Cat's Eye (1985)Katzenauge Regie: Lewis Teague Vorlage/Drehbuch: Stephen King Musik: Alan Silvestri Darsteller: Drew Barrymore, James Woods, Robert Hays, Alan King, Candy Clark
ab 14. September erstmals auf BluRay
Natürlich könnt ich diesen Artikel jetzt mit einer langen Inhaltsangabe füllen, in der ich den roten Faden dieses Episodenfilmes (ein hübscher Kater namens General) verfolge und all die kleinen Geschichten erzähle, die er erlebt. Würde mir als Katzenfreund zwar gefallen, wäre aber irgendwie nicht so prickelnd für die Leser. In der Kürze liegt die Würze und so hat Meister Stephen King hier für das Drehbuch zwei seiner in der Sammlung „Nightshift“ veröffentlichten Kurzgeschichten in knackige 25-Minüter verwandelt und eine dritte hinzufabuliert. In „Quitters inc.“ versucht James Woods sich mit Hilfe der titelgebenden Firma und deren 100 % erfolgreicher Hilfe das Rauchen abzugewöhnen und in „The ledge“ muss Robert Hays - der hier glücklicherweise kein Trinkproblem hat, aber ebenfalls ziemlich schwitzt – ein Hochhaus auf der obersten Etage, aussen und über ein 30 cm breites Sims umrunden. Die extra für den Film geschriebene Episode „The General“ erzählt von der gleichnamigen Katze, die Drew Barrymore vor einem fiesen Troll beschützt und ist eben durch diese Katze mit den anderen Epsioden verbunden, in denen der General auf dem Weg zu Drew kleine Rollen in den anderen Episoden übernimmt. Wenn man auch einiges an dem Film bemängeln kann – und dazu kommen wir noch – dieser Kniff macht ihn zumindest zu einem Episodenfilm, bei dem die Rahmenhandlung ausnahmsweise nicht aufgesetzt ist und der deshalb bedeutend weniger sprunghaft daherkommt. Ebenso zu gefallen weiss die Auswahl der Kurzgeschichten. „Quitters inc.“ ist nahezu 1:1 von der Vorlage übernommen, die aus der vielleicht humorvollsten Phase Kings stammt und die den Schadenfreude-Aspekt voll ausspielt. James Woods kann hier ebenfalls einmal mehr seine fröhliche Seite zeigen und ist sichtlich mit Spaß bei der Sache. Die Figur des Dick Morrison gibt ihm Möglichkeit viele Facetten zu zeigen, beginnend mit einer leichten Paranoia bis hin zu harten Entzugserscheinungen, die zu einer herrlichen Halluzinations-/Alptraumszene führen. Robert Hays hingegen hat das oben schon angedeutete Problem, dass er durch die Rolle des Ted Striker in „Airplane!“ bei mir so prägend verwurzelt ist, dass ich seine Höhenangst auf dem titelgebenden „Ledge“ nicht so richtig ernst nehmen kann. Zumal der hervorragende BluRay Transfer, der sich ansonsten Mühe gibt, das 80er Jahre Flair zu halten, hier - dank seiner Schärfe - versagt und die Modellaufnahmen in gerade dieser Episode recht deutlich macht. Allerdings ist das Jammern auf hohem Niveau, habe ich den Film doch bisher immer nur auf VHS oder in den bisherigen – doch eher dürftigen – DVD-Veröffentlichungen sehen können. Als weniger gelungen stellt sich die – wie erwähnt extra für den Film entwickelte – letzte Story dar, die mit der Kurzzusammenfassung „Katze besiegt Drew bedrohenden Troll“ inhaltlich fast schon spoilerisch beschrieben ist. Hier gibt es leider überhaupt keinen Spannungsbogen und dank des fehlenden schwarzen Humors, der die beiden ersten Episoden dominiert hat, fällt sie – trotzdem sie eigentlich das verbindene Element beinhaltet – irgendwie aus dem Rahmen. Wie auch schon bei seinem King-Erstling „Cujo“ (1983), dessen Hauptdarsteller hier sogar einen kleinen Gastauftritt hat, erweist sich Regisseur Lewis Teague als fähiger Handwerker ohne große künstlerische Ambitionen. Das ist eigentlich sehr schade, hatte er doch im Jahr 1980 mit „Alligator“ eine äußerst originelle und komplett eigenständige Mischung aus Comedy und Monsterfilm hingelegt. Dort war allerdings das Budget klein, die Produzenten nur reine Geldgeber und es war kein vermarktungstechnisch wichtiger Name mit auf dem Plakat. Auch wenn er mit „The Jewel of the Nile“ (1985) noch einen relativen finanziellen Erfolg hinlegen sollte, verkam er danach immer mehr zum Auftragskiller und seine vielversprechende Karriere versandete. Glücklicher Weise ist „Cat's Eye“ visuell recht ansprechend gestaltet, was zum großen Teil auch der Arbeit des englischen Kameramannes Jack Cardiff zu verdanken ist, dessen Karriere im Jahr 1937 begann und der nicht von ungefähr 2 Oscars in seinem Regal stehen hatte. Er schafft bei „Quitters inc.“ eine herrlich rauchige Atmosphäre und ist über große Teile mit dafür verantwortlich, dass der Mix aus Schüfftan- und „forced perspective“-Effekten in „The Ledge“ und „The General“ nicht zu sehr aus dem Rahmen fällt. Dafür, dass man heute die Modelle zu deutlich erkennt kann der arme Mann ja nichts. Wo wir gerade bei den Effekten des Filmes sind, sollte man hier auch noch die Arbeit von Carlo Rambaldi hervorheben, der mit dem von ihm kreierten Troll für das absolute Highlight der dritten Episode sorgt. Dieser mit Schellenmütze bekleidete Gnom kommt wie der böse Bruder von „E.T.“ daher, was ja auch kein Wunder ist, da der auch von Rambaldi gestaltet war. Allerdings ist er von der Mimik her sogar noch bedeutend lebendiger als sein bekannterer Vorgänger, hat allerdings leider nicht sehr viele Szenen mit menschlichen Co-Stars, obwohl mit Drew Barrymore ja noch ein weiterer „E.T.“-Veteran involviert war. Letztlich muss man noch einige Worte zu den Tierdressuren verlieren, die wirklich großartig sind. Jeder Katzenmensch weiss ja, wie schwer es ist unsere felinen Hausgenossen zu irgendetwas zu bringen, was sie nicht wollen. Demensprechend kann man die Arbeit von Tiertrainer Karl Lewis Miller - dessen Filmographie sozusagen ein „What is what“ des Tierhorrors darstellt und der unter anderem natürlich für „Cujo“, aber auch für den Hund mit Menschenkopf in „Mephisto Waltz“ und etliche Episoden von „Kommisar Rex“ zuständig war - gar nicht genug loben. Lewis Teague bezeichnet seine Arbeitsweise im Audiokommentar als eine Art „Telepathie mit den Tieren“ und wenn man die Leistungen der diversen Katzen, die den General spielen sieht, mag man das fast glauben. Alles in Allem entpuppt sich „Cat's Eye“ zumindest in zwei Dritteln als ein erstaunlich gut gealtertes Werk aus den achtzigern, dass auch ein heutiges Publikum – ich habe es mit meiner 26-jährigen Tochter getestet – immer noch zu unterhalten weiss. Die beiden ersten Episoden bieten einen gelungenen Mix aus familienfreundlichem Horror und rabenschwarzem Humor und überzeugen durch grandiose Hauptdarsteller, die vor Spielfreude nahezu überlaufen. Hier wurde definitiv alles richtig gemacht, vor allem, weil sich die Episoden auch, selbst wenn sie ohne Splatterszenen auskommen, schon von den Geschichten her, an ein eher erwachsenes Publikum richten. Die dritte Episode hingegen ist eher etwas für Leute, die bei Jugendbuchhorror ala „Silver Bullet“ komplett aus dem Häusschen geraten, bietet aber noch nicht einmal dessen Hang zur übertriebenen Brutalität. Sicherlich ist der Kampf zwischen der Katze und dem Troll eine dressurtechnische Meisterleistung und auch recht ansprechend inszeniert, der Rest von „The General“ bietet aber nichts, an dem man sich festhalten könnte. Somit kann man – und dazu bin ich schon Mitte der 90er übergegangen – den Film nach gut einer Stunde beenden, ohne wirklich was verpasst zu haben. Die BluRay von Koch Media bietet einen wirklich hervorragend restaurierten HD-Transfer, der allerdings unter den weiter oben beschriebenen Problemen leidet, weil er teilweise fast zu scharf rüberkommt. Der Sound (zumindest der der englischen Fassung) ist saft-und kraftvoll, speziell Alan Silvestris elektronischer Score klingt beeindruckend, wenn auch etwas zu sehr 80er Jahre-mässig für meinen Geschmack, der sich halt seidem etwas weiter entwickelt hat. Die deutsche Fassung leidet unter den üblichen Problemen, die Dialoge sitzen auf den leiseren Geräuschen und Musiksequenzen und stören die Atmosphäre gewaltig, aber das war halt in den achtzigern so, da hilft auch exzessives Filtern nichts mehr. Als Bonus gibt es Trailer, eine Bildergalerie und einen recht interessanten aber sehr wortkargen Audiokommentar von Lewis Teague. Von mir gibt es eine 2/3 Kaufempfehlung, aber wenn ihr Glück habt, könnt ihr Euch den Film ja auch demnächst kostenfrei erobern. Dazu aber erst am Samstag mehr. Dia
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