The Dark Crystal (1982)
Auf einem fremden Planeten droht eine epochale Katastrophe. Wenn seine drei Sonnen eine Linie bilden, wird Magie frei, die bereits vor tausend Jahren für ein schreckliches Ungleichgewicht auf der Heimatwelt der Gelfins sorgte. Der mysteriöse dunkle Kristall wurde dabei zerstört und mit seiner Vernichtung traten zwei neue Spezies auf. Die boshaften Skekse, die sich sogleich an die Ausrottung der Gelfins machten und die Urus, die ihre Weisheit in Askese und Meditation steigern. In ihrer Mitte beherbergen sie den jungen Jen, letzter Gelfin und Träger einer Prophezeiung. Ihm ist es auferlegt, die Tyrannei der Skekse zu beenden und dazu muss er sich auf die Suche nach einem Splitter des sagenumwobenen Kristalls begeben – der Beginn einer Reise durch fantasievolle Welten, bevölkert mit bizarren Kreaturen. Es ist gar nicht so einfach eine Zusammenfassung der Geschichte des dunklen Kristalls zu wagen, da vieles nur angedeutet wird und die Hintergründe der Welt, die die Bühne für eine typische 80er-Jahre-Fantasygeschichte bildet, verborgen bleiben. Beim eigentlichen Plot handelt es sich um einen klassischen Kampf gegen das Böse, in dem der junge Protagonist über sich hinauswachsen muss, was an Legende (1985) oder Die Reise ins Labyrinth (1986) (mit dem der Film übrigens als Doppel-DVD erhältlich ist) erinnert. Was den dunklen Kristall besonders macht, ist viel mehr die Umsetzung. Er ist der erste nicht-animierte Film, der alleine auf den Einsatz von Puppen setzt. Diese wurden unter der Leitung von Brian Fraud äußerst liebevoll entworfen und während viele Filme des Jahrzehnts auf die ersten CGI-Effekte setzten und daher heute äußerst verstaubt daherkommen, haftet dem dunklen Kristall etwas Zeitloses an. Bis heute hat der Film von Muppets-Erfinder Henson eine treue Fangemeinde, die seinen dünnen Plot und die generischen Charaktere mit größtem Eifer verteidigen und immer wieder auf die Detailverliebtheit des Werkes aufmerksam machen. Und ohne Zweifel: Der Charme wiegt einige Schwächen auf und lässt viele Zuschauer auch heute noch staunend zurück. Zumindest kann ich mir das vorstellen, denn ich zähle mich nicht dazu. Das Problem, das ich mit dem dunklen Kristall habe, liegt nicht in seinen offensichtlichen filmischen Minuspunkten. Ich bin sogar ein großer Fan von schablonenhaften 80er-Jahre-Schinken, die ich mir am liebsten sonntags bei einer Pizza im Bett reinziehe. Mein äußerst subjektives Problem liegt darin, dass mir das Art-Design und dabei besonders die Gelfins unsympathisch sind. Es heißt Brian Fraud hatte die Idee für seine Puppen bei einem Hummeressen, als er den Panzer des Krustentieres wieder zusammensetzte. Nun möchte ich nicht zu weit gehen und behaupten die Gelfins hätten die Ausstrahlung eines toten Krebses, doch liegt etwas in den Gesichtern mit den schwulstigen Lippen, das mir zuwider ist und das es mir gänzlich unmöglich macht, mich mit dem Helden Jen und seiner Gefährtin, die er auf der Reise trifft, zu identifizieren. Dies möchte ich dem Film jedoch nicht ankreiden, ist es, wie gesagt, alleine eine Frage des persönlichen Geschmacks. Vielleicht verspürt der ein oder andere Evil-Ed-Leser nach der Sichtung sogar das Bedürfnis, sich eine Gelfin-Puppe dekorativ in der Wohnung zu platzieren und ich käme nie auf die Idee, jenen ihr Glück madig zu machen. Objektiv bleibt also festzuhalten, dass es sich beim dunklen Kristall um einen besonderen Film handelt, den man einmal gesehen haben sollte. Einen Film, der mit Herzblut geschaffen wurde, was sich alleine daran erkennen lässt, dass es ganze sechs Personen brauchte, um eine der Skekse zum Leben zu erwecken – zwei Personen befanden sich im Kostüm, während vier weitere unterm Boden versteckt ihren Beitrag leisteten. Es ist aber genauso objektiv, auf den dünnen Plot, zahlreiche unbeantwortete Fragen und die schlampig ausgearbeiteten Charaktere der Figuren aufmerksam zu machen. Regisseur Louis Leterrier scheint das ungenutzte Potential der Welt der Gelfins erkannt zu haben und so gibt es bald eine Netflix-Miniserie, die sich der Vorgeschichte, um die Ereignisse im dunklen Kristall widmet und hoffentlich einige Antworten zum titelgebenden Schmuckstück bereithält. „The Dark Crystal: Age of Resistance vereint die von der Jim Henson Company perfektionierte Puppentrickkunst mit Louis’ Vision, fantastischem Storytelling und neuester digitaler Tricktechnik,“ heißt es dazu von Cindy Holland, Vice President of Original Content bei Netflix. Der dunkle Kristall ist seit 2009 übrigens als Blu-Ray erhältlich. Ich empfehle auf Grund des etwas dumpfen Sounds und dem hochauflösenden Bild, das einem Film, der bereits über drei Jahrzehnte auf dem Buckel hat, nicht schmeichelt, lieber zum Double Feature mit der Reise ins Labyrinth zu greifen – zumindest, wenn man auf das Bonusmaterial der Blu-Ray, das den betriebenen Aufwand am Set eindrucksvoll verdeutlicht, verzichten kann.
Christoph
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