Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1972) Cosa avete fatto a Solange? What have you done to Solange?
Regie: Massimo Dallamano Musik: Ennio Morricone Kamera: Joe D'Amato Darsteller: Joachim Fuchsberger,
Ab 04.05.2017 im Mediabook erhältlich
So mancher wird jetzt ein Déjà-vu haben. Zumindest ein echter EDdie. Denn als solcher hat er natürlich unseren Podcast Nummer 25 gehört, bei dem es um den guten alten Edgar Wallace ging. Wer diesen nicht gehört hat, soll sich ganz doll schämen und dies umgehend nachholen. Sonst holt ihn der Mönch mit der Peitsche ins Gasthaus an der Themse wo der Hund von Blackwood Castle schon auf sein Mittagessen wartet. Jedenfalls haben wir schon lang und breit darüber diskutiert, dass Das Geheimnis der grünen Stecknadel in Deutschland bislang nur stark geschnitten erhältlich war (Betonung liegt auf „war“). Es brauchte also ein Wunder, damit dieser 45 Jahre alte Schinken einmal ungekürzt bei uns erscheinen konnte. Und dieses Wunder heißt mal wieder Koch Media. Diese präsentieren den „Wallace“-Klassiker nämlich in einem wunderschönen Mediabook, welches jede weitere Veröffentlichung überflüssig macht. Aber kommen wir erstmal zur Handlung, die mit der zugrunde liegenden Wallace-Geschichte nüscht zu tun hat. Am Anfang präsentiert man uns ein knutschendes Pärchen. Sie, Typ „junge Schülerin“, er, Typ „ich bin dein Lehrer, willst Du ´ne gute Note?“. Leider beobachtet sie beim Techtelmechtel einen Mord, den unser Lehrer namens Enrico Rosseni (Fabio Testi) leider nicht mitbekommt. Brille? Fielmann! Rosseni ist übrigens mit Herta (Karin Baal) verheiratet, die rüber kommt, als sei sie Hauptanwärterin für den nächsten Ilsa-Film. Kein Wunder, dass der liebe Pauker lieber Sexualkundenachhilfe bei der jungen Elizabeth (Cristina Galbó) geben möchte. Quasi Bio-Projektwoche. Als dann tatsächlich ein Mordopfer gefunden wird, verheddert sich der Vertrauenslehrer blutjunger Schülerinnen in Falschaussagen, um seine Affaire nicht preiszugeben. Nicht wegen Herta, die weiß eh, wo der Hase läuft. Aber so ein Lehrer-/Schülerverhältnis kann aus irgendwie nachvollziehbaren Gründen schnell mal den Job kosten. So gerät er bei Inspector Barth (Joachim Fuchsberger) auch schnell in Verdacht. Als dann ein weiterer Mord geschieht, dessen Opfer direkt aus Rossenis Umfeld stammt, wird die Luft immer dünner für ihn. Getreu dem Motto „Selbst ist der Mann“ ermittelt der liebestolle Lehrer auf eigene Faust... Dieser klassische Giallo wurde bei uns auf Biegen und Brechen in Richtung Wallace getrimmt. Also sorgten die Leute vom Co-Produzierenden Rialto-Film für die Besetzung der deutschen Stars Baal und Fuchsberger. Doch Fuchsberger heißt diesmal nicht Higgins und die erste Geige spielt er auch nicht. Also straffte man die Szenen von Fabio Testi um Blacky in den Vordergrund zu rücken. Auch die Wallace untypische Gewalt (der Killer steckt sein Messer gerne in Körperöffnungen in südlicher Region) wurde entschärft. Hierbei hat es besonders den Badewannen-Mord erwischt. Doch genützt hats wenig, denn Wallace Stimmung kommt hier nicht auf. Dafür darf man sich auf einen großartigen Giallo freuen, der alles richtig macht. Das Team hinter der Kamera war aber auch exzellent gewählt. Hauptverantwortlicher war Regisseur und Drehbuchautor Massimo Dallamano, dem wir unter anderem Der Tod trägt schwarzes Leder zu verdanken haben. Aber auch die Musik von Altmeister Ennio Morricone in Verbindung mit der Kameraarbeit von Sleazeexperte Joe D'Amato tragen einen großen Teil hierzu bei. Dank des neuen Mediabooks hat der Konsument nun die Wahl zwischen der alten deutschen Kinofassung (nur BluRay) und der internationalen Langfassung (DVD und BluRay), bei der die fehlenden Szenen untertitelt wurden. Außerdem gibt es eine Menge an Dokus, Trailer und Interviews sowie einen Audiokommentar. Mein persönliches Highlight ist aber die einstündige Dokumentation German Grusel - Die Edgar Wallace-Serie, bei der neben Frau Baal und Herrn Fuchsberger auch ein gewisser Oliver Kalkofe zu Wort kommt. Einfach köstlich. Das obligatorische Booklet, verfasst von Paul Poet, ist ebenfalls spannend und informativ. Noch ein letzter Kommentar zu Bild und Ton: Zwei Daumen hoch!
Fazit: Spannender und atmosphärischer Gialloklassiker, der hierzulande in die Wallace-Richtung gedrängt wurde. Ab jetzt haben auch wir die Wahl: Wallace oder Giallo. Pflichtkauf!
chrischi
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