What we become (2016)SorgenfriRegie/Buch: Bo Mikkelsen Darsteller: Mille Dinesen, Marie Hammer Boda, Troels Lyby
Nun ist es also so weit, dass ich unsere feste Regel „Wir beginnen die Kritik immer mit dem Originaltitel“ brechen muss, aber ihr hättet wahrscheinlich erstens an meiner Rechtschreibung gezweifelt wenn als Titel „Sorgenfri“ aufgetaucht wäre und zweitens hätte sicherlich niemand auf weitergeclickt. Wobei es mich nicht wundern würde, wenn die Ironie des Originaltitels so gewollt ist, denn schließlich ist die dänische Sprache der deutschen doch recht nahe und der Ort der Handlung des vorliegenden Filmes – eine nahezu spielbergische Vorstadtsiedlung – spiegelt zumindest anfangs eine sorgenfreie Idylle vor. Das ändert sich allerdings recht schnell, wenn eines nachts militärisch ausschauende Laster durch die Ortschaft brettern und in Schutzanzüge gehüllte gesichtslose „Soldaten“ den Ort unter Quaratäne stellen und alle Häuser einzeln in Folie einpacken. Fortan stecken wir mit unseren Protagonisten, einer vierköpfigen Familie, in ihrem Haus fest und sind ebenso klug wie sie, während die Situation immer unangenehmer wird. Durch Löcher in der Plane bekommt unsere Familie mit, dass kranke Menschen mit Waffengewalt aus ihren Häusern geholt und in LKWs verstaut werden. Ohne jetzt zu viel zu spoilern – natürlich geht es in „What we become“ um eine Zombiekatastrophe, das Cover macht da ja auch keinen Hehl draus. Aber ebenso wie im vorigen Jahr „Maggie“ mit Arnold Schwarzenegger, bewegt sich auch hier die Handlung eher im dramatischen Bereich, hat aber – glücklicherweise – nicht diese komplett depressive Atmosphäre. Auch wenn es fast eine Stunde dauert, bis der Film die Kammerspielatmosphäre ablegt und der Zuschauer den ersten Zombie in Nahaufnahme zu Gesicht bekommt, so löst der Film ab diesem Punkt zumindest effektmässig sein FSK16-Versprechen zumindest noch ein und bietet die ein oder andere Splatterszene. Trotzdem sind es eher die ruhigen Szenen, der langsame Aufbau und die Konfrontationen der Charaktere untereinander, die den Reiz von „Sorgenfri“ ausmachen. Zum Beispiel begeht unser Held, der Sohn der Familie, in der Mitte des Filmes einen folgenschweren Fehler, der die - bis zu diesem Zeitpunkt relativ kontrollierte Katastrophe – erst ins Chaos verwandelt, wovor ihn sein Vater – natürlich unter ganz anderen Voraussetzungen – gewarnt hatte, was in späteren Szenen dann wieder zum tragen kommt. Solcherlei detaillierte Charakterzeichnungen ziehen sich durch den ganzen Film, was dann dafür sorgt, dass das Ende sehr wuchtig daherkommt, man also das Gefühl hat, dass sich das Warten durchaus gelohnt hat. Trotzdem wird der Film es hierzulande natürlich schwer haben, da er halt nicht nur inhaltlich sondern auch von der Inszenierung her nicht dem Massengeschmack verpflichtet ist. Denn in jeder einzelnen Einstellung bemerkt man, dass es sich um einen skandinavischen Film handelt, was natürlich an Landschaften und Leuten liegt, aber auch in der Art wie Dialoge sich „anfühlen“ und in einer eher „unterkühlten“ Bildsprache, selbst wenn sich ab und an nahezu beeindruckende Visuals finden lassen. Zusätzlich ist der Horror des Filmes auch – wie erwähnt – nicht sonderlich plakativ, sondern eher bedrückend und unangenehm, was weder der Freddy Krueger-Generation noch den Saw-Jüngern so richtig gefallen dürfte. Von mir gibt es auf alle Fälle eine dicke Empfehlung. Wer sich auf meine Reviews hin Filme wie Antichrist, den Nachtmahr oder The VVitch angesehen hat und mich nicht mit langen Messern verfolgen wollte, der dürfte auch hier zufrieden sein, die anderen sollten sich die Kohle sparen und schonmal für 5 x SawVIII zurücklegen. dia
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