![]() Logan (2017)
Regie: James Mangold
Donnerstag, 02. März 2017 – 20:20 Uhr Ein Termin, der für mich in die Historie eingeht. Denn zu dem Zeitpunkt begann die Kinovorstellung zur besten X-Men-Verfilmung, nein, zur besten Comic-Verfilmung ever.
Die Rede ist natürlich von Logan: The Wolverine, der dank Deadpool und dessen Erfolg mit einem R-Rating daher kommt. Und ich meine kein „es gibt mal ein Tröpfchen des roten Nasses-, ein Schimpfwort- und eine blanke Brust“-R-Rating. Ich meine ein verficktes „John Rambo ist Wolverines Bruder im Geiste“-R-Rating. Aber zur Freigabe werde ich später noch ein paar Worte verlieren. Der Film selbst führt uns in eine nicht allzu ferne Zukunft. Wir schreiben das Jahr 2029. Mutanten sind beinahe komplett ausgestorben. Die X-Men gibt es nicht mehr. Nahe der Mexikanischen Grenze verdient sich ein in die Jahre gekommener Logan sein Geld als Fahrer einer geleasten Limousine.
Und so gönnt er sich, immer einen Flachmann in der Tasche, ein kleines Verdauungsschläfchen auf einem einsamen Parkplatz. Doch so einsam ist es dort nicht, denn plötzlich stört eine Gruppe krimineller Hispanios seine Ruhepause (wie die Trumps Mauer überwunden haben, verschweigt uns der Film). Sie zerren den alten Mann aus seinem Auto, schlagen ihn zusammen und drohen schließlich, ihn zu erschießen… MÄCHTIG GROSSER FEHLER!!! Denn Logan, dessen Wunden nur noch bedingt heilen, ist dank seines Zustands ziemlich angepisst. Die Tatsache dass die Bande sein Auto demoliert macht ihn besonders wütend. Und so wetzt Wolverine die Krallen. Aber diesmal nicht, um Offscreen ein wenig zu pieksen. Nein, diesmal fliegen die Gliedmassen, dass es eine reine Freude ist dem Spektakel beizuwohnen. Das Leben eines Chauffeurs ist halt kein Ponyhof. Doch auch daheim gibt’s für unseren ehemaligen Helden keine Erholung.
Als plötzlich eine mexikanische Krankenschwester (Elizabeth Rodriguez) samt kleinem, scheinbar stummen Mädchen namens Laura (am grossartigsten: Dafne Keen) auftaucht, ist es mit der Ruhe dahin. Denn Laura gehört tatsächlich zur Gattung der scheinbar ausgestorbenen Mutanten. Und die wird von einer schwer bewaffneten Gruppe ekelhaft böser Superheldenjäger verfolgt. Nach kurzem, knarzigen Zögern willigt Logan schließlich ein die beiden in Sicherheit zu bringen. Doch die Killertruppe ist schneller und entledigt sich der Krankenschwester. Fortan müssen ein müder Krieger, ein dementer Professor und ein Mädchen, deren Fähigkeiten Logan nur allzu vertraut erscheinen, eine schier aussichtslose Flucht antreten… Mehr zu verraten würde den Spaß an diesem, für einen Superheldenfilm ungewöhnlichen Abenteuer, verderben. Denn statt eines knallbunten Popcornspektakels für die Nerdfraktion serviert uns James Mangold hier ein melancholisches, meist ruhiges Roadmovie mit lakonischem Humor und (wie bereits erwähnt) ungewohnter Härte. Seinen allenfalls brauchbaren Vorgänger Wolverine: Weg des Kriegers macht er somit vergeben und vergessen.
Und Wolverine? Dessen Figur bekommt in seiner Abschiedsvorstellung eine Tragik, die an Clint Eastwoods Figur in Gran Torino erinnert. Irgendwie passend, denn Jackman sieht dem jungen Dirty Harry wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Und nun zur umstrittenen FSK Freigabe. Diese gab den, mit diversen Splattermomenten gespickten, Streifen schon ab 16 Jahren frei. Meine Begleitung war mittelschwer entsetzt. Doch zeugt dies nur von der Tatsache, dass der Jugendschutz in Deutschland im 21. Jahrhundert angekommen ist. Denn trotz heftiger Szenen nimmt die Action nur einen geringen Teil der Laufzeit ein. Auch wirken die harten Momente nicht selbstzweckhaft oder motivieren zur Nachahmung. Nein, in meinen Augen passte die ungewohnte Härte wie die Faust aufs Auge zu Logans Abschiedsvorstellung.
Bereits jetzt könnt ihr den Film digital bei Amazon und Co erwerben. Wer bis zum 13. wartet kann sich auf Bonusmaterial in Form von einem Audiokommentar, entfallenen Szenen, der Doku „Die Entstehung von Logan - The Wolverine“ und dem Kinotrailer freuen. Und noch ein Wort zur Veröffentlichungspolitik: Die Scheibe ist in der Schweiz bereits erhältlich. Nur deutsche Sammler gucken mal wieder in die Röhre.
Endlich eine erwachsene Comicverfilmung, die dem gemeinen Popcornfresser durchaus sauer aufstoßen kann. Kein knallbuntes Dauerfeuer. Stattdessen wird auf Inhalt und Substanz gesetzt. Die Härte passt hervorragend zur Figur des alten Recken. Machs gut, Wolverine. Ich werde dich vermissen. Chrischi
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