Regie: Joe Dante Vorlage: James Tiptree Jr. Drehbuch: Sam Hamm Darsteller: Jason Priestley, Kerry Norton, Linda Darlow, Elliott Gould
Irgendwo in „Spielberg-City“ beobachtet ein Pärchen seinen Nachbarn dabei, wie er verschiedene Gegenstände und seine Terrasse von Blut befreit, während er ein ebenso rot verschmiertes Hemd trägt und sich in normaler Konversation ergeht. Die vorsichtshalber gerufenen Ordnungskräfte finden im Haus des Saubermannes auch recht schnell zwei weibliche Leichen, die Frau und die Mutter des potentiellen Killers, und führen ihn ab, während er versichert Gott habe ihm diese Art der Familienverkleinerung empfohlen. So weit so Joe Dante... Denn nur diese Einleitung erinnert mit ihrem reichlich satirischen Unterton an andere Werke des Regisseurs, der seit den späten 70ern zu meinen Lieblingen zählt. Denn „The Screwfly Solution“, entstanden nach einer Kurzgeschichte von James Tipptree jr. (ein Pseudonym für die Autorin Alice B. Sheldon), die Dante bereits seit den frühen 80ern als potentieller Filmstoff im Kopf herum schwirrte, hat nichts mit der unterhaltsamen Gruselstimmung eines „Gremlins“ oder den netten Abenteuern der „Explorers“ zu tun – wenn man überhaupt einen kleinen Vergleich ziehen möchte, dann kann man vielleicht den sozialkritischen Unterton von „The Howling“ heranziehen, wobei der Werwolffilm das allerdings sehr stark in die Watte eines selbstironisch angehauchten Gruslers packte. Zu lachen gibt es allerdings in „Screwfly“ so gut wie gar nichts, aber das gibt die Geschichte auch nicht her. Schließlich geht es in Story und Film um eine seltsame Seuche/Infektion/Erkrankung, die – analog der titelgebenden Aktion zur Vernichtung von Fliegen - dafür sorgt, dass Männer bei sexueller Erregung nicht etwa an die Versenkung ihres Wurstfortsatzes sondern an die Vernichtung des anderen Geschlechtes zu denken beginnen. Wir begleiten das Geschehen aus Sicht einer kleinen Familie mit einer dreizehnjährigen Tochter, die dadurch mit den Vorkommnissen verbunden ist, dass der Vater (Ex-Teenieschwarm Jason Priestley) Insektenforscher und dessen Doktorvater (Altstar Elliott Gould) scheinbar ein Spezialist in Sachen Biochemie ist. Schnell weitet sich die Katastrophe, die anfangs nur lokal im südlichen Zipfel Nordamerikas auftaucht zu einem globalen Phänomen aus, dass sich weder von Militärs noch von Wissenschaftlern unter Kontrolle bringen lässt. Das führt dazu, dass die Mutter (Kerry Norton) sich mit ihrer Tochter (Linda Darlow) auf die Flucht begibt und in einer einsamen Waldhütte versteckt. „Screwfly Solution“ bietet – entgegen des Titels – keine einfache Lösung an, bereits nach nur einem Jahr ist die weibliche Population nahezu vernichtet und Frauen sind nur noch als „Lederlieferanten“ im Weltbild des überlebenden „starken Geschlechtes“ interessant. Auch das unsere Heldin der Ursache des Geschehens gegen Ende der Episode hin auf die Spur kommt, erweist sich letztendlich als eine Sackgasse, die nicht wirklich hilfreich ist. Offensichtlich also hebt sich diese Episode, dank ihrer grundsätzlich düsteren Einstellung und dem allgemeinen Gefühl von Hoffnungslosigkeit, schon stark von allen anderen Folgen der Serie ab – wenn man sie im Ouevre von Joe Dante einordnen will, wird es noch schwieriger ihr einen wirklichen Platz zuzuweisen. Grundsätzlich ist „Screwfly“ natürlich zuerst einmal ein recht fieser Blick auf die immer noch latent in unserer Gesellschaft vorhandene Frauenfeindlichkeit und hat gerade im Moment (in einer Zeit von Antanzereien und „MeToo“- Aktionismus) wieder eine schreckliche Aktualität. Dante baut das Ganze auch ziemlich perfekt auf, in dem er erst einige Zeit die wirklich nette und sich liebende Familie in verschiedenen Lebenslagen präsentiert, dann mit eine paar klischeehaften „hinter jedem Rock herpfeifenden“ Bauarbeitern fortsetzt, bevor er dann zu frauenmeuchelnden Soldaten und Priestern übergeht. Somit wird diese Folge von Minute zu Minute unangenehmer und dunkler und das Bewusstsein, dass es keine einfache „Solution“ geben wird schleicht sich recht früh im Hinterkopf des Zuschauers ein. Interessant ist auch, dass der sicherlich vorhandene Gore- und Splatteranteil dieses Mal nicht sonderlich unterhaltsam ist, auch hier verzichtet Dante dieses Mal, zugunsten einer der Vorlage gerechten Adaption, auf alles was Spass macht. Gerade diese außergewöhnliche Herangehensweise des Kultregisseurs, der diesmal sogar auf die, von ihm gewohnten, Gastauftritte von Dick Miller, Robert Picardo oder Kevin McCarthyverzichtet, macht „Screwfly Solution“ zu einem ganz speziellen Eintrag sowohl in seiner Filmographie als auch in der Serie als solches. Sicherlich ist das nicht die Knallerepisode mit der man Nichtwisser von den Qualitäten von „Masters of Horror“ überzeugen kann, für eingefleischte Horrorfans allerdings hat sie, vom sanften Grusel bis zum grausamen Schock, eine ganze Menge zu bieten und präsentiert zusätzlich auch noch einige Denkanstöße.
Angucken... Dia
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