Review von Nic Parker
Regie: Andy Muschietti Buch: Chase Palmer, Cary Fukunaga Vorlage: Stephen King Darsteller: Jaeden Lieberher, Jeremy Ray Taylor, Sophia Lillis, Bill Skarsgård
Es gab vorab schon unendlich viele Mutmaßungen über die Neuverfilmung von IT. Viele haben noch die TV-Serie mit Tim Curry als Pennywise in Erinnerung und hielten aus nostalgischen Gründen daran fest, daß es keine neue Umsetzung bräuchte. Berechtigt war natürlich auch die Angst der Fans, daß eine neue Verfilmung schlechter sein würde bzw. daß ein Remake aus Hollywood, wie die letzten Jahre so oft bewiesen, ganz einfach Scheiße sein würde. Die Fans und Kritiker, die den Film schon gesehen hatten, waren sich zum großen Teil einig, daß IT eine gelungene Neuverfilung ist und eigentlich bräuchte ich für meine Kritik nur ein einziges Wort zu tippen: GROSSARTIG! Für alle die drei Leute auf dem Planeten, die noch nicht wissen, um was es in IT geht hier eine kurze Inhaltsangabe. IT spielt in der amerikanischen Kleinstadt Derry. Georgie Denbrough, der kleine Bruder von Bill, rennt voller Enthusiasmus aus dem Haus in den strömenden Regen, um sein Papierschiffchen im aufgestauten Regenwasser der Straßen schwimmen zu lassen. Als das Schiffchen direkt in ein Gullyloch hinein manövriert, ist er überrascht, daß es von dem Clown Pennywise, der in dem Gully wartet, gerettet wurde. Georgie kehrt nach seiner Begegnung mit dem Clown nie wieder nach Hause zurück und der Film springt ein Jahr in die Zukunft. Die großen Ferien fangen an und wir lernen die Protagonisten kennen: die resolute Beverly, den moppeligen Neuzugang an der Schule, Ben, Mike, der auf dem Hof seines Großvaters mithelfen muß und die restlichen Mitglieder des sogenannten Losers Club, bestehend aus Bill, Stan, Eddie und Richie. Bill kann nicht akzeptieren daß Georgie tot sein soll und will die schulfreie Zeit nutzen um ihn zu finden, denn seiner Meinung nach wurde Georgie in die Kanalisation gespült und lebt wahrscheinlich noch. Während nach und nach Leute in Derry verschwinden, werden die Kinder von Visionen heimgesucht, in denen sich ihnen ein infernalischer Clown zeigt. Ben stellt Nachforschungen in der Stadtbibliothek an und findet heraus, daß in Derry über die Jahre hinweg schon immer überdurchschnittlich viele Kinder und Erwachsene verschwunden sind. Als sie merken, daß der Clown auch sie holen wird, wenn sie sich nicht wehren, setzen die Kids alles daran den Clown Pennywise, der scheinbar für alles verantwortlich ist, zu stellen und zu besiegen. IT ist nicht umsonst schon jetzt einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Erwartet wurden Einnahmen von um die 50 Millionen Dollar am ersten Wochenende, geworden sind es dann über 120 Millionen. IT ist ein Paradebeispiel dafür wie Horrorkino funktioniert. Es zeigt, wie sehr sich Regisseur Muschietti mit dem Thema auseinandergesetzt hat, und daß er ganz genau weiß, welche Szenen er bringen muß, um im Zuschauer Gefühle von Unwohlsein bis hin zum nackten Grauen zu generieren. Die Eröffnungssequenz mit dem kleinen Georgie endet so unerwartet blutig, daß man nach den ersten zehn Minuten schon sprachlos und schockiert im Kinositz zurückbleibt. Der Film IT bringt uns – wie schon die Buchvorlage - auf beeindruckende Weise die Vielfältigkeit der Ängste der Kindheit wieder nahe. Angst vor dem dunklen Keller und den dort lauernden unbekannten ‘Gefahren’. Schiß vor einer Bande älterer Kids, die einem wehtut und drangsaliert. Unheimliche Gemälde, verfallene und unheimlich wirkende Häuser, Krankheiten und auch die Angst vor unberechenbaren Erwachsenen, so wie etwa Beverly und Henry ihre Väter fürchten. Ein Film mit Kindern zu besetzen ist meist schwierig, da oft mindestens eines der Bälger entweder nervt ohne Ende oder vollkommen talentfrei ist. Bei Stranger Things hingegen sind durchweg alle Kinder großartige Darsteller, die so eine schlechte Schauspielerin wie Winona Ryder glatt in den Schatten stellen. Übrigens spielt Finn Wolfhard nicht nur den Richie in IT, sondern auch den Mike in Stranger Things. Bei IT sind ausnahmsweise alle Darsteller der Kinder großartig besetzt und man liebt die Protagonisten des Losers Club genauso wie man die ältere Gruppe der Assi Köter um den bösartigen Henry haßt. Andy Muschietti hatte ja bereits mit "Mama" (2013) bewiesen, daß er weiß, wie Horror auch visuell ansprechend auszusehen hat. Das hat er bei IT auch wieder konsequent umgesetzt. Pennywise ist zwar der Bösewicht, aber er bleibt vom Aussehen her ein Clown und ist daher als Figur nicht so grausam anzusehen wie zum Beispiel ein halbverfaulter Zombie. Muschietti schafft es, durch bisher ungesehene und unerwartete Bewegungsmuster, untermalt mit den richtigen Geräuschen, und teils wirklich verstörende Bilder selbst erwachsene Zuschauer dermaßen das Grausen zu lehren, daß man sich wünscht man hätte doch die Pampers vorm Filmgenuß angezogen. Die über zwei Stunden Laufzeit vergehen wie im Flug. Muschietti schafft mit leichter Hand die perfekte Balance zwischen der Einführung und dem besseren Kennenlernen der einzelnen Charaktere,während der nächste Spannungsbogen und die damit verbundene gruselige Szene nie weit entfernt ist. IT ist hochkarätigster Horror in Reinkultur von einem, der – wie King - das Genre in seinen Ursprüngen absolut verstanden und konsequent umgesetzt hat. IT ist jetzt schon einer der neuen Klassiker des Genres, der in den nächsten Jahren wirklich seinesgleichen suchen wird. Außer natürlich die geplante Fortsetzung, also der Teil des Buches, der über zwanzig Jahre später spielen wird und in dem sich die Erwachsenen erneut der Personifizierung des Bösen in Gestalt von Pennywise stellen müssen, wird wieder genau so gut. Ich bin mal in freudig erregter Erwartung und setze alles auf Muschietti! Nic |
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