Jason goes to Hell – The Final Friday (1993) Regie: Adam Marcus
„Der Schöpfer des Originals
Jawoll! Vier ganze Jahre musste man als Jason Fan damals warten auf einen neuen Einsatz am Crystal Lake. Paramount trat das Franchise an New Line Cinema ab, deren andere Horrorikone bereits 1991 totgesagt war. Genau, wir reden hier von Fred Krueger, dem Elmstreet-Schlitzer, dessen Sequels ebenso wie bei Jason von höchst unterschiedlicher Qualität waren. Mit „Freddys Finale“, dem sechsten Teil sollte dieser nämlich zu Grabe getragen werden. Er wurde zwar 1994 von Wes Craven im enttäuschenden „Wes Cravens New Nightmare“ ein vorerst letztes Mal reanimiert; mit der eigentlichen Reihe hatte dieser Film jedoch nur noch recht wenig zu tun. Nachdem Jason zuvor bereits sein endgültiges Ende in der Kanalisation Manhattans fand, hatte man bei New Line nun die rettende Idee, wie man sich aus dieser Misere befreien konnte: Man ignorierte einfach den geistigen Dünnschiss des Vorgängers. Der „Schöpfer des Originals“ Sean S.Cunningham kehrte übrigens nicht, wie angepriesen, als Regisseur zurück, sondern lediglich als Produzent. Immerhin durfte Harry Manfredini wieder den Soundtrack komponieren. Das Regiezepter schwang diesmal Adam Marcus, dessen grandiose Karriere als Director bis heute ganze fünf Filme umfasst (wobei der Fünfte ein Kurzfilm ist, dessen Status seit 2012 auf „filming“ steht!). Wohin die Reise geht, zeigt aber einer seiner Drehbuchcredits. Hier finden wir nämlich das Meisterwerk „Texas Chainsaw 3D“. Ich hab jetzt schon keine Lust mehr. Dabei fängt alles so verheißungsvoll an. Eine junge Frau fährt allein mit ihrem Cabriolet an den Crystal Lake. Dort scheint die gute eine große Ferienwohnung gemietet zu haben (alleine???). Egal, nach knapp vier Filmminuten darf die Schönheit ihre Hüllen fallen lassen um zu baden. Es dauert jedoch nicht lange und Jason taucht auf. Ja, er ist wieder da. Kein Wort über Manhattan. Was in Manhattan passiert, bleibt in Manhattan. Angeblich gibt es einen Comic, der seine Rückkehr erklärt, interessiert mich aber eigentlich nicht die Bohne. Die Freude über Jason back to the roots ist zwar groß, ein Manko ist aber unübersehbar: Jasons Maske gehört zu den schlechtesten Effekten dieses Streifens. Sein Schädel hat die Größe eines Marsianers bei Tim Burton. Auch sein Blaumann, der ihn wie einen deformierten Klempner wirken lässt, wirkt irritierend. Egal, Kane Hodder is back und wir dürfen uns auf Wald- und Wiesen-Geschnetzel freuen. Doch halt! Nach ziemlich genau sechs Filmminuten gehen plötzlich Scheinwerfer an und eine Spezialeinheit, bestehend aus mehreren Dutzend Laiendarstellern, springt aus dem Nichts und feuert aus allen Rohren auf den ollen Kartoffelkopp. Schlussendlich jagen sie ihn auch noch in die Luft. Unfassbar, in welcher Geschwindigkeit man Atmosphäre zerstören kann. Somit haben wir den kürzesten Jasonfilm aller Zeiten. Doch hier stellt man sich unweigerlich die ersten Fragen: - Wo kommen diese Knallchargen her? - Wieso hat Jason die nicht bemerkt? - Warum muss die Dame blank ziehen und Badewasser einlaufen lassen, wenn sie doch als Köder für Jason dienen soll? Tötet er nur Badegäste? Fragen über Fragen. Die Antwort lautet ganz schlicht: Weil Adam Marcus sowohl als Regisseur, als auch als Drehbuchautor ein Stümper ist. Co-Autor Jay Huguely (welch ein Name), seines Zeichens Drehbuchautor für Fernsehserien, hätte man damals wegen Beihilfe verhaften lassen sollen. Denn was jetzt kommt, ist KEIN Jasonfilm mehr! Richtig gelesen. New Line erwarb das angeschlagene Franchise von Paramount und überlegte sich, mit welcher tollen Idee man es wiederbeleben könnte. Das Interesse an „Hockeymaskenkiller jagt Teenies“ schien ja nicht auszureichen, um die Fans ins Kino zu locken, richtig? Falsch! Es lag nicht am Konzept der Reihe, dass niemand mehr kam, sondern an der mangelnden Qualität der Sequels. Wer will schon Jason schlurft durch Vancouver sehen? Oder Krankenwagenfahrer mit Eishockeyfetisch? Richtig! Keine Sau! Das, was nach den ersten sieben Minuten folgt, versuche ich mal in Kurzform wiederzugeben. Warum in Kurzform? Weil ich sonst Hirnblutungen bekomme. Und für „Jason goes to Hell“ möchte ich noch nicht zur Hölle fahren. Es reicht, wenn er das macht. Jasons Einzelteile kommen jedenfalls zum Pathologen, der einige billige Witze reißt, während er Jason begutachtet. Plötzlich beginnt Jasons sauber rausgesprengtes Herz zu schlagen und versetzt den Arzt in eine Art willenlosen Zustand (Jasons Hypnoseherz?). Was nun kommt, ist völlig logisch: Der Pathologe beisst in das Herz und ist fortan von Jason besessen. Kreisch! Jason ist also ab jetzt ein dunkelhäutiger, dicklicher Mann um die 50. Cunningham und Marcus, ihr wisst genau was Jason Fans wollen. By the way... fresst Scheisse! Erklärt wird Jasons weiteres Vorhaben im Laufe des Films von Creighton Duke (Steven „21 Jump Street“ Williams), einem unsympathischen Kopfgeldjäger, dessen Fachwissen über Jason unerklärt bleibt. Dieser erzählt uns nämlich (bzw. einem Reporter), dass Jasons Körper völlig unwichtig sei für dessen Existenz. Stattdessen ist er ein schleimiger Wurm, der von Körper zu Körper reist. Wie wir später erfahren muss er solange von Wirt zu Wirt wandern, bis er in einem noch lebenden Verwandten zu neuem Leben wiedergeboren wird. Was folgt ist in weiten Teilen ein offensichtlich als „The Hidden“-Sequel entworfenes Drehbuch, welches mit wenigen Handgriffen zu einem Jason Film umgeschrieben wurde. Und hier haut Hinten und Vorne nichts hin. Wer die ersten Teile gesehen hat weiß, dass der Ort nahe dem Crystal Lake ein kleines, verschlafenes Kaff war. In diesem Film gibt es vor Ort sogar einen Fernsehsender. Und noch besser... Jason hat noch lebende Verwandte, die er jetzt zu jagen beginnt? In Teil 9? Und vorher waren die ihm egal? *Kopfaufdentischhau* Doch dann kommen sie plötzlich, die Camper, auf die wir in einem solchen Film warten. Doch leider sind es nur derer Drei. Und diese sollen laut urbaner Legende nachträglich in den Film eingefügt worden sein, da die Testscreenings katastrophal waren. Wenigstens gibt es jetzt ein viel zu kurzes Camp-Intermezzo samt Rumgevögel und Schlitzattacke. Und hier fallen drei Dinge auf: 1. Es gibt sowohl weibliche, als auch männliche, nackte Haut. Regisseur Marcus wollte nämlich ausgleichende Gerechtigkeit. Ein absoluter Fail, denn auch wenn es viele weibliche Horrorfans da draußen gibt, die wenigsten stehen auf Jason Voorhees. Wozu also? 2. Selbst in der R-Rated Fassung sieht man hier wesentlich mehr als in den Teilen 2 bis 8. Die ebenso erhältliche Unrated-Fassung ist sogar sensationell blutig beim finalen Campermord