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Die Teuflischen von Mykonos

(Greece 1976)
Island of Death, Ta paidia tou Diavolou, Devil's Island – Die Insel des Schreckens,
Killing Daylight, Cruel Destination


Regie/Buch: Nico Mastorakis

 Kamera: Nikos Gardelis

Darsteller: , , , ,

 


Island of death 023

„Ich werde wahnsinnig!“

 

 

Der heutige Abstecher ins Reich der Inselfilme führt uns ins Mittelmeer, auf die griechische Urlaubsinsel Mykonos. Auf dieses beschauliche Eiland nämlich hat es das Geschwister-Paar Christopher und Celia verschlagen, die sich mehr zugetan sind, als sie sollten. Sie sind deswegen auf der Flucht vor ihrer Mutter, die diese unselige Verbindung zu trennen gedenkt.

Island of death 013Dass die beiden, vor allem Christopher, dabei ziemlich einen an der Waffel haben, offenbart sich schon darin, dass dessen erste Handlung nach Ankunft auf der Insel es ist, die alte Dame in den USA anzurufen, um sie am Liebesspiel der beiden in einer Telefonzelle akustisch teilhaben zu lassen. Der Sprung in seiner Schüssel reicht aber noch weit tiefer; Christopher ist der Überzeugung, von Gott beauftragt worden zu sein, mithilfe seiner Schwester das Böse, das Obszöne, das Hedonistische von der idyllischen Felseninsel zu tilgen. Sie geben sich dafür als frisch verheiratetes Paar aus, das hier seine Flitterwochen verbringt.

Das erste Opfer ist bei einem Besuch in einer Kneipe schnell auserkoren, sie verabreden sich mit einem französischen Maler, den Celia außerhalb der Stadt verführt. Das Liebesspiel muss der Sünder dann mit seinem Leben bezahlen. Doch das ist nur der Beginn ihrer Mission, bei der sie eine mörderische Spur durch den friedlichen Ferienort ziehen und schlussendlich in den Armen eines strammen, aber stummen Schäfer enden...

Als ehemaliger Radio-DJ, Musik-Produzent und Enthüllungsjournalist wusste Regisseur Nikolaos Mastorakis genau, was es braucht, um Aufmerksamkeit auf sich und sein Werk zu ziehen. Schließlich wird es ihm angerechnet, in den 60ern die Popmusik nach Griechenland gebracht zu haben. Er war dazu ein Förderer der Gruppe Forminx mit dem Keyboarder Vangelis Papthanassiou, der später als Komponist von Filmmusik (u.a. "Blade Runner") zu Weltruhm gelangte.

Island of death 007Der größte Coup in seiner Karriere als Journalist war ein Bericht über einen Abend auf der Yacht von Aristoteles Onassis in 1973, an dem auch Teddy Kennedy und Jackie Kennedy zugegen waren. Er konnte hier als erster Journalist in Erfahrung bringen, dass der einflussreiche Reeder die JFK-Witwe ehelichen wird. Er ließ sich später aber auch mit der Militär-Diktatur ein, um in Griechenland eine Fernsehlandschaft aufzubauen. Auch wenn er sich immer wieder für die Redefreiheit einsetzte, war Mastorakis also von jeher eine streitbare Persönlichkeit.

Nach dem Ende der Junta war die griechische Medienlandschaft für ihn verbrannte Erde. Er suchte sein Heil als Filmemacher und inszenierte den hier vorgestellten Film und "Die Todesaugen/To koritsi vomvaTo koritsi vomva", die beide 1976 in den Kinos starteten, verließ das Land aber schon 1975 Richtung London, um sich vornehmlich als Drehbuchautor und Produzent, er arbeitete u.a. an "Der große Grieche/The greek tycoon (1978)" mit Anthony Quinn, zu verdingen. Anfang der 80er ging es dann weiter in die USA, wo er einige B-Movies drehte. Später kehrte er dann nach Griechenland zurück, um doch wieder beim Fernsehen zu arbeiten.

Island of death 016Bei "Die Teuflischen von Mykonos" machte er sich die neugewonnene Freiheit der jungen Demokratie zunutze und brach gleich mehrere Tabus. Als Inspirationsquelle gibt der Regisseur den phänomenalen Erfolg von "Blutgericht in Texas/The Texas Chainsaw Massacre"(1974)" an, weswegen er sich von einem Exploitation-Film die größte Aussicht auf (finanziellen) Erfolg bei wenig Aufwand versprach. Der Film spart nicht mit nackter Haut und Sex, streckenweise könnte man schon von einem Softcore-Film sprechen, würde Mastorakis hier nicht die unheilige Allianz in Verbindung mit teils absurd brutaler Gewalt eingehen.

Es geht um Inzest, Hedonismus, Blasphemie, Ehebruch, Sodomie, Vergewaltigung – hetero- wie homosexuell – und Mord, hier ist alles drin, was auch nur irgendwie geeignet scheint, einen Skandal zu generieren und damit das öffentliche Interesse auf sich zu ziehen. In einer Beziehung erreichte er sein Ziel, denn die zeitgenössischen Kritiker wanden sich angesichts des Gezeigten angeekelt ab. Doch der Erfolg ließ auf sich warten, der Film brauchte einige Jahre, um eine große Fangemeinde um sich zu vereinen und Kult-Status zu erlangen.

Island of death 012Mastorakis engagierte für sein Debüt vorwiegend englischsprachige Darsteller, die gerade eh in Griechenland verweilten. Für die meisten von ihnen stellt der Film den Höhepunkt oder gar einzigen Eintrag in ihrer Filmographie dar. Ausgenommen davon ist die New Yorkerin Jessica Dublin, die sich hier an Natursekt erfreuen darf.

Man kann es daher schon als nur folgerichtig bezeichnen, dass sie, zurück in der Heimat, bei Troma Films untergekommen ist. Es gibt auch eigentlich nichts schlechtes über den Cast zu sagen, sie sind alle voll bei der Sache und scheuen auch nicht vor fragwürdigen Szenen zurück. Das gilt natürlich vor allem für unsere beiden Hauptdarsteller. Als inzstuöses Geschwister-Paar geben sich Robert Behling und Janet Lyle keine Blöße darin, sich zu entblößen und auch allerlei sexuellen Aktivitäten hinzugeben, selbst wenn auch mal ein junges Tier involviert ist. Während Lyle ihre zahlreichen Sex-Szenen mit stoischer Gelassenheit devot über sich ergehen lässt, läuft Behling immer dann zur Hochform auf, wenn er in seinem missionarischem Eifer auf 180 ist und ihm die Adern an den Schlefen pochend hervortreten.

Island of death 004Inhaltlich begnügt sich der Film damit, eine skandalöse Szene an die nächste zu reihen, wobei sich die Geschwister auf ihrem schleichenden Amoklauf um die Insel stetig steigert; hier wird keinerlei Aussage getätigt, das ist Exploitation in Reinform. Dabei verzichtet Mastorakis aber stets darauf, allzu explizit zu werden, überläßt, sei es aus Berechnung oder fehlenden Möglichkeiten, immer der Fantasie der Zuschauer, sich das angedeutete auszumalen. Er blendet aber nicht einfach ab, sondern positioniert meist die Kamera immer so, dass entscheidendes verhüllt wird. Sowieso gestaltet sich die Kamera-Arbeit des Films sehr abwechslungsreich, dabei manches mal sogar sehr innovativ. Neben Sex und Gewalt sorgt auch das dafür, dass der Film zu keinem Moment langweilig wird. Auch die malerischen Seiten der Urlaubsinsel Mykonos wissen Mastorakis und Kameramann Nikos Gardelis ins rechte Licht zu rücken, so dass der Film zwischen seinen exploitativen Eskapaden den Zuschauer schnell wieder in der Sorglosigkeit eines Erholungsurlaubs einzulullen vermag. Das ergibt einen netten und sehr effektiven Kontrast zum schockierenden Treiben, das die Handlung dominiert.

Island of death 025Nico Mastorakis aktuelles Werk ist lustigerweise die preisgekröhnte Dokumentation "Mykonos, the soul of an island" (2018), der die zwei Seiten der Insel, inzwischen als das Ibiza Griechenlands bekannt, zwischen drogengeschwängerter Partymeile und naturbelassener Idylle thematisiert, und damit den Kreis zu seinem Erstlingswerk auf ungewöhnliche Weise schließt.

"Die Teuflischen von Mykonos" hingegen ist immer noch ein Spaß für Hartgesottene, denn er ist genau der Skandalfilm, den Mastorakis intendierte, und wirkt auch 42 Jahre nach seiner Erstaufführung, milde gesagt, geschmacksunsicher.

Das Gezeigte sollte zumindest dahin gereichen, den Ottonormalverbraucher in den harmlosen Szenen die Schamesröte ins Gesicht zu treiben, viele werden sich bei den „härteren“ Szenen sicher angeekelt abwenden. Ein Film für Exploitationfans, die kurzweilige Unterhaltung für einen lauen Sommerabend suchen.


Horny

 

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