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(Australien 1979)
Blutdurst

Regie: Rod Hardy

Produzent: Antony I. Ginnane

Musik: Brian May

Darsteller: Chantal Contouri, Shirley Cameron,
Henry Silva, David Hemmings, Robert Thompson

 

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Die junge und hübsche Kate Davies (Chantal Contouri) wird eines Tages entführt und findet sich in einem alten Herrenhaus inmitten eines riesigen Parks wieder. Hier, in einer Umgebung die sehr stark an die britische TV-Serie „Number 6“ erinnert, eröffnet man ihr, dass es sich um eine Kommune moderner Vampire handelt und sie, da sie die letzte lebende Nachfahrin der berühmten Blutgräfin Elizabeth Barthory ist, in selbige eingeführt werden soll. Geleitet von der unheimlichen Mrs. Barker (Shirley Cameron) und dem recht sympathischen Dr. Fraser (David Hemmings) benutzen diese 70er Jahre Blutsauger modernste, von einem Dr. Gauss ( Henry Silva) entwickelte, Techniken um ihrem Melkvieh – zombieähnlich dahinschlurfenden jungen Leuten – den Lebenssaft zu entziehen und sich damit ewiges Leben zu erkaufen.

thirst03Mehr über den Inhalt zu verraten würde Euch sicherlich den Spaß an dem Film verderben, denn er lebt auch von den vielen kleinen Überraschungen, die uns Regisseur Rod Hardy, der mittlerweile vorwiegend in den USA als TV-Regisseur arbeitet, hier in seinem Erstling aus dem Jahr 1979 präsentiert. Produziert wurde dieses kleine Meisterwerk übrigens von Antony I. Ginnane, der in den 70er und 80er Jahren nahezu alleine für den Aufstieg des australischen Exploitationfilmes verantwortlich war und dem wir Werke wie „Patrick“ oder „Turkey Shot“ zu verdanken haben (siehe auch die hervorragende Dokumentation „Not quite Hollywood“).

Wo wir gerade „Down under“ sind, generell sind australische Filme aus dieser Zeit einen riskierten Blick wert. Denn während in den USA Ende der 70er mit Filmen wie „Dawn of the Dead“, „Friday the 13th“ und „Halloween“ eine neue Welle von Horrorfilmen startete, die dann auch sehr schnell in den immer gleichen Mustern erstickte, überraschten die Kangaroohs mit einem ganz eigenen Blick auf das Phantastische Genre.

thirst05Regisseure wie Peter Weir („The cars that ate Paris“, The Plumber“, Picknick at Hanging Rock“), George Miller (“Mad Max”-Serie) oder Russel Mulcahy (“Video killed the radio star”, “Razorback”) schufen in dieser Zeit ihre ersten Meisterwerke und brachten den Inselkontinent, Jahre bevor Peter Jackson seine erste 16mm Kamera in die Hand bekam, in das Bewusstsein der Fans.

Für mich zumindest war der Hinweis „Australien“ (wozu natürlich auch Neuseeland zählte) im frühen Videozeitalter ein fast untrügliches Zeichen für intelligentes und etwas anderes phantastisches Kino.  Das lag zum einen an den (filmisch) noch unberührten Landschaften, der ganz eigenen Mythologie (Aboriginis) und den unverbrauchten Schauspielern, wie zum Beispiel Mel Gibson, Richard Chamberlain, Russel Crowe oder Nicole Kidman, zum anderen aber auch an einer ganz eigenen Art klassische Filmsujets neu zu interpretieren.

thirst04Das bringt uns nun schließlich wieder zurück zu „Thirst“, der ja in seinem Herzen ein zeitgenössischer Vampirfilm ist, aber im Gegensatz zu z.B. Hammers Versuchen in dieser Richtung, nicht den klassischen Blutsauger präsentiert. Die Vampire in Hardys Film bezeichnen sich selbst als die Spitze der Aristokratie, ihre Zähne sind von normaler Form und Spiegel oder Kruzifixe stören sie nicht mehr als normale Menschen auch.  Ihre geheime Gesellschaft ist gut durchorganisiert, die Zapfstellen technisch auf höchstem Niveau und auf Effektivität ausgelegt. Sicherlich ziehen sie bei speziellen Zeremonien auch mal künstliche Eckzähne an und trinken direkt aus der Quelle – natürlich nicht ohne die Bißstelle vorher zu desinfizieren -, aber solcherlei Eskapaden dienen eher der Show. Normalerweise erfolgt die Versorgung mit dem abgezapften Lebenssaft aus praktischen und umweltfreundlichen Tetra-Packs.  

Diese –und viele andere – neue Ideen präsentiert uns der Film in, auch heute noch, erstaunlich modern wirkender Bildsprache, was natürlich auch damit zu tun hat, dass er zu 95 % an Originalschauplätzen gedreht wurde und deshalb „echt“ wirkt. Speziell das alte Herrenhaus und der dazugehörige Park, die, laut Audiokommentar, zu einer historischen Anlage in der Nähe von Melbourne gehören, wirken höchst beeindruckend.

thirst07Auch schauspielerisch bekommt man hier nur erstklassiges geboten. Die Leistung der Hauptdarstellerin  Chantal Contouri, die erstaunlicher Weise nicht sonderlich viele Einträge in ihrer Filmografie hat, ist höchst beeindruckend, speziell da der ganze Film hauptsächlich aus ihrer Sicht erzählt ist und sie somit nahezu ständig im Bild ist. Ebenso überzeugend wirkt Shirley Cameron die als Cheffin der Vampirsekte so richtig schön „creepy“ (es gibt einfach kein besseres deutsches Wort dafür) wirkt und der man bereits nach wenigen Filmminuten die Pest an den Hals wünscht.

In wichtigen Nebenrollen findet man außerdem die beiden Weltstars Henry Silva und David Hemmings, deren Namen erstaunlicher Weise auf dem Cover der BluRay noch nicht einmal erwähnt werden. Es ist sicherlich nicht so, dass die beiden heutzutage noch einen wirklich großen Namen hätten, aber den ein oder anderen Fimfan hätten sie sicherlich zum Kauf animieren können.

thirst02Eine kleine Überraschung ist der, mehr oder weniger als Cameo zu bewertende, Auftritt von Robert Thompson, der Fans von 70er Jahre Horrorfilmen sicherlich als Patrick aus dem gleichnamigen Film von 1977 bekannt sein dürfte. Diesmal hat er sogar einige Dialoge, von der Mimik her entspricht seine Leistung aber der, die er als Komapatient im genannten Film geboten hat.

Letztlich ist noch die Musik von Brian (Ich bin nicht der Gitarrist von Queen) May, der hier wieder einmal einen großartigen Score abliefert, zu erwähnen. Genrell ist dieser Komponist, der unter anderem auch die ersten beiden Mad Max Filme vertont hat und in den 80ern der Goto-Guy für phantastische B-Movies war, eine Wiederentdeckung für Filmmusikfans wert, schafft er es doch mit vergleichsweise geringen Mitteln und kleinem Orchester immer wieder überraschend ausgefeilte Scores zu komponieren.

thirst06Die BluRay-Version des Filmes überzeugt mit einem verblüffend scharfen Bild ohne in die Abgründe der Überfilterung zu versinken, die ja viele Neuveröffentlichungen von Filmen dieser Periode plagt. Die Farben wirken natürlich und die Bilder plastisch. Als Extras präsentiert uns Schroeder-Media auf der Scheibe, neben dem Trailer, noch einen – im Audiomenue versteckten und nicht näher bezeichneten – Audiokommentar mit Regisseur und Produzenten des Filmes aus dem Jahr 2002, der nahezu überläuft von kleinen Anekdoten über die Dreharbeiten und speziell auch der Filmszene in Australien der 70er Jahre. Filmhistorisch rechtfertigt alleine dieses Gespräch den Kauf der Scheibe, dass es nebenher auch noch einen erstklassigen vergessenen Horrorfilmklassiker als Bebilderung gibt, sorgt von meiner Seite aus für einen absoluten Kaufbefehl.

„Thirst“ gehört – speziell in dieser Fassung – in jede gut sortierte Horrorsammlung.

dia 

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