oder "2012 - 2" Regie: Brad Peyton Darsteller: Dwayne Johnson, Carla Gugino, Alexandra Daddario, Paul Giamatti
Ein Wort zur Warnung vorab – bei diesem Werk handelt es sich nicht um einen wirklichen Film. Es ist viel eher die moderne Variante des römischen Zirkus, in dem an statt wohlgenährter Christen Hochhäuser und andere Bauwerke den Löwen vorgeworfen werden, um das zahlende Publikum zu unterhalten. Das meine ich noch nicht einmal negativ, denn solcherlei filmische Zerstörungsorgien sind bereits seit den Kindertagen des Kintopps bekannt und erfüllen ihren Zweck perfekt. Aber stand bei Filmen wie D. W. Griffiths „Intolerance“ (1916), den „Ten Commandements“ von Cecile B. de Mille (1926/1955) oder der Katastrophenfilmwelle der 70er Jahre („Earthquake“, „Towering Inferno“ usw.) immer noch eine Geschichte im Vordergrund, bei der das Spektakel sozusagen nur das Dressing war, verzichten heutige Vernichtungsorgien wie „2012“ oder das vorliegende Meisterwerk komplett auf diesen Schmuck. Selbst die Hauptcharaktere machen diesmal den Eindruck, als häbe irgendwer einfach das Drehbuch zu Roland Emmerichs früherem Film genommen und nur die Katastrophe ausgetauscht. So finden wir diesmal Dwayne „The Rock“ Johnson als Leading Man, der in gefühlt hunderte von „Wow, das war knapp“-Situationen gerät, nebenher seine kaputte Familie wieder zusammenkittet und ein Trauma überwindet. Wo John Cusack beim deutschen Katastrophenfilmer ein Flugzeug zwischen einstürzenden Wolkenkratzer hindurchmanövrierte, darf der Fels selbiges hier mit einem Helikopter probieren. SPOILER Es gelingt.
Auch die Effektsequenzen als solches sind nahezu austauschbar – würde man sich die Mühe machen Szenen aus dem einen in den anderen Film zu schneiden bedürfte es schon eines Adlerauges um zu erkennen, was woher stammt. All das mag jetzt vielleicht etwas negativ klingen, aber insgesamt ist „San Andreas“ eine unterhaltsame Popcornverkaufshilfe, die von Zuschauer eigentlich nur fordert, dass er alles, was er über Physik oder Humanmedizin weiß, für zwei Stunden aus seinem Denkmuskel verbannt und sich der Macht von Bild und Ton hingibt. Das sollte allerdings recht fix geschehen, denn bereits nach 5 Minuten hängt das erste Auto auf unmögliche Weise in einer Felswand und bei der Befreiung der weiblichen Insassin lernt man das in diesem Film Menschen scheinbar aus Titanstahl bestehen und alleine durch schiere Armkraft nahezu alles vollbringen können. Das ist dann sozusagen der „Indy im Kühlschrank“-Moment von „San Andreas“ und wenn man den überwunden hat, ist man auch bereit dem Rest der Zerstörungsorgie zu folgen, die sich dann auch weiterhin kaum Zeit nimmt. Nach 18 Minuten bereits ist der Hoover-Damm Geschichte und "The Rock" als alleiniger Retter der Menschheit unterwegs. So eingestellt hat man auch wirklich Freude an all dem in Zeitlupe fallenden Beton, den plötzlich wieder verschwindenden Staubwolken, den so lange wie gerade nötig stabil bleibenden Hochhäusern und einer ganzen Menge an „Propeller-Guys“ (wir erinnern uns gerne an den zu Jubelstürmen hinreißenden Tod eines Computermännchens in „Titanic“), die auf unterhaltsame Weise den Weg ins Jenseits antreten.Generell sind die Überlebenschancen in "San Andreas" recht gering, so fern man nicht zum näheren familiären Umfeld von Dwayne Johnson gehört oder sich wie Erdbebenspezialist Paul Giamatti alls zehn Minuten unter einem Schreibtisch versteckt. Zwar versucht der Film mit seiner Schlußeinstellung, in der Familie Rock über die zerstörten San Franzisko-Bay blickt, eine US-Flagge gehisst wird und unser Held die magischen Worte: "And now we rebuild" spricht eine Art von Happy End zu bieten, aber da sollte man nicht zu lange drüber nachdenken, denn alleine der Gedanke an die Millionen von Leichen, die noch in den Trümnmern der Städte liegen erstickt jede wirkliche Fröhlichkeit sicherlich im Keim. Bis dahin allerdings hält Regisseur Brad Peyton die Zügel straff in der Hand und gibt dem Kolosseum-Publikum wofür es gezahlt hat. Zusätzlich beweist The Rock wieder einmal mehr, dass alleine seine Anwesenheit einen Film komplett aufwertet. Wo man bei "2012" bei den Aktionen von John Cusack noch schamvoll im Kinositz versinken wollte, glaubt man bei Mister Johnson einfach jede noch so absurde Heldentat, einfach nur, weil der Kerl erzsympathisch ist und uns bereits in seinen ersten Einstellungen bereits als unverletzlicher Superheld präsentiert wird. Gibt es sonst noch was Wichtiges anzumerken? Naja, vielleicht, dass die Darstellerin von Rockys Tochter (Alexandra Daddario) die wahrscheinlich schönsten Augen von Hollywood hat, dass Paul Giamattis Karriere sich nur noch auf Kurzauftritte in Blockbustern beschränkt und dass ein zweiter Teil des Filmes noch für dieses Jahr angekündigt ist. Speziell auf letzteres kann man natürlich sehr gespannt sein.
Zur 3D-Fassung Die plastische Version des Filmes erweist sich als erstaunlich gelungen. Das beginnt mit einem schicken filmischen Trick, bei dem das Auge des Zuschauers anfangs während einer Texttafel durch ein Detail in die Tiefe fokussiert wird und dann bei der Bildöffnung sozusagen von einer ultrarealistischen Naturaufnahme erschlagen wird und wird im Laufe des Filmes tatsächlich so etwas wie ein "Alles fliegt dir um die Ohren"-Film. Nahezu durchgehend wurde hier bei der Bildgestaltung im Auge behalten, dass der Film in 3D gedreht wurde und gerade wenn einem wieder einmal mehr ein Hochhaus sozusagen in den Schoß fällt ist kindische Freude garantiert. Wer die Möglichkeit hat sollte also zur plastischen Fassung greifen.
dia
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