Vorlage: Richard Matheson Drehbuch: Richard Christian Matheson Darsteller: Robert Englund, Jessica Lowndes, Jonathan Tucker, Emily Anne Graham
Blaue, weiße und rote Luftballons, Seifenblasen, ein Kindergeburtstag. Und gleichzeitig ein schockierender Untergang Amerikas, denn die Idylle wird von einem Kampfmittel namens „Blizz“ getrübt, das schwerste Hautverbrennungen verursacht und die meisten Feiernden hinwegrafft. Nach der Apokalypse: die Welt ist zwar noch nicht ganz untergegangen, aber sittlich-moralisch de facto am Ende. Einzig in einem kleinen Diner simuliert man Normalität, hier arbeitet die junge Peggy (Jessica Lowndes) gemeinsam mit ihrer Mutter an der Verdrängung einer Realität, in der schon längst die Freaks und Punks regieren. Und in der der älteren Generation schon auch mal auf offener Straße das Blut abgezapft wird. Diesen kostbaren Lebenssaft benötigt nämlich ein sinistrer Clubbetreiber (Robert Englund) für seine sinistre Hauptattraktion, den titelgebenden Tanz der Toten. Scheinbar gilt es in der dystopischen Zukunft nämlich als absoluter Partykracher, Leichen ein spezielles Gemisch zu injizieren, durch das sie zuckend und zappelnd wieder herumstehen, um sie anschließend mit Elektroschockern zum Umherhüpfen zu bringen. Die Idee zu diesem nihilistischen Spaß stammt von Richard Matheson („I Am Legend“), der die Kurzgeschichte, auf der Tobe Hoopers erster Beitrag zu „Masters of Horror“ basiert, bereits Mitte der 50er Jahre veröffentlichte. Da Heavy Metal, Piercings und andere modische Errungenschaften der letzten Jahrzehnte damals noch unbekannt waren, aktualisierte niemand geringerer als sein Sohn die Story, Billy Corgan von den Smashing Pumpkins steuerte die Musik dazu bei und Hooper inszenierte dieses Porträt einer noch nicht vollends untergegangenen Welt mit ihrer Kälte und Menschenverachtung schließlich in einem hektischen, verwackelt und voller Unschärfe daherkommenden grellbunten Stil, der zunächst so desorientierend wirkt wie die abgebildete Gesellschaft. Das Problem dabei ist allerdings, dass „Dance of the Dead“ unter seiner anstrengenden Oberfläche ähnlich leer bleibt wie ein durchschnittliches Musikvideo. Geboten wird das übliche good-girl-meets-bad-boy (wobei der Baddie mit dem guten Kern ähnlich wie seine Verwandten aus „Twilight“ oder „50 Shades of Grey“ nur noch als Unsympath erster Güte zu bezeichnen ist), ein hallzinogener Joyride in die nächste größere Stadt und dort mitten hinein ins Herz der Finsternis, den „Doom Room“, in dem Englund wie eine Mischung aus Mephistopheles und Graf Dracula als Gastgeber chargiert. Sofern er nicht gerade damit beschäftigt ist, es sich von einigen der zappelnden Leichen besorgen zu lassen. Dass die protektionistische Mutter von Peggy selbstverständlich etwas dagegen einzuwenden hat, wenn Töchterlein mit den Schmuddelkindern herumzieht, versteht sich dabei von selbst. Allerdings ist Hooper zu sehr Pessimist, um die nicht ganz so schöne neue Welt, in der Säuberungstrupps Leichen kurzerhand in Mülltonnen werfen um sie anschließend abzufackeln, mit einem verklärt-nostalgischen Blick auf das alte Amerika zu kontrastieren. Tatsächlich hat die gute Mom sogar eine ordentliche Portion Dreck am Stecken; dass sie beim „Blizz“-Angriff die Haustür absperrte während draußen Frauen und Kinder elendiglich verreckten, spricht Bände, am Ende kommt aber noch Ungeheuerlicheres ans Licht. Die USA hatten demnach bereits schon vor dem Dritten Weltkrieg fertig, und die Zeit bis zum Vierten nutzt man, um sich zuzudröhnen, herumzupöbeln und den Leichen beim Hopsen zuzuschauen. Oder wie im Falle der Mutter dazu, die Fassade einer tugendhaften Wohlanständigkeit aufrechtzuerhalten, die durch höchst unsaubere Machenschaften erkauft wurde. Spannung kommt bei Peggys kleinem Ablöseprozess allerdings keine auf. Zwar fragt man sich Anfangs aufgrund der sprunghaften Montage von Sequenzen, die zunächst reichlich beziehungslos nebeneinander stehen, was das alles soll, doch spätestens wenn sich die einzelnen Bausteine zum Gesamtbild gefügt haben muss man feststellen, dass „Dance of the Dead“ leider nur durch seine völlig krankhafte Atmosphäre punkten kann. Zieht man das nihilistische Setting ab bleibt hingegen ein schablonenhaftes Teenager-Drama übrig, das trotz einer schnuckeligen Hauptdarstellerin bestenfalls vor sich hindümpelt. Wobei es Hooper allerdings durchaus zuzutrauen ist, dass er damit letztlich die Leere und Oberflächlichkeit einer vermeintlichen Rebellion der Jugend ins Visier nehmen wollte – eine Rebellion, die sich auf ein schickes Bauchnabelpiercing oder das neueste Tattoo beschränkt und ansonsten reine Behauptung bleibt. In der Welt von „Dance of the Dead“ – welch Doppelsinn – ist dieser Traum bereits ausgeträumt, die vermeintliche Rebellion lediglich ein Sich-Einfügen in eine Gesellschaft, die unter dem Reiz von im Stroboskoplicht wippenden Brüsten ebenso eine Simulation von Leben bleibt wie die aufgeführten Zombietänze. Alexander
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