Deepwater Horizon (2016)
Regie: Peter Berg Darsteller: Mark Wahlberg,
Katastrophenfilme fand ich schon als Kind toll. Egal, ob Charlton Heston ein Flugzeug ins Verderben lenkte oder zusammen mit George Kennedy gegen Umweltkatastrophen kämpfte, ich zitterte bereits im Kindesalter mit. Doch seitdem Leute wie Michael Bay und Roland Emmerich das Zepter in Sachen Chaos und Zerstörung übernommen haben, war die Luft für mich raus. Zu platt die Charaktere, zu doof die Handlungen. Doch Deepwater Horizon von Peter Berg ist anders. Immerhin beruht der Film auf wahren Begebenheiten aus dem April 2010. Wohl jeder von uns erinnert sich noch an das Bohrinsel-Unglück, welches damals vor dem Golf von Mexiko stattfand. Dort stand die titelgebende Bohrplattform, die eine gewaltige Menge Öl im Auftrag des BP-Konzerns bergen sollte. Doch Habgier und Geiz seitens der Geldgeber führten zur Katastrophe. Dabei fängt alles so harmlos an. Wir sehen den Cheftechniker Mike Williams (Mark Wahlberg) in trauter Umgebung bei Frau (Kate Hudson) und Kind. Doch bevor die ganze Szenerie in hollywoodschen Standardkitsch kippen kann, geht’s auch schon zusammen mit „Offshore Installation Manager“ (was für eine Berufsbezeichnung) Jimmy Harrell (Kurt Russell) auf zum Ort der später folgenden Katastrophe. Beides pflichtbewusste Männer, die ihr Handwerk verstehen. In Windeseile stellt man uns nun die Crew vor, deren Namen man aber aufgrund ihres Statistendaseins schnell wieder vergisst. Den Abgesandten des Ölkonzerns Vidrine (John Malkovich) vergisst man jedoch nicht wieder. Ekelhaft wie lange nicht mehr darf Malkovich den Interessenssklaven BP´s darstellen, der wichtige Sicherheitsprüfungen zur Kostenminimierung unter den Tisch fallen lässt. Was dann passiert ist, wissen wir alle. Und so macht sich bereits nach wenigen Filmminuten eine allgegenwärtige Bedrohung breit, die das Katastrophenszenario im Mittelteil fast schon zur Erholung macht. Selten waren knarrende Teile in Stahlrohren bedrohlicher als hier. Wohl auch, weil das, was folgt auf Tatsachen beruht. Es dauert ergo auch nicht allzu lange, bis eine Sicherheits-Testbohrung vorgenommen wird, die für Williams und Harrell zwar nicht akut bedrohlich ausschaut, jedoch alles andere als zufriedenstellend daher kommt. Einzig unser BP-Sklave Vidrine ist zufrieden. Ja, dass BP ein A…….h-Unternehmen ist, welches über Leichen geht, da macht der Film keinen Hehl draus. Wenn dann der eigentliche Schrecken beginnt, hält sich der Film in Sachen Heldengeschichten angenehm zurück. Natürlich ist Wahlberg als zentrale Identifikationsfigur so etwas wie ein Held. Einen Sprücheklopfer a´la Will Smith oder theatralischen Selbstaufopferer wie Bruce Willis erspart uns der Film Gott sei dank. Nein, hier rennen, bluten und sterben echt wirkende Figuren, die durch ein ausgezeichnet getrickstes Szenario die Flucht antreten. Statt sinnloser Heldenaktionen in übertriebenen Gefahrensituationen steht hier die Authentizität im Vordergrund. Machosprüche bleiben trotz markiger Kerle wie Marky Mark (lol) und der Klapperschlange aus. Selbst bei der finalen Konfrontation Russel vs Malkovich bleibt der Film auf dem Teppich. Gegen Ende kommen die echten Überlebenden nochmal zu Wort und die gefallenen Arbeiter werden auch gewürdigt. Auch hier zeigt der Film sein Fingerspitzengefühl. Und die Leute von BP? Die kamen mit einem blauen Auge davon. Wie sehr wünscht man sich in der Realität dann solche Leute wie Snake Plissken vor Ort, die diese Idioten in die Steinzeit zurückbefördern. Regisseur Peter Berg zeigte schon mit Lone Survivor, dass er echte Geschichten gut umsetzen kann. Dieser Film steht dem in nichts nach. Auch das Bonusmaterial kann mit kurzen Crewinterviews sowie einem 17 minütigen Behind the Scenes punkten.
Fazit: Erschreckendes Katastrophenkino, welches im Kino viel zu wenig Beachtung fand. Dieses Defizit darf jetzt gerne wieder wett gemacht werden. Ich hatte „Spass“ (sofern das angebracht ist).
Chrischi
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