuppe von einem Monster gefressen wird. Screaming Mad George hatte immer schon einen sehr eigenen Stil und der klingt auch hier durch, selbst wenn seine Arbeiten durch den scheinbar blinden Cutter ziemlich verstümmelt wurden und die langweilige Kameraarbeit auch nicht gerade hilfreich war.

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Das alles ist wie gesagt noch erträglich – was aber das Durchstehen dieser 90 Minuten zu einer echten Qual macht, ist die tatsächlich komplett uninspirierte Regie.

Nicht nur, dass der Film über weite Strecken wie ein TV-Film aussieht, was durch die HD-Qualität noch deutlicher wird, das Timing des Ganzen ist auch noch total daneben. In keiner Einstellung kommt auch nur ein Hauch von Atmosphäre oder Spannung auf. Der Film erweist sich als ein Äquivalent zum Formatradio, leicht konsumierbar und komplett ohne Überraschungen präsentiert er uns das, was Regisseur und Produzent wohl als Horror-Highlights ansehen, ohne auch nur im Entferntesten interessante Figuren aufzubauen oder selbige vernünftig in die Handlung zu integrieren. So gibt es zum Beispiel eine Figur, die sich in ihren, natürlich durch Eli verursachten, Alpträumen an die Highlights aus dem Originalfilm erinnert, obwohl sie nichts damit zu tun hatte.

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Zusätzlich bemüht sich die furchtbare deutsche Videosynchro dann auch noch jeglichen Anflug von Realismus durch gelangweiltes Dialogrunterlabern zu nichte zu machen.

Nee, das war wohl nix. Theoretisch ist es nett, dass man den Film jetzt in HD und unzensiert sehen kann, praktisch wäre er auf einer verstaubten Videocassette ganz hinten im Giftschrank besser aufgehoben.

Ich rate ab.  

dia

 

 

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