Der sechsjährige Sohn von Mark (Thomas Jane) und Jessie (Kate Bosworth) ist tödlich verunglückt. Relativ zügig adoptieren sie den siebenjährigen Cody (Jacob Tremblay), der allerdings über seltsame Fähigkeiten verfügt und das ohnehin sehr schwache Familiengefüge (und nicht nur das) zum Wanken bringt.
Geisterfilm, Familiendrama, Monsterfilm oder ein weiterer PG13-Exorzist? „Before I wake“ versucht eine Mischung aus allem zu sein und das gelingt auch zum großen Teil recht vernünftig. Mit Thomas Jane und Kate Bosworth haben wir zwei großartige Darsteller, die den noch lange nicht verarbeiteten Verlust, den ihre Figuren erlitten haben glaubwürdig zum Zuschauer transportieren. Während Jessie in einer Selbsthilfegruppe ihren Frieden zu finden versucht, ist Mark eher dabei eine Mauer um sich herum aufzubauen. In dieser einleitenden Phase funktioniert der Film erstaunlich gut, doch schon bald gilt es die erste Hürde zu überwinden, denn nun kommt es zur Adoption des kleinen Cody.
Hmmmh?
Mal davon abgesehen, dass es aus den Akten unseres Pärchens offensichtlich sein sollte, dass sie – gerade einmal ein bis zwei Jahre nach dem Tod ihres Sohnes – sicherlich nicht in der Lage sein werden einen in etwas gleichaltrigen Jungen zu sich zu nehmen, wird uns Cody auch noch als ein Kind vorgestellt, dass bereits durch drei Adoptivelternpaare gegangen ist. Dass von diesen sechs Personen drei mittlerweile vermisst werden, scheint auch kein größeres Problem darzustellen.
Okay, okay – ich hab auch bei dem Kühlschrank in Indiana Jones IV (Ja, es gab einen vierten Teil) akzeptiert, dass ich mich jetzt in einer Zauberwelt befinde, bei einem Film, in dem es um reale Probleme und Menschen gehen soll allerdings habe ich Schwierigkeiten. Aber gut, eine Stolperstelle kann man überwinden, speziell, weil der Film jetzt recht zügig zur Sache kommt.
Kurz nachdem Codi in das riesige Haus der Familie eingezogen ist, stellen unsere Helden fest, dass der Junge einen ziemlich überraschenden Vorrat an Coffeintabletten und Cola mit sich rumschleppt. Keinen Freddy Krueger vermutend, nehmen sie ihm den Vorrat einfach ab und schieben dieses Verhalten auf eine normale Auffälligkeit aufgrund des Umgebungswechsel.
Sag mal Film, willst du mich eigentlich verarschen?
Wie kann sich eigentlich ein Pärchen mit einem offensichtlich gemeinsam zweistelligen IQ solch ein Haus leisten? Sicher, wir sehen Mark einmal einen A1 Plan auf einem Tischchen ausrollen, aber einen festen Job scheinen die beiden nicht gerade zu haben. Andererseits ist es ja auch von Vorteil, wenn Menschen mit einem solchen Einfühlungsvermögen nicht in verantwortungsvollen Posten arbeiten. Man stelle sich mal vor solch ein Dummkopf würde eventuell US-Präsident, gar nicht auszudenken, was uns dann erwarten würde.
Codi – jetzt ohne Coffein – muss dementsprechend dann auch mal schlafen und nun beginnen unheimeliche Geschehenisse sich zu ereignen tun.
Leuchtende CGI-Schmetterlinge erscheinen im Wohnzimmer, verwandeln sich in beissende Motten und verschwinden dann wieder ins Nichts. Als dann auch noch der Geist des verstorbenen Sohnes erscheint, wird der Film dann doch fast noch richtig gut. Langsam finden nun auch unsere Protagonisten heraus, dass sich all diese Dinge immer dann ereignen, wenn Codi schläft.
Ich schätze mal Hitchcock hätte das etwas anders gelöst.
Trotzdem, all das ist noch verzeihbar. Leider aber gibt es zu Beginn des letzten Filmdrittels eine Szene, die mich nahezu aus dem Kino getrieben hätte. Ohne zu viel zu verraten, es geht um eine Reaktion des Jessie Charakters auf ein einschneidendes Erlebnis, die so fern ab jeglicher menschlicher Gefühlsregung ist, dass sie auch dem letzten Soziopathen als unecht vorkommen muss.
Dieses Drehbuch ist ein perfekter Anwärter auf eine goldene Himbeere. Auch wenn wir im Horrorgenre in den letzten Jahren nicht gerade von guten Geschichten und Figuren verwöhnt worden sind, so stellt dieses Script von Regisseur Mike Flanaganund Jeff Howard, einen ziemlichen Tiefpunkt dar.
In seinen besten Momenten erinnert der Film an Tobe Hoopers Poltergeist, in seinen schlechtesten an eine fast schon pornographisch anmutende Nummernrevue – eine Art best of des gerade populären netten Feierabendgruslers. Wem das reicht, der kann sicher einen vergnüglichen Abend verleben, ich persönlich hätte mir einen weiteren Arbeitsgang beim Drehbuch gewünscht, um die oben erwähnten Stolperfallen zumindest ein wenig auszugleichen.
Rein visuell und akustisch hat der Film sicher seine Momente, er verzichtet wohltuend auf überflüssige Jumpscares, einige der gruseligen Szenen lassen die geübte Hand des Regisseurs, der sich ja mit Occulus und dem aktuellen Quija-Sequel als PG13-Gruselspezialist bewiesen hat, erkennen. Leider aber findet sich auch nichts originelles hier und da helfen auch die beiden großartigen Hauptdarsteller nicht, die übrigens mal ein Wörtchen mit ihren Agenten reden sollte.