Cannibals Screen 3

Cannibals: Welcome to the Jungle (2007)
79 Minuten (Uncut)

 

Jonathan Hensleigh lieferte im Jahre 2004 ein ganz gelungenes Remake von "The Punisher" ab. Drei Jahre später ließ er sich auf seine Vision des Kannibalenkinos ein, welche er mit einer großen Prise "Blair Witch" würzte...

Eine gelungene Hommage an das Genrekino der 70er/80er Jahre?

Vor etlichen Jahren verschwand ein Spross des Rockefeller-Clans im Dschungel Neuguineas. Obwohl man sich fast sicher ist, dass jener Pechvogel einem hungrigen Kannibalenstamm als Festmahl diente, machen sich zwei Pärchen auf den Weg das Gegenteil zu beweisen.

Nach einer beschwerlichen und nicht ganz ungefährlichen Reise erreichen Mandi (Sandi Gardiner), Colby (Callard Harris), Bijou (Veronica Sywak) und Mikey (Nickolas Richey) die grüne Hölle. Nachdem es zu Spannungen in der Gruppe kommt, verlassen Bijou und Mikey die beiden Anderen.

Auf einem Floß schippern die Ausreißer einen Fluß entlang. Als am Ufer plötzlich bewaffnete Eingeborene auftauchen, wandelt sich das Abenteuer zu einem Horrortrip...


"Found Footage" ist als Stilmittel in Filmen seit "Blair Witch" äußerst beliebt. Der Kannibalenfilm, seit Mitte der 80er so gut wie tot, hat ein gelungenes Revival mehr als nötig. Auch wenn diese Kombination im ersten Moment durchaus reizvoll klingt - selten hat ein Film so viel Potenzial verschenkt, ja förmlich verbrannt, so wie es bei "Cannibals" der Fall ist.

Cannibals Screen 2Filme - mit der Handkamera gedreht - leben von einem pseudodokumentarischen Charakter, der den Zuschauer in die Geschichte hineinzieht. Dies gelingt hier nicht. Rund 50 Minuten lang wandert der Zuschauer mit den Protagonisten recht unbeholfen durch das Dschungelpanorama, ohne wirklich Etwas geboten zu bekommen.

Stereotype Charaktere, bis zum Erbrechen schlecht gespielt wandern durch die Walachei, treffen eine Gruppe von Missionaren (die keinen besonderen Zweck erfüllen, obwohl dies potenziell die Geschichte hätte aufwerten können), finden ein paar Totenschädel und beschwören den (vorhersehbaren) obligatorischen Streit herauf.

Dies nimmt mehr als 3/4 des Films ein, und in den verbleibenden 20 Minuten gestaltet sich dieses Machwerk wie folgt: die Gruppe trennt sich - Kannibalen erscheinen - die Einen suchen die Anderen - Protagonisten tot - Film Ende.

Auch wenn das Dschungelpanorama für Naturfreunde durchaus seine optischen Reize bietet, so ist es dennoch sehr öde in Szene gesetzt. Grün wohin man nur sieht, keine Tieraufnahmen, kein Regenschauer - nur Sonne und öde Pflanzen. Da bietet jede Naturdokumentation mehr.

Da im Film kein Soundtrack zu hören ist, kommt das Ganze natürlich noch dröger daher. Des Weiteren ist nicht mal ein vorbeifliegender Moskito oder Ähnliches zu hören. Filmstil: Steril!

Cannibals Screen 1Wer jetzt hofft, dass wenigstens ein wenig Gore geboten wird - na ja - ein wenig Gekröse ist schon vorhanden. Doch entweder sind die Splattereinlagen schlecht kopiert (*hust* - Cannibal Holocaust), oder durch eine schnelle Schnittfolge kaum zu bemerken. Erneut Potenzial verschenkt!

Was bleibt noch zu sagen? 79 Minuten meines Lebens, die mir Niemand mehr zurückgeben kann! Ich glaube, ich trinke jetzt erst mal einen Liter Blut um den bitteren Beigeschmack los zu werden! Taugt noch nicht einmal als Trashgranate, denn dafür nimmt der Film sich selbst viel zu ernst!

Victor Grytzka

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