WT03Wrong Trail (2016)
Downhill

 

Regie: Patricio Valladares

Darsteller: Natalie Burn, Luke Massy, Bryce Draper

 

 

 

Ab 6. Juli auf DVD/BluRay

Beginnen wir direkt mit der größten Überraschung – wir haben es hier mit einem Horrorfilm aus Chile zu tun. Das wars dann auch schon mit den Überraschungen, denn ansonsten bewegt sich „Wrong Trail“ in den üblichen Bahnen.

Zu Beginn lernen wir unser Heldenpärchen Joe und Stephanie kennen, die sich sportlich auf ihrem Rad betätigen. Im Gegensatz zum, deutlich auf den Erfolg und die Verwechslungsgefahr mit  der „Wrong Turn“-Reihe zielenden, deutschen Titel, der ja eher auf eine Geschicklichkeitsprüfung hinweist, beschäftigen die beiden sich allerdings tatsächlich mit Querfeldein-Abfahrtsrennen. Nach dieser Radsportart, die aus naheliegenden Gründen auch als „Downhill“ bezeichnet wird, ist der Film dann auch in aller Herren Länder außer unserem benannt. Noch unlogischer wird die deutsche Benamsung dadurch, dass ein enger Freund unserer Helden bei einem Sturz stirbt, bei einem wirklichen Trial hätte er sich höchstens ein paar Knochen gebrochen.

WT02Auf alle Fälle sorgt der Tod des Freundes dafür, dass unser Joe nie wieder Radfahren möchte (Gähn), bis ihn dann der Anruf eines chilenischen Freundes erreicht. Also macht er sich mit Stephanie auf den Weg ins ferne mittalamerikanische Land und verbringt dann dort auch erst einmal einen Hostel-mässigen Abend mit Saufen und F**en. Am nächsten Morgen machen sich die beiden auf den Weg um die Strecke zu erkunden.

Oben auf dem Berg angekommen hren sie ein seltsames Geräusch, das klingt, als hätte Hans Zimmer alle seine Nebelhörner auf einmal tuten lassen, und finden einen verunglückten Kleinlaster mit einem schwer verletzten Insassen. Als sie ihre Freunde und einen Doktor zu Hilfe rufen, werden sie plötzlich aus dem Hinterhalt beschossen und fliehen in den Wald.

Auftritt einer Horde von fies guckenden, dunkel gekleideten und schwer bewaffneten bösen Wichten.

Nun folgt ein typischer Wald- und Wiesenhorror mit Anleihen bei Cabin Fever, dem eben bereits erwähnten Wrong Turn und etlichen anderen modernen Slashern. Es gibt einige wenige blutige Szenen (die man nach heutigen Maßstäben aber leicht mit einer 12er Freigabe hätte durchwinken können), einen Parasiten, uninteressante Dialoge, keinerlei Logik und ein paar schicke Tentakelszenen. Was es allerdings nach der 20. Minute des Filmes nicht mehr gibt, sind auch nur die entferntesten Erinnerungen an Fahrräder in jeglicher Form, was meine anfänglichen Lästereien über die blödsinnige Betitelung etwas relativiert.

WT01Außerdem wird auch nichts von alledem was nun passiert irgendwie in eine logisch nachvollziehbare Handlung integriert. Die Bösen sind halt einfach böse und schiessen zielgenau wie Stormtrooper, die Helden sind grundsätzlich gut und benehmen sich dümmer als jeder Freitag der 13te Teenie und der Parasit wird weder erklärt, noch hat er irgendeine interessante Eigenschaft.

„Wrong Trail“ ist nicht vieles, aber eines ganz sicher, nämlich in keinster Weise überraschend. Inszenatorisch bewegen wir uns hier auf einem durchschnittlichen TV-Niveau. Obwohl es sich nicht um einen Found Footage-Film handelt, gibt es keine einzige Szene im gesamten Film, in der die Kamera mal mit einem Stativ Berührung hat und den Schauspielern (allen voran dem Hauptdarsteller) bei ihrer Arbeit zuzusehen, ist teilweise schon fremdschämen auf höchstem Niveau. Einzig und alleine ein dummes Blondchen, dass bereits ziemlich zu Anfang von den Bösen gekidnapped und gequält wird, kann hier ein wenig durch relativ realistisch wirkenden Gezeter, Gestöhne und Gekreische überzeugen.

WTposterOVZusätzlich präsentiert uns Tiberius den Film auch noch in einer wirklich grauenhaften Synchronisation, die selbst die wenigen Anflüge von Atmosphäre, die der Film im Original alleine dadurch hat, dass einige der Charaktere spanisch sprechen und teilweise sehr starke Akzente haben, im Ansatz erstickt.

Bis auf einige schick gemachte Abfahrtszenen, die mittels einer Go-Pro gefilmt sind, habe ich im gesamten Film nichts gefunden, was mich auch nur minimal interessiert hat und – wie bereits erwähnt – ab der 20. Filmminute sind die Räder auch Geschichte.

Nee, das war wohl nix. Wenn Chile mit diesem Film einen Marker auf der Karte der Horrorfilmländer setzen wollte, dann sollten sie sich nochmals zurück ans Reißbrett setzen.

Schade – ich hatte nach dem nebenstehenden Originalplakat etwas mehr erhofft, aber zumindest führt uns die langweilig gestaltete deutsche DVD/BluRay-Hülle (die natürlich nichts mit dem Inhalt zu tun hat) nicht auf eine falsche Spur.

dia

 

 

  Unsere Podcasts:      
logo033

logo032klein

  
ofdb logo

    IMDb logo