Doctor Strange (2016)
Regie: Scott Derrickson Buch: Jon Spaihts, Scott Derrickson Darsteller: Benedict Cumberbatch, Chiwetel Ejiofor, Mads Mikkelsen, Tilda Swinton, Rachel McAdams
ab 9. März auf DVD/BluRay Der mehr als nur selbstbewusste Neurochirurg Dr. Stephen Strange hat einen Autounfall, der seine Hände und somit auch seine seine berufliche Grundlage zerstört. Nachdem die Schulmedizin versagt, begibt er sich auf eine Reise nach Nepal um dort einen sogenannten „Ancient One“ zu treffen, der scheinbar durch seine magischen Fähigkeiten Heilung verspricht. Dieser uralte Magier stellt sich als Tilda Swinton heraus, die den Doctor auch gleich unter ihre Fittiche nimmt und zu einer Art Übermagier ausbildet. Als der abtrünnige Magier Kaecilius (Mads Mikkelsen) versucht auf der Erde einen Zugang in die „dunkle Dimension“ zu schaffen, um sich dadurch Unsterblichkeit zu erzwingen liegt es an Doctor Strange, die Welt zu retten. Dazu muss er verschiedenste Dimensionen bereisen und sogar die Zeit an sich manipulieren. Offensichtlich handelt es sich bei „Doctor Strange“ zumindest storymässig nicht um die Neuerfindung des Kinos, aber wie damals in den sechzigern in der Comicvorlage von Steve Ditko und Stan Lee, werden hier die Konventionen des Superheldengenres zumindest ausgeweitet. Das liegt natürlich zur Hauptsache zuerst einmal an den Special-FX, die mittels fraktaler Bildmanipulation (eine Art des CGI-Effekts, der erstmals in Inception auf der Leinwand zu bewundern war) die Reisen in verschiedenste Dimensionen glaubhaft machen und teilweise tatsächlich wie ein LSD- oder Pilztrip gestaltet sind. Das ist natürlich keine sonderliche Überraschung, war doch die Comicvorlage mit ihrer teilweise collagenhaften Gestaltung und ganzseitigen psychedelischen Panels komplett in den 60er Jahren und der potentiellen Hippie-Leserschaft verwurzelt. So finden sich in dem Film teilweise 1:1 Umsetzungen der klassischen Bilder, während mehrere Geschichten aus den Comics teilweise miteinander verwoben und/oder für spätere Fortsetzungen vorbereitet werden. Besonders überraschend ist, dass all das so geschickt in die eigentliche „Origin-Geschichte“ eingewoben ist, dass es dem Zuschauer keinerlei Probleme bereitet selbst absurderen Konzepten (wie z.B. gleichzeitig vor- und rückwärts laufende Zeit) zu folgen und diese, natürlich nur im Bereich des Comic-Universums, zu glauben. Das Drehbuch, dass Regisseur Scott Derrickson zusammen mit Jon Spaihts verfasst hat, ist auf eine geniale Art gleichzeitig simpel und komplex – ein Paradoxon, dass gut zur gezeigten Welt passt. Für Eddies besonders interessant dürfte sein, dass Regisseur Derrickson zuvor mit einigen Horrorfilmen auf sich aufmerksam gemacht hat. „The Exorcism of Emily Rose“ (2005) oder „Sinister“ (2012) dürften jedem Horrorfan bekannt sein und waren tatsächlich weit über dem Durchschnitt. Speziell in der ersten großen Tripsequenz des Filmes finden sich somit auch einige Momente, die selbst bei uns – eher hartgesottenen Filmfans – noch länger im Hinterkopf bleiben. Aber was wären das beste Buch und die beste Regie ohne eine gute Besetzung. Auch hier wurde nicht gekleckert sondern geklotzt. Speziell mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle ist es den Marvel-Studios wieder einmal gelungen, einen Helden sozusagen bildgenau von der Comicseite auf die Leinwand zu bannen. Ähnlich wie damals mit dem Casting Coup bei der Besetzung von IronMan/Tony Stark mit Robert Downey jr., kann man sich auch hier bereits nach wenigen Minuten (und sogar noch EHE er überhaupt mit Magie in Kontakt kommt) niemand anderen in der Rolle des Stephen Strange vorstellen. Cumberbatch spielt ihn nicht, er IST Doctor Strange. Das hat wohl selbst die Hardcore MARVEListen überzeugt, was man von anderen Besetzungen wichtiger Rollen nicht gerade sagen kann. So gab es gleich nach Bekanntgabe, dass Tilda Swinton die Rolle des „Ancient Ones“ übernehmen sollte erste Proteste betreffs sogenanntem „White-washings“, da es sich bei diesem Charakter in der Comicvorlage um einen asiatischen alten Mann handelt. Man kann fast sicher sein, dass es,wäre die Besetzung analog der Vorlage vorgenommen worden, Rassismusvorwürfe gehagelt hätte – manchmal ist Nerdkultur halt etwas seltsam. Im Gegensatz zum Ghostbusters-Remake haben diese Kontroversen dem Film aber glücklicher Weise nicht beim Einspielergebnis geschadet. Nach seinen Auftritten im nächsten Thor-Film und bei den beiden kommenden Avengers-Teilen, in denen der „Infinity War“ stattfinden wird, dürfen wir uns somit auf eine weitere Solo-Geschichte des Magiers freuen. Wobei man das Wort „freuen“ hier eigentlich groß und fett schreiben sollte, denn„Doctor Strange“ macht einfach alles richtig. Neben den offensichtlichen und bombastischen Effekten, bietet er auch noch genügend Tiefgang und Charaktermomente um beim Zuschauer das Interesse an den Figuren zu erhalten. Sogar die kleinste Nebenfigur bekommt noch eine eigene Geschichte, eine eigene Sicht auf die Welt und sorgt so dafür, dass dem Zuschauer einige Datils erst bei der Zeitsichtung wirklich bewusst werden.
ZUR VORLIEGENDEN BLU-RAY: Das Disney/Marvel bei Veröffentlichungen in Sachen Bild- und Tonqualität keinerlei Kompromisse eingehen ist mittlerweile keine Überraschung mehr, aber dieses Mal sind die Extras besonders erwähnenswert. Da wären zuerst einmaleine Reihe von Featurettes, die man praktischer Weise auch direkt hintereinander gucken kann und die somit ein wirklich detailliertes Making-Of ergeben. Im Gegensatz zu anderen MARVEL Produktionen ist hierbei sehr deutlich zu merken, dass man sich in jederlei Beziehung – sei es nun eine speziell für den Film entwickelte Kampftechnik oder ein besonders starker Focus auf reale Bauten – bemüht hat, den Film anders aussehen/fühlen zu lassen, als die gewohnten MARVEL-Produkte. Ein weiteres Highlight ist der Audiokommentar mit Regisseur Derrickson, der diesen einen Tag vor der offiziellen Weltpremiere eingesprochen hat und dementsprechend selbst och sehr nervös betreffs eines potentiellen Nichterfolges ist. Hier merkt man sehr deutlich, dass es sich bei ihm um einen alten Fan der Comicvorlage handelt und so weist er den Zuschauer auch auf etliche kleine Details hin, die ihm alleine vielleicht entgehen würden. Auch bei den „deleted Scenes“ wir diesmal außergewöhnliches geboten. Alleine zwei komplette Szenen zeigen wie der von Mikkelson gespielte Kaecilius wehrlose Menschen gnadenlos ins Jenseits befördert. Offensichtlich wollte man mit diesen Schnitten die Stimmung des Filmes etwas weniger düster gestalten und gleichzeitig den Zuschauer in Bezug auf die wahren Beweggründe des Kaecilius länger im Unklaren lassen. Des Weiteren finden sich noch ein – diesmal tatsächlich lustiges – Gag Reel, ein Sketch mit Thor als Untermieter (den man allerdings schon im Vorfeld auf Youtube und Co. sehen konnte) und ein paar aktuelle MARVEL Trailer mit auf der Scheibe.
dia
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