(USA 1956) Die Schreckenskammer des Dr. Thosti / A Torre dos Monstros / Dr. Cadman's Secret Regie: Reginald Le Borg Drehbuch: Gerald Drayson Adams, John C. Higgins Musik: Les Baxter Darsteller: Basil Rathbone, Herbert Rudley, Akim Tamiroff,
England, 1972: Der berühmt berüchtigte Chirurg Joel Cadman (Basil Rathbone) rettet den zum Tode verurteilten Dr. Gordon Ramsey (Herbert Rudley) mittels einer , von ihm „Black Sleep“ genannten, Wunderdroge, die ein todesähnliches Koma hervoruft, vor dem Galgen. Dieser wird nun aus „Dankbarkeit“ dazu verpflichtet Cadman, seinem einstigen Lehrer, bei seinen aufwendigen Gehirnoperationen zu helfen. Nun operiert Dr. Cadman allerdings nicht wie anfangs von Ramsey vermutet an Leichen, sondern an durchaus noch lebenden Objekten, die er sich von dem schmierigen Odo (großartig - Akim Tamiroff) mittels des Einsatzes von „Black Sleep“ besorgen lässt. Ansonsten ist Cadman aber ein Guter, versucht er doch nur seine – dank eines Hirntumors – im Koma liegende Ehefrau zu retten, indem er die Hirne seiner „Patienten“ sondiert. Ramsey ist noch hin- und hergerissen zwischen Abscheu und wissenschaftlichem Interesse, bis er dann mitbekommt, dass die Operationen nicht so gut wie ihm von Cadman erzählt verlaufen. Abgesehen von dem stummen Butler (Bela Lugosi) und dem agressiven Koloss Mungo (Lon Chaney Jr.) mit deren Eskapaden er sich mittlerweile abgefunden hatte, warten im Keller noch John Carradine und Tor Johnson sowie eine Reihe weiterer, sich offensichtlich nicht in einer vernünftigen ReHa befindenden, Freaks.
Überzogenes Schauermärchen, billig in Szene gesetzt, krankhaft-phantastisch...
...so urteilte das „Handbuch der katholischen Filmkritik“ damals über diesen kleinen Schocker von Reginald Le Borg und verkannte dabei komplett, dass der Film auch nichts anderes sein wollte. Obwohl er natürlich schon etwas ganz besonderes war und ist, denn wenn man es genau nimmt ist er eine Art „The Expendables“ der 50er Jahre, in dem die Darsteller der klassischen Universal Horrorfilme der vorhergehenden Dekaden nochmals (und für Bela Lugosi sogar letztmals) gemeinsam vor der Kamera agierten. Ebenso nimmt „The Black Sleep“ schon viel von der ein Jahr später startenden Horrorserie der HAMMER-Studios vorweg. Abgesehen von der Farbe natürlich, bietet der Film ein Setting in einem alten Landhaus im viktorianischen England, einen verrückte Wissenschaftler mit eigentlich guter Intention, eine wissenschaftliche Sensation (hier die Kartographierung des menschlichen Hirns) und sogar eine ziemlich graphische Operationsszene, die auch heute noch ob ihrer drastischen Darstellung verblüfft. Eine weitere Ähnlichkeit ist es natürlich den bösen Doktor mit einem exzellenten Schauspieler zu besetzen und Basil Rathbone steht in dieser Beziehung mit Peter Cushing zusammen auf dem ganz oberen Treppchen der Horrordarsteller (auch wenn er diese Bezeichnung, im Gegensatz zum englischen Gentleman, selbst nicht mochte). Der Altstar haucht seinem Charakter, trotz der eher absurden Story, Leben ein, in dem er ihn komplett ernsthaft darstellt, was im Gedenken daran, in welche Richtung Universal seine Horror-Serie zum Ende hin gedreht hatte (Abbott and Costello) fast schon mutig erscheint. Sein positiver Gegenspieler Herbert Rudley kommt hingegen etwas blass rüber was wieder einmal beweist, dass Bösewichtrollen die besten sind. Aber ehrlich gesagt sind wir ja auch nicht wegen eines Good Guys „ins Kino“ gegangen und auch das schmückende weibliche Beiwerk (eine seriöse Hausdame und die hübsche Assistentin, die sich alsbald als Tochter von Bela herausstellt) ist halt nicht mehr als ein solches. Gebt uns Monster! Genau und dazu kommen wir jetzt auch endlich, denn hier gibt es einiges zu bewundern. Die vier Horrordarsteller die in mehr oder weniger großen Weise die Horrorfilme der 30er und 40er Jahre geprägt hatten sind zwar nur in Nebenrollen dabei, haben diese aber auf den Leib geschrieben bekommen. So ist der dänische Ed Wood Darsteller und Ex-Catcher Tor Johnson als tumber Koloss von beschränkter Intelligenz zu sehen und füllt diese Rolle wie üblich auch voll aus. Hier darf man nochmal an Tim Burtons „Ed Wood“ und daran erinnern, wie Johnson in Wirklichkeit war. John Carradine, der im Laufe seiner mehr als 60-jährigen Karriere mehr als 350 Rollen gespielt hat ist als Geschichtsprofessor zu sehen, der nach seiner Lobotomie in römischer Zeit feststeckt und darf tatsächlich einige unverwechselbare Dialoge von sich geben. Vorsichtiger war die Produktion da schon bei den Rollen der beiden – schon damals als solche bekannten – Schwerstalkoholiker am Set. Lon Chaney Jr. darf als geistig behinderter Mungo mit weit aufgerissenen und rollenden Augen ab und an das Filmbrünettchen angreifen und steht ansonsten aufgequollen in der Ecke herum. Und Bela? Nun ja, wie erwähnt war das tatsächlich sein letzter Filmauftritt (die bekannten Szenen aus „Plan 9 from outer space“ der erst später in die Kinos kam waren schon vor Jahren abgedreht worden) und er im Endstadium seiner mehrfachen Suchterkrankung. Vorsichtshalber gab man ihm also die Rolle des stummen Butlers, aber in dieser zieht er wirklich in etlichen Szenen die Blicke auf sich, ist er doch jemand, der noch aus der Stumfilmzeit stammte. Gerade dadurch, dass man diesmal keine Dialoge von ihm verlangte, die er dann mit seinem legendären ungarischen Akzent vorgetragen (nicht aber gespielt) und eventuell auch vergessen hätte, kann er so seine Gefühle und Handlungen pantomimisch darstellen. Dadurch wirkt seine Figur tatsächlich interessant genug, dass sie in Erinnerung bleibt. Technisch hingegen bietet „The Black Sleep“ leider nur Dutzendware. Regisseur Reginald Le Borg war, wie es Dr. Rolf Giesen im Audiokommentar ausdrückt, ein Auftragsregisseur ohne eigene Handschrift, als heutiges Analog könnte man da zum Beispiel Renny Harlin anführen. So sieht der Film zwar nett aus und holt das bestmögliche aus den kleinen Studiosets heraus, ist aber eher „Malen nach Zahlen“, halt ein Film eines guten Handwerkers. Einige besondere Akzente setzt noch die Musik von Les Baxter, der später dann für Roger Corman arbeiten und generell eine ganze Menge klassische Scores für das phantastische Kino zusteuern sollte. Bereits hier, bei seinem ersten Horrorscore, bekommen einige Sequenzen eine äußerst unheimliche Note. Alles in allem ist „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“, so der hanebüchene deutsche Titel für den der gute Doktor in der Synchronisation tatsächlich umbenannt wurde, sicherlich in keiner Top 10 Liste zu finden, bietet aber klassische Horrorfilm-Unterhaltung. Speziell Universal Fans dürften ihren Spaß am Film haben, aber auch Hammer-Sammler sollten, alleine wegen der oben erwähnten Paralellen mal einen Blick riskieren. Geniesser der „Guinea Pig“-Reihe und Freunde des Jump-Scares der modernen PG13-Grusler dürften eher weniger Spaß mit dieser Veröffentlichung haben.
Zum Release von ANOLIS Mit „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ beschließt ANOLIS die Reihe „Die Rache der Galerie des Grauens“ und bietet der Sammlung einen würdigen Abschluß. An Bild- und Tonqualität gibt es nichts zu meckern. Das Schwarz-Weiß-Bild ist unglaublich klar und von Kratzern ist nichts zu sehen. Die Originalfassung klingt rauschfrei und atmosphärisch, die alte deutsche Kinosynchro ist halt eine alte deutsche Kinosynchro und leidet unter den üblichen Schwächen. Auch in Sachen Extras gibt es einiges zu entdecken. Zuerst einmal natürlich der Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Volker Kronz, der sich diesmal hauptsächlich um die letzten Jahre der im Film zu sehenden Darsteller dreht und so einige nette und weniger nette („Sie schlägt mich!“) Geschichten bietet. Zusätzlich haben sich Kronz und Giesen nochmal zusammengesetzt und eine halbstündige Einleitung für internationale Käufer aufgenommen. Dieses Video findet sich, fälschlicherweise als Audiokommentar bezeichnet, ebenfalls auf der Disk und ist auch einen Blick und zwei Ohren wert. Zusätzlich finden sich auch noch der US- und Deutsche Kinotrailer (herrlich) sowie die „Trailers from Hell“-Episode, in der sich Joe Dante selbigen vornimmt und die bekannten Werberatschläge auf der Disk. Ein Highlight ist die sogenannte „Deutsche Grindhousefassung“, die den Film in tollstem 4:3-Format, mit allen Kratzern, Laufstreifen und Cigarette Burns -und sogar mit dem alten deutschen Verleihvorspann - präsentiert. Tatsächlich sahen die meisten Verleihkopien, die ich von den frühen 70ern an gesehen habe so aus, wenn sie endlich in unserem Stadteilkino ankamen und das Sichten dieser Fassung gab mir ein ganz warmes Gefühl von zu Hause. Vielleicht ein Extra, dass man – wenn eine solche Fassung noch aufzutreiben ist – ruhig mal öfter bringen könnte. Ich verzichte jetzt explizit darauf hinzuweisen ob der Kauf sich lohnt, wer bis hierhin gekommen ist, den juckt es eh schon in den Finger. Dia
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