und macht richtig Spaß, bis... 3. ...einem wieder bewusst wird, dass ein dicklicher, dunkelhäutiger Mann eben kein Jason ist. Und somit kommt auch kein richtiges Jasonfeeling auf! Und so hangelt man sich von Splatter- zu Splatterszene, muss dem ollen Duke dabei zusehen, wie er seine Informationen nur preisgibt, wenn er dafür einen Finger brechen darf... bitte, was? Richtig gelesen. Um den Ekelhaushalt am Laufen zu halten, darf der Quint-Ersatz dem Hauptdarsteller mehrere Finger brechen? Warum? Das weiß niemand. Es soll anscheinend witzig sein. Und hier haben wir ein weiteres Problem von „Jason goes to Klosett“: Die Witze im Film sind lahm und albern. Nebenbei gibt es noch viele, viele ach so lustige Anspielungen auf andere Filme wie das „Myers Haus“ oder das „Necronomicon“ oder aber eine Kiste „Arctic Expedition“ von einem Herrn Carpenter. Selten so gelacht. Adam Marcus, schau bitte nochmal Teil 6, der zeigt Dir, wie man mit ironischen Spitzen einen guten Jason-Film drehen kann. Vor allem einen Film MIT Jason!!!! Gegen Ende und einige Todesopfer später fährt der Jason-Wurm dann in einen Verwandten und wird wiedergeboren, aber.... Argh....ich fasse es nicht...... 1. Der Verwandte (bzw die Verwandte) ist tot! Mausetot! Wieso funktioniert das dann? Hier widerspricht der Film sich selbst. 2. Jason wird wiedergeboren als eben der Schrumpeljason vom Beginn des Films. Warum? Das macht keinen Sinn. Sollte er jetzt nicht wieder aussehen wie ein Mensch? Wenige Filmminuten später darf Jason dann auf unfassbar unspektakuläre Weise wirklich zur Hölle fahren. Er bekommt nämlich das sagenumwobene Anti-Jason-Zaubermesser in die Brust und versinkt im Lichtblitzgewitter im Boden (da sollten lieber die Filmemacher versinken!). Zu guter Letzt greift dann noch Freddy Krügers Arm aus der Erde nach Jasons Maske... Ha Ha Ha... toller Schlussgag. Und somit habe ich den schlimmsten Jason-Film überstanden. Richtig gelesen. „Jason goes to Hell“ ist mit weitem Abstand der schlechteste Jason Teil aller Zeiten. Eine Beleidigung an jeden Fan. Da helfen auch die vielen guten (Camper) und schlechten (Maske) Effekte aus der KNB-Schmiede nix. Dieser Film ist einfach Rotz. Nein, er ist schlimmer. Er ist wie flüssiger Stuhlgang in einem Kaviarporno...einfach nur bäääh (Kaviarpornos sind ohnehin bääääh!). Jetzt zu den deutschen Veröffentlichungen: Die alte VHS-Fassung von Marketing war R-Rated mit zusätzlicher Minizensur an einer Stelle. Die DVD von Warner kam dann erstaunlicherweise in der kompletten Unratedfassung. Manch Einer schimpft über deren Qualität, mir ist aber nichts wirklich Negatives aufgefallen. Die BluRay allerdings, die es nur mit „Jason X“ im Doppelpack gibt, beinhaltet wieder nur die R-Rated Version. Kundenverarsche Marke Warner. Kommen wir zum Urteil...
Fazit: Schlimmster, brechreizerregender Teil einer Kultreihe. Auch wenn mir das jetzt niemand glaubt, ich schmeiße den ein oder anderen schlechten Teil trotzdem gern in meinen Player. Diesen hier jedoch nicht. Der Film ist durch die Bank weg schlecht und peinlich. Einzig die Splattereffekte sind einen Blick wert. Doch die entschädigen nicht für die bleibenden Schäden, die dieser Streifen hinterlässt. Jason, wärst Du mal in New York geblieben. C. Jürs Alle Reviews unseres Summer-Camp-Specials findet ihr hier. :)
|
- Hauptkategorie: Film