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white god querWhite God/Underdog (2014)
 
 
 
 
 
UNDERDOG
"Fehér isten" , so der Originaltitel dieser deutsch/ ungarisch/schwedischen Co-Produktion, ist der Versuch von Regisseur und Drehbuchautor Kornél Mundruczó aus dem "Kunstfilmghetto" auszubrechen und vielleicht auch mal einen kommerziellen Erfolg zu haben.

Die Geschichte des Films lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen.

Ein ungefähr 12-jähriges Mädchen und ihr geliebter Mischlingshund namens Hagen, dessen Mutter aus Arbeitsgründen für längere Zeit nach Australien muss, werden deshalb bei Ihrem, von der Mutter geschiedenen, Vater einquartiert. Dieser ist nun gar kein Hundeliebhaber und als dann auch noch der Staat Hundesteuer von ihm fordern will, würde er den Hund gerne in ein Tierheim geben. Das Mädchen flieht mit ihrem vierbeinigen Freund, wird schnell aufgegriffen, wobei der Hund jedoch alleine in den Straßen Budapests zurückbleibt und dort nun einige Abenteuer erlebt. Am Ende kommen die beiden wieder zusammen - also irgendwie.

Das klingt jetzt wie der Plot einer typischen Disney Schnulze für einen verregneten Nachmittag, entpuppt sich aber als ein durchaus anspruchsvolles, teilweise schmerzhaftes und überaus originelles kleines Meisterwerk. Sicherlich ist der Anfang des Filmes durchaus mit ähnlichen Dramen vergleichbar, bis es zur Trennung des Mädchens von Hagen kommt und der Film die Perspektive wechselt.

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Von diesem Moment an wird die Geschichte über weite Strecken aus Sicht des Hundes erzählt und wer bis zu diesem Zeitpunkt noch dem Tierschutz eher kritisch gegenüber stand, wird nun zu einem lauten Verfechter desselben. Denn das was der Hund nun erlebt, lässt sich am ehesten mit einer Horrorgeschichte umschreiben und ist auch filmtechnisch exakt so umgesetzt.

Wie auf dem deutschen Plakat bereits ersichtlich kommt es am Schluss des Filmes zu einer Revolte der geschundenen und ausgenutzten Kreaturen, doch auch hier braucht man keine primitiven Splatterorgien zu erwarten. Wohl aber kann man sich auf etliche Einstellungen einer riesigen Hundemeute freuen, die durch die menschenleere Altstadt von Budapest läuft.

Ein Augenschmaus, der seinesgleichen sucht.

Regisseur Kornél Mundruczó kommt, wie schon eingangs erwähnt, eher aus dem Kunst-/Autorenfilmbereich und hat bereits einige relevante Filme zum Thema Unterdrückung, Homosexualität und Gewalt gedreht. 

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Auch bei "Underdog" spart er nicht mit politischen Seitenhieben, verpackt das Ganze aber durchaus massentauglich und überaus unterhaltsam. Auch mit seinem eher der Phantastik zuzuordnenden Sujet und den deutlichen Anklängen an das Horrorkino passt der Film gut in die Tradition des phantastischen Filmes im ehemaligen "Ostblock".

Eine Tradition, die leider im Zuge der "Verblockbusterung" des internationalen Kinos ziemlich in Vergessenheit geraten ist. Besonders erwähnen muss man hier auch noch die unglaublichen Dressurleistungen, die die Hunde - allen voran natürlich die beiden Darsteller des Hagen - zu wirklichen Charakteren werden lassen, bei denen es leicht fällt, mit ihnen zu fühlen.

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Man konnte den Film einige Zeit auf Netflix USA unter dem Titel "White God" (wahrscheinlich nur ein Zufall, dass der Titel an Sam Fullers Rassistenhundefilm "White Dog" erinnert) finden, leider hat er den Weg in deutsche Streamingportale noch nicht gefunden. Allerdings hatte er 2015 einen kleinen Kinostart und wurde im März 2017 sogar einmalig bei ARTE gezeigt. 

Eine deutsche DVD- oder BluRay scheint in absehbarer Zeit nicht geplant zu sein, deshalb sollte man bei Interesse auf die englische DVD zurückgreifen, deren Preis inklusive Porto bei ungefähr 14 € liegt. Natürlich muss man dan auf deutsche Untertitel oder Synchronisation verzichten, aber Hagen ist auch nicht gerade ein großer Redner, der Haupteil des Filmes kommt daher nahezu gänzlich ohne Dialoge aus.

 

White God ist eine der schönsten und beeindruckensten Filmentdeckungen
die ich jemals gemacht habe.

 

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