(D 2012) Regie/Drehbuch/Musik: Leander Haußmann, Sven Regener Darsteller: Uwe Dag Berlin, Michael Gwisdek, Annika Kuhl,
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Nein, der neue deutsche Hai war gestorben – nicht etwa ruhig und schmerzlos, sondern unter schrecklichen Qualen zerquetscht unter einem alptraumhaften Versuch einen deutschen Exploitationfilm zu drehen, ohne auch nur den Hauch von Eigenständigkeit oder den Funken einer neuen Idee zu präsentieren. Des deutschen Filmfans Traum von einem Haigenständigen Hai-Film, mit hai-budget Effekten, einem Hai-Class Drehbuch und haissen Darstellern war am Ende, ehe ihn überhaupt jemand wirklich gehabt hat.
Zusammen mit seinem musikalischen Wegbegleiter Sven Regener schrieb er also nun ein Drehbuch zu einem „neuen deutschen Hai“, dass sich grundsätzlich natürlich ein wenig bei Steven Spielbergs Klassiker „Jaws“ bedient, aber recht schnell von einer einfachen Parodie abweicht und richtig schön deutsch wird. Die Wurzeln des Filmes liegen daher zu selben Teilen im deutschen Schlager- und Heimatfilm, der Otto-mäßigen Hau-Drauf-Komödie und der bitterbösen Gesellschaftssatire eines Dürrenmatt oder Loriot. Eine Mischung also, die auf keinen Fall funktionieren kann oder darf.
Da hilft auch nicht das Flehen des „reichen Mann von Friedrichshagen“ (so der offizielle Rollenname von Benno Fürmann), der Teil des Ortes mit Strandzugang wird abgesperrt, somit auch seine Brauerei, sein Strand und seine sämtlichen anderen Besitztümer.
Dieses chaotische Figurenensemble nimmt nun alles aufs Korn, was spießbürgerlich, bürokratisch überfrachtet oder parolenbrüllend patriotisch ist, parodiert ganz nebenher natürlich „Jaws“ und schafft den Spagat zwischen „Nonstop Nonsens“ und „Pappa ante portas“. Da man sich dafür ganz schön verbiegen muss, gibt es sicherlich einige Rohrkrepierer, aber dafür aber auch Szenen die vor Kreativität, technischer Finesse und schnell reagierenden Schauspielern nur so überlaufen (Ja, ich rede von der Plansequenz, die ich gleich zwei Mal zurückgespult habe). Als zweischneidiges Schwert allerdings entpuppt sich die Idee, die Handlung komplett aus dem Schlagerfilmbereich zu übernehmen – inclusive der üblichen Dreiecksgeschichte, den Verwechslungsspielchen und der Auflösung, in der alle Handlungsstränge und Mitspieler nochmal zusammengeführt werden. Das ist einerseits – sozusagen als Genreparodie in der Genreparodie – recht witzig zu entdecken, sorgt aber auch für einige Musikeinlagen, die definitiv zu lang sind und ihr Erheiterungspotential jeweils schon im ersten Refrain verbrauchen. Zusätzlich sind die Songs von Haußmann und Regener auch eher im Liedermacherbereich angesiedelt und geben sich alle Mühe jegliche Nähe zum Schlager zu vermeiden. Ja, es ist mir klar, dass das gewollt irritieren soll, aber spätestens beim zweiten Mal nervt es nur noch. Allerdings ist die Friedrichshagen-Hymne (ab 1:30 in obigem Video) äußerst gut gelungen, das gebe ich zu. Die Haifilm-Parodie hingegen verläuft zwar handlungsmässig grob in vorhersehbaren Bahnen, verzichtet aber glücklicherweise darauf das große Vorbild zu imitieren oder direkt anzusprechen. Im Gegensatz zum Spielberg-Film bekommt der Hai zum Beispiel hier eine richtige Background-Story, die mit einigen der Figuren (Tipp, sie heissen Müller) verbunden ist und statt eines Chief Brody bekommen wir hier einen uniformierten Polizisten namens Müller, der halt Detlev Buck ist[2].
AMAZON-Prime-Kunden können sich kostenlos über einige der Hürden des Filmes tragen lassen, andere müssen ein paar €uro ausgeben, falls sie durch diese Zeilen Lust bekommen haben oder halt darauf warten, dass der Film mal im TV läuft. dia
[1] „Ich jage nicht nur Haie, ich töte und esse sie - und ich foltere sie auch.“ [2] „Hier ist abgesperrt wegen Hai-Alarm.“
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