(USA 1956) Die Schreckenskammer des Dr. Thosti / A Torre dos Monstros / Dr. Cadman's Secret Regie: Reginald Le Borg Drehbuch: Gerald Drayson Adams, John C. Higgins Musik: Les Baxter Darsteller: Basil Rathbone, Herbert Rudley, Akim Tamiroff,
Der berühmt berüchtigte Chirurg Joel Cadman (Basil Rathbone) rettet den zum Tode verurteilten Dr. Gordon Ramsey (Herbert Rudley) mittels einer , von ihm „Black Sleep“ genannten, Wunderdroge, die ein todesähnliches Koma hervoruft, vor dem Galgen. Dieser wird nun aus „Dankbarkeit“ dazu verpflichtet Cadman, seinem einstigen Lehrer, bei seinen aufwendigen Gehirnoperationen zu helfen. Nun operiert Dr. Cadman allerdings nicht wie anfangs von Ramsey vermutet an Leichen, sondern an durchaus noch lebenden Objekten, die er sich von dem schmierigen Odo (großartig - Akim Tamiroff) mittels des Einsatzes von „Black Sleep“ besorgen lässt. Ansonsten ist Cadman aber ein Guter, versucht er doch nur seine – dank eines Hirntumors – im Koma liegende Ehefrau zu retten, indem er die Hirne seiner „Patienten“ sondiert. Ramsey ist noch hin- und hergerissen zwischen Abscheu und wissenschaftlichem Interesse, bis er dann mitbekommt, dass die Operationen nicht so gut wie ihm von Cadman erzählt verlaufen. Abgesehen von dem stummen Butler (Bela Lugosi) und dem agressiven Koloss Mungo (Lon Chaney Jr.) mit deren Eskapaden er sich mittlerweile abgefunden hatte, warten im Keller noch John Carradine und Tor Johnson sowie eine Reihe weiterer, sich offensichtlich nicht in einer vernünftigen ReHa befindenden, Freaks