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Riding the Bullet (2004)

Regie: Mick Garris

 

Der Name Stephen King ist schon lange kein absolutes Verkaufsargument mehr. Speziell im Direkt-auf-Video-Markt muss man durch viel Müll waten um eine Perle zu finden.

„Riding the bullet“ war wieder mal eines dieser Experimente von Herrn King. Hatte er mit „The Green Mile“ einen Fortstezungsroman in sechs Teilen in monatlichem Abstand auf den Markt geworfen – und nebenher bewiesen, das diese, seit Charles Dickens bewährte, Strategie immer noch aufging – so war „Bullet“ die erste Story, die exklusiv über das Internet vertrieben wurde.

Und wieder bewährte sich der Riecher des Horrormeisters, die Story wurde massiert heruntergeladen – der König konnte sich über weitere Steine in seiner Krone freuen, die bei dieser Art der Distribution übergangenen Verleger waren weniger glücklich.

Nur am Rande erwähnt sei das es die Story auch als 95-seitiges Büchlein für 2,50 Euro bei uns zu erwerben gibt.

Bei der hier vorliegenden Verfilmung allerdings verliess man sich nicht auf Experimente. Mit Mick Garris wurde ein Regisseur verpflichtet, der sich seit 1982 nahezu ausschließlich dem Horrorfilm verschrieben hat und spätestens seit seiner genialen 6-Stunden-Adaption von „The Stand“ als ausgewiesener Stephen King Spezialist gilt.

bullet01Für die Spezialeffekte im Make-Up-Bereich zeichnete die KNB-FX-Group verantwortlich, deren blosse Erwähnung Kenner mit der Zunge schnalzen lässt. Ebenso wie Garris sind auch die drei hauptverantwortlichen Herren (Kurtzman, Nicotero, Berger) aus der Filmemachergruppe um George A. Romero und Stephen King hervorgegangen – also nahezu eine Familienproduktion.

„Riding the Bullet“ erzählt die Geschichte von Alan Parker (Jonathan Jackson), der kurz nach einem Selbstmordversuch erfährt, das seine Mutter (Barbara Hershey) im Sterben liegt und sich per Anhalter auf den Weg macht sie zu besuchen. Eine seiner Mitfahrgelegenheiten ist George Straub (David Arquette), der allerdings schon seit zwei Jahren tot ist. Dieser lebende Tote stellt unseren Helden nun vor eine grausame Wahl.

Mehr zu verraten würde dem Film jetzt zu viel vorwegnehmen – wer will schon seinen Lesern den Spaß verderben.

Im Gegensatz zu den meisten sogenannten King-Verfilmungen früherer Jahre wirkt „Riding the Bullet“ genau wie ein typisch kingsches Leseerlebnis. Das Drehbuch – ebenfalls von Mick Garris – nimmt sich viel Zeit die Hauptcharaktere einzuführen, bis der eigentliche „Bösewicht“ auftaucht vergeht so schonmal der halbe Film. Allerdings ist das äußerst kurzweilig inszeniert, weil der Zuschauer mit überraschend eingesetzten Rückblenden, Phantasien und bebilderten Gedankengängen der Figur des Alan auf eine Art und Weise nähergebracht wird, die halt absolut King ist.

Man sieht und glaubt man liest.

Das ist zu großem Teil der Verdienst von Editor Marshall Harvey, dessen Filmografie -unter anderem „Small Soldiers“ und „Looney Toones back in Action“ - eine Suche in der IMDB wert ist. Vertraut mir, was der Mann schneidet kann man gucken.

bulle03Auch von der schauspielerischen Seite gibt es kaum was zu bemängeln. Jonathan Jackson bietet eine solide Leistung und beweist, das man ihn nicht umsonst auf der Beobachtungsliste hat. Barbara Hershey ist wie immer fantastisch - langsam wird es Zeit, das sie mal ihr gesamtes Potential ausspielen darf und David Arquette überrascht mit einer mehrschichtigen Darstellung des lebenden Toten.

Das Ganze ist dann noch mit ein paar wenigen Splattereffekten garniert, die ihre Wirkung nicht verfehlen – speziell bei einer Szene mit einem Hund werden einige Gesichter bleich werden – und das Ende des Filmes ist nun ganz anders, als man es erwartet.

Auf der Rückseite der Verleih-DVD steht folgendes Zitat: „Das ist einer der Filme, den Leute auf DVD entdecken und sich fragen, warum sie ihn nicht im Kino gesehen haben.“ (moviefreak).

Kein Wunder, kann man da nur sagen – hat sich doch kein Verleih die Mühe gemacht ihn ins Kino zu bringen. Schade drum.

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