Casualties of War (1989) Bereits im Handel erhältlich
Vietnam! Ein Trauma, dass lange in den Köpfen der Amerikaner haften blieb und, insbesondere in den 70ern und 80ern, zu einem erhöhten Auswurf an Kriegsdramen führen sollte. Die Bekanntesten sind Zweifelsohne Apocalypse Now, Full Metal Jacket, Die durch die Hölle gehen und Platoon. Und nein, Rambo II - Der Auftrag zählt nicht zur Kategorie Kriegsdrama. Im Jahr 1989 sollte jedoch ein Film entstehen, der heute leider in Vergessenheit geraten ist. Die Rede ist von (Ihr werdet es kaum erraten) Die Verdammten des Krieges. Brian De Palma, den man damals noch getrost als Meister seines Fachs bezeichnen konnte, schuf hiermit eine unangenehme Sicht auf die amerikanische Geschichte. Und darin liegt wohl auch der Grund, warum nur wenig zahlende Kunden das Kino damals betraten. Wir begleiten den erst seit kurzem in Vietnam stationierten Soldaten Eriksson (Michael J. Fox), der mitansehen muss, wie sein Vorgesetzter Sergeant Meserve (Sean Penn) und dessen Männer nach dem Tod eines Kameraden den Bezug zur Realität verlieren. Voller Hass auf den Feind entführen sie ein junges Bauernmädchen um es zu vergewaltigen und notfalls auch umzubringen. Eriksson versucht verzweifelt seine Kameraden umzustimmen. Doch insbesondere Meserve und seine rechte Hand Corporal Clark (grandios irre: Don Harvey) lassen sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen… Und hier liegt dann wohl auch der Grund für das Scheitern an der Kinokasse. Zwar zeigt jeder zweite Antikriegsfilm die Entfremdung der Menschlichkeit in jungen Soldaten, deren Gefühle zwischen Todesangst und Hass pendeln. Doch Vergewaltigung seitens der guten Amerikaner – und dann noch basierend auf wahren Begebenheiten - soviel Realismus wollten die Menschen damals im Kino lieber nicht sehen. Und das ist sehr schade, denn sowohl von Inszenierungsseite (inklusive De Palma typischen, langen Kamerafahrten und Plansequenzen), als auch an der Darstellerfront ist „Casualitys of War“ ein ganz toller, ja, wichtiger Film. Und so sehen wir hier Michael J. Fox in einer seiner wenigen Auftritte abseits des Popcornkinos. Quasi der Versuch, als ernsthafter Schauspieler wahrgenommen zu werden. Doch das magere Einspielergebnis (gute 18 Mio Dollar) und seine kurz darauf ausbrechende Parkinsonerkrankung machten diesen Plan zunichte. Über Sean Penn in der Kotzbrockenrolle brauche ich wohl nicht viel zu sagen. Diese füllt er, wie so oft, mit Bravour aus. Besonders beängstigend ist allerdings Don Harvey, dem man den durchgeknallten Vergewaltiger sofort abkauft. Ein Lob, dass er bestimmt gerne hört. Ach ja, der Soundtrack stammt übrigens von Ennio Morricone – noch Fragen? Klar gibt es die – zum Beispiel zur deutschen Synchro. Diese ist zwar gewohnt hochwertig, aber auch ungewöhnlich. So wurde Fox nicht wie gewohnt von Sven Hasper, sondern von Frank Schaff vertont. Diesen kennt man als Stimme von Ethan Hawke. Stört aber nicht weiter, da beide in etwa die gleiche Tonhöhe treffen. Problematischer wird’s da bei Penn, der hier von Uwe Jellinek gesprochen wird. Wäre nicht weiter schlimm, doch Stammsprecher Tobias Meister ist hier auf John C. Reilly zu hören, was anfangs ein wenig Verwirrung stiftet. Kommen wir nun zur BluRay. Und wieder einmal kann ich nur sagen: „DANKE, DANKE, DANKE, KOCH MEDIA!“ Die Blu-Ray Collectors Edition kommt gleich mit 2 Discs daher. Auf der Einen befindet sich der Film im Extended Cut, der um zwei Dialogszenen erweitert wurde, die zwar nicht verkehrt sind, den Film aber nicht unbedingt weiterbringen. Diese Szenen sind nicht synchronisiert. Die zweite Disc beinhaltet neben der Kinofassung (die tatsächlich von einem deutschen Master stammt!) noch den Kinotrailer, ein Interview mit Michael J.Fox und ein Making Of. Ich jedenfalls bin hiermit wunschlos glücklich.
Fazit: Grosses Hollywood-Kino, das nie die verdiente Anerkennung bekam, die ihm zusteht. Dank Koch Media kann man dieses Defizit nun aber tilgen und Papi unter den Gabentisch ein waschechtes Kriegsdrama legen. Packend! Chrischi
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