(Dänemark / Frankreich / USA 2016) Auf die Augen..immer auf die Augen
Nach den noch sehr nordisch und sowohl hurmovoll, lebensnah und realistisch gehaltenen Filmen wie der "Pusher Trilogie" sowie Bronson oder dem kühlen "Walhalla Rising", begann Refn mit "Drive" und "Only God forgives" sich nach und nach von der realistischen Darstellung zu verabschieden und strebt nun heute den Stil des absoluten Kinos an: Nicht mehr um die Darstellung einer Handlung primär geht es ihm, sondern nur noch um die Befriedigung der Sehlust, des puren Kinos um seiner selbst willen.
Die Handlung des Films ist spartanisch, Dialoge sind oft kurzgehalten und was Refn tatsächlich wichtig ist, wird schnell klar: Ein visuelles Überrumpeln, eine Überstrahlung des Sehens, ohne direkte Chance der Deutung oder geistigen Durchdringung. Klar klingt das stark nach Arthouse Film und tatsächlich gleitet der Film oft ins pure künstlerische hinein. Das mindert aber nicht die Strahlkraft.
Als Jesse ihren ersten Catwalk absolviert, erscheint ihr der Neon Demon, eine durch drei Dreiecke symbolisierte Erscheinung, die das repräsentiert, nach dem alle Personen in Refn Film streben. Und nicht nur verfällt Jesse dem Demon, sie wird selbst zu ihm. Ihr wird bewusst, wie sehr sich jeder nach ihrer reinen Schönheit verzehrt und wähnt sich schon quasi als eine Göttin. Das lassen ihre Konkurrentinnen aber nicht zu. Sie wollen selbst den Demon ihn sich spüren und erreichen das auch auf sehr blutigem und unappetitlichem Weg.
Wirkliche Bewegung oder Action gibt es wenig in diesem Film. Oftmals arbeitet Refn mit starren Tableaus oder mit Slowmotion. Die Bilder brennen sich so besser und deutlicher auf die Netzhaut. Mein Fazit: Die Topbesetzung, Cliff Martinezs pumpender und die Oberflächlichkeit dieser künstlichen Welt unterstreichender Technoscore und die Kamerarbeit von Natasha Braier machen The Neon Demon zu einem lohnenswerten Ausflug abseits der ausgetretenen Genrepfade. Für mich war der Film mal wieder ein Augenöffner. Frank Rinsche
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