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Regie: Stuart Gordon Vorlage: H.P. Lovecraft Drehbuch: Stuart Gordon, Dennis Paoli Musik: Richard Band FX: Howard Berger, Greg Nicotero Darsteller: Ezra Godden, Campbell Lane, Chelah Horsdal
Gibt es eine bessere Idee, als Stuart Gordon mit der Verfilmung einer Lovecraft-Geschichte zu beauftragen? Seit seinem Debutfilm, dem mit nur 1 Millionen Dollar gedrehten Splatterfest „The Re-Animator“ (1985), ist er untrennbar mit dem Autoren aus Provedence verbunden, selbst wenn dieser Erstling, bis auf die Grundsituation und einige Charaktere, nicht wirklich viel mit der zugrunde liegenden Kurzgeschichtensammlung über „Herbert West – Re-Animator“ zu tun hatte.
Auch sein zweiter offizieller Lovecraft Film ging genau in diese Richtung, wobei in „From Beyond“ (1986) dann auch noch eine sadomasochistische Komponente hinzu kam, die es beim – um es mal nett zu sagen – eher konservativen Howard Phillips niemals gegeben hatte. Wenn man es ganz genau nimmt, hat Gordon erst mit „Dagon“ (2001), der wahrscheinlich zu den unterschätztesten Horrorfilmen aller Zeiten zählt, eine Umsetzung kreiert, die sowohl in Sachen Atmosphäre als auch inhaltlich als nahezu werkgetreu durchgehen kann. Dass das so lange dauerte ist nun aber nicht alleine Gordon zuzuschreiben, der schon immer ein großer Fan des Autoren war und auch die geringen Budgets der Filme hatten weniger damit zu tun, dass sich ein echtes „Lovecraft-Feeling“ nicht von der Leinwand zum Zuschauer transportieren liess. Schließlich war Gordon nicht der erste, der bei dem Versuch gescheitert war. Meist handelte es sich – wie in den klassischen Verfilmungen aus der Corman-Factory - allerdings nur um Werke, bei denen sein Name werbegerecht eingepflegt wurde und die, bis auf den Titel, einige Namen und vielleicht noch ein vorangestelltes Zitat, nun aber auch gar nichts mit H.P.Lovecraft zu tun hatten. Einzig und alleine John Carpenters „In the mouth of Madness“ (1994) gelang es – trotz Verzicht auf die Nennung des Autoren – wirklich „lovecraftian“ zu erscheinen.
Zusätzlich ist die Welt des lovecraftischem Horror bevölkert mit Namen wie Cthulhu, Cxaxukluth, Nyarlathotep oder Shavalyoth, die nicht sonderlich leicht über die Zunge gehen und die allesamt aus dem Necronomicon, des Buch der Toten, gebunden in Menschenhaut und geschrieben mit Blut stammen, dessen Einfluß sich wie ein roter Faden durch seine Werke zieht. Letztendlich kommen dann noch Elemente der Science-Fiction, wie eben in der dieser Episode zugrunde liegenden Kurznovelle, die Reise zwischen den Dimensionen mit mehrdimensionalen Begleitern, hinzu.
Somit sollte klar sein, dass es sich auch bei „Dreams in the Witch House“ keineswegs um eine 1:1-Verfilmung handelt, aber die Art und Weise in der Gordon und sein Stammautor Dennis Paoli, mit dem er auch bereits bei seinen anderen Lovecraft-Verfilmungen zusammengearbeitet hatte, die Geschichte umsetzten darf man schon als genial bezeichnen, die Änderungen gegenüber der Vorlage sind durchweg stimmig. So verlegten die beiden die Handlung zuerst einmal in die „Jetztzeit“ und liessen den Studenten, der in der Story bewusst in dieses alte Haus zieht, um dessen Geschichte zu ergründen, in der Filmversion zufällig über dessen Geheimnisse stolpert, was der Spannungskurve natürlich sehr zuträglich ist. Alle Figuren der Vorlage sind auch in die TV-Version integriert und haben den gleichen Charakter, einzig und alleine der Studienkollege, der in der Story teilweise als Erzähler fungiert wurde – logischer Weise – weggelassen. Ebenso der Schere zum Opfer fielen die Reisen durch die Dimensionen und zwar nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern speziell weil sie die Handlung um noch einen weiteren verwirrenden Punkt erweitert hätten. Aus einer Frau mit Baby, die in der Vorlage nur periphär eine wirkliche Rolle spielte, wurde dann auch noch Gilmans Nachbarin, was dazu dient die schleichende Bedrohung einer potentiellen rituellen Opferung, um die es im Kern geht, formatgerecht als roten Faden zu nutzen.
Als Verfilmung des Unverfilmbaren und Umsetzung des Unbeschreiblichen funktioniert die TV-Version von „Dreams in the Witch House“ dementsprechend erstaunlich gut, über leichte Schwächen – wie den etwas farblos bleibenden Hauptdarsteller und die schon erwähnte überflüssige Nacktszene – kann man da getrost hinwegsehen. Auf alle Fälle war diese Episode – nach dem sozusagen Wald- und Wiesenslasher „An incident on and of a mountain road“ von Don Coscarelli – ein erster Hinweis darauf, in welche Höhen „Masters of Horror“ noch steigen sollte. Ein weiterer wunderbarer Eintrag in der Filmographie von Stuart Gordon, der für mich einer der wahren Meister des Horrors ist und dem wir ja in absehbarer Zeit auch einen ganzen Monat widmen werden. Dia
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- Hauptkategorie: Film