Kong: Skull Island (2017)
Buch: Dan Gilroy, Max Borenstein Darsteller: Tom Hiddleston, Samuel L. Jackson, Brie Larson, John C. Reilly, John Goodman, Miyavi
Ab 9. März im Kino Wer mich kennt (oder unseren hervorragenden Kong-Podcastgehört hat) weiß, dass ich ein großer Kong-Fan bin. Seit nahezu 50 Jahren habe ich jedes Mal wenn ein neuer Riesenaffenfilm angekündigt war, oder ich eines der älteren Werke entdecken durfte gehofft, einen Film zu finden, der nur ein wenig des Gefühls herüberbringen konnte, das der Originalfilm aus dem Jahr 1933 in dem damals sieben- oder achtjährigen kleinen Dia erzeugt hat. Doch reumütig kehrte ich immer zu Schoedsack und Coopers Klassiker zurück, denn dessen perfekte Mischung aus Abenteuerfilm, Action, Horror und – natürlich –Romanze konnten weder Guillermins geupdatete Version aus dem Jahr 1976, noch die überfrachtete Liebeserklärung von Peter Jackson, trotz einiger wirklich toller Sequenzen, erreichen. Von all den asiatischen und sonstigen Rip-Offs reden wir besser gar nicht erst. Auch die Trailer zu „Skull Island“ konnten mich nicht so recht überzeugen; das sah alles so sehr nach starbesetztem Spektakel ohne Herz aus und die Größe von Kong selbst, der ja in Aussicht auf sein kommendes Duell mit Godzilla nochmal 30 Meter an Höhe zugelegt hat, liess mich schaudern – und zwar nicht aus dem erwünschten Grund. „Skull Island“ beginnt – nach einer kleinen PreTitle Sequenz, in der unser Hauptcharakter schon einmal seine Patschehändchen und sein Gesicht zeigen darf, mit einem wirklich überraschend gut gestalteten Vorspann, der – mit historischen Bildern und zeitgenössischer Musik untermalt – den Zuschauer auf eine Zeitreise von 1945 bis 1973 mitnimmt. Ein weiterer Pluspunkt ist die erste Dialogzeile des Filmes, die im Kino tatsächlich für laute Lachstürme sorgte, sich bei näherer Überlegung aber als wahrscheinlich genau aus diesem Grund nachgedreht herausstellt. Dieser Satz wird von John Goodman gesprochen, der eine Expedition zusammentrommeln will, um eine, erst kürzlich durch Satelliten gefundene, Insel im Pazifik zu erkunden. Dabei bekommt er Hilfe durch eine in Vietnam stationierte Hubschrauberstaffel, die von Samuel L. Jackson angeführt wird, der leichte Probleme damit hat, dass der Krieg vorbei und er somit arbeitslos ist. Ebenso zur Cast gesellen sich noch eine Bildjournalistin (Brie Larson), ein Asiate (Miyavi) und ein Biologe (Tom Hiddleston), so dass wir zusammen mit den Schwarzen und Hispanics, die sich im Hubschrauberteam befinden, eine schön zusammelgewürfelte und politisch einwandfreie Heldentruppe haben. Da vermisst man nur noch ein homosexuelles Pärchen oder die ein oder andere Transgender-Person. Genug gelästert, jetzt geht es also endlich zur Totenkopfinsel, die hinter einem Dauersturm verborgen ist und uns somit die Möglichkeit bietet eine Staffel deutlich computeranimierter Hubschrauber durch einen deutlich computeranimierten Sturm fliegen zu sehen. Hmm, vielleicht doch noch nicht genug gelästert.... Man landet also, bastelt sich ein Basecamp und ehe sich der Zuschauer noch wundern kann, warum man den seltsamen Sturm von der Insel aus nicht wahrnehmen kann, beginnt man damit selbige mittels „Sonic-Bombs“ ©™ zu untersuchen, was dann auch endlich den Chef des Ganzen in den Ring holt, der nun, in einer erschreckend unübersichtlichen Sequenz, alle Hubis vom Himmel holt, da diese scheinbar nicht höher als 50 Meter fliegen können. Die Überlebenden werden somit in zwei handliche und übersichtliche Gruppen aufgeteilt, die, um gerettet zu werden, den Südzipfel der Insel erreichen müssen, zwischenzeitlich allerlei Abenteuer überstehen und einigen seltsamen Kreaturen begegnen. Wo wir gerade von Kreaturen reden, sind wir natürlich gezwungen mal einen genauen Blick auf den eigentlichen Hauptdarsteller des Filmes zu werfen. Den sind wir doch mal ganz ehrlich – keiner wird wegen Sam „Motherfucking“ Jackson oder John Goodman in den Film rennen. Kong ist – sagen wir es mal ganz nett – gewöhnungsbedürftig, wobei der Elefant im Raum natürlich zuerst einmal offensichtlich seine Größe ist. Wie bereits erwähnt, hat er scheinbar seit dem letzten Film einen gewaltigen Hormonschub gehabt. Das hat Vor- und Nachteile. Mit seinen ungefähr 50 Metern Körpergröße ist es natürlich zum Beispiel erheblich „sauberer“ als im Original, wenn er auf jemanden tritt, irgendwelche angreifenden Fleisch-/Wassersäcke durch die Gegend pfeffert oder sich oral einverleibt (sind Affen nicht eigentlich Vegetarier?). Auf der anderen Seite sind natürlich auch die auf der Insel lebenden sonstigen Monster - 3 Sorten gibt es zu bewundern - größenmässig angepasst und die reinen Kloppereien zwischen ihnen dadurch prima anzusehen. Die Interaktion mit den aus Kongs Sicht zehenlangen Menschlein, bleibt dabei natürlich auf der Strecke, es sei denn diese befinden sich in Hubschraubern oder hinter dicken Waffen. Verblüffender Weise gelingt es dem Film aber doch im letzten Drittel zumindest eine Szene einzubauen, die ein wenig daran erinnert, das Kong eigentlich ein denkendes Wesen ist und auch andere Dinge beherrscht als Hubschrauber- oder Baumweitwurf und Professional Wrestling. Zu wenig und zu spät kann man da nur sagen. Optisch findet sich hier ebenso ein zweischneidiges Schwert. Kong ist schön „struppig“ und schmutzig und wenn er sich verletzt, sieht man diese Wunden auch den Rest des Filmes über. In diesem Bereich könnte man fast glauben ein lebendes Wesen vor sich zu haben. Anders sieht es allerdings beim Gesicht aus, hier hatte selbst der 1976 von Rick Baker gespielte Kong eine glaubhaftere Mimik. Aber, siehe oben, durch die nicht nötige Interaktion mit Menschen braucht Kong 2017 ja auch nicht viel mehr machen, als rumzubrüllen und zu knurren. Selbst dort merkt man allerdings, dass nicht etwa Andy Serkis, der den Affen 2005 per Motioncapture darstellte, sondern der eher unbekannte Stunman Terry Notary in dem schicken, mit Tischtennisbällchen beklebten, Anzug steckt. Das größte (höhö!) Problem allerdings ist, dass Kong zwar wie ein Affe aussieht, sich aber wie ein Mensch bewegt und aufrecht steht, als habe er einen Spazierstock verschluckt. Das wirkt in keinster Weise imposant sondern in vielen Einstellungen nahezu lächerlich. Besser gelungen sind da hingegen die menschlichen Figuren, die erstaunlicher Weise recht tief ausgelotet und glaubhaft sind – natürlich nur aus Blockbuster-mäßiger Sicht gesehen. Das macht zumindest die Abenteuerfilmbereiche des Filmes wirklich interessant, selbst wenn einige Anachronismen doch recht nervig sind. So wird hier z.B. eine Kamera gezeigt, die zwar – für 1973 passend – mittels Blitzbirnen beleuchtet, aber weil es halt toller aussieht, in einer Actionszene plötzlich scheinbar einen elektrischen Blitz hat, der in der Lage ist Blitze im 3 Sekundentakt abzuschießen - mit einer 70er Jahre Batterie. Solche Momente – und davon gibt es etliche – zeugen nicht gerade von großer Mühe bei der Erstellung des Drehbuches. Das mag jetzt auf den ersten Blick eher negativ klingen, aber trotz der offensichtlichen Schwächen ist „Kong: Skull Island“ natürlich ein komplett unterhaltsamer Blockbuster im heute üblichen Stil, d. h. es kracht, es bummt, es blitzt, es zischt – nur hängen bleibt davon nichts. Wo Kong 1933 das phantastische Kino revolutioniert, der 1976er uns zumindest Jessica Lange gegeben hat und Peter Jacksons Liebeserklärung an den großen Affen der Liebes-/Dreiecksgeschichte endlich genug Raum eingräumte, da bleibt der König von Skull Island doch eher belanglos. Der Film ist überdeutlich als nur eine Art Vorgeschichte zum geplanten „King Kong gegen Godzilla“-Spektakel erkennbar. Das ist um so ärgerlicher, weil der Film, wie gesagt, im reinen Abenteuerbereich tatsächlich punkten kann und eigentlich nur darunter leidet, dass man Kong genau – und nur - aus diesem Grund zu einer Figur gemacht hat, die ob ihrer Größe nicht mehr in echten Kontakt mit Menschen treten kann und ihn zusätzlich auch noch „begradigt“ hat, damit Godzilla ihn im nächsten Film – trotz seiner kurzen Ärmchen – überhaupt erreichen kann. Was uns dann zu Elefant 2 bringt – Ja, wie berets im Internet vermutet – enthält der Film auch eine Szene nach den Credits, die sich auf das geplante Sequel bezieht. Wer es genauer wissen will, der muss jetzt den folgenden Absatz mit der Maus markieren, da sich dort ein mehr oder weniger großer Spoiler verbirgt: Bereits im Credit-Roll findet man die Zeile „Godzilla, Mothra and King Gidorah are registered Trademarks of TOHO“. In der After-Credits Szene selbst tauchen die großen 3 allerdings nur als Zeichnungen auf und am Schluß darf Godzilla einmal übers Schwarzbild brüllen. Alles in allem ist „Kong: Skull Island“ somit ein typischer Blockbuster zur Saisoneröffnung. Ein leider unambitionierter Schema F- Actionknaller, der mit abgeschaltetem Hirn sicherlich über seine 120 Minuten Laufzeit nicht zu langweilig wird und seinem Publikum, so fern es nicht aus Kong-Fans besteht, genau die richtige Menge aus Zerstörung und Explosionen bietet. Leider aber nicht ein Fünkchen mehr – ich guck den das nächste Mal erst auf BluRay. Dia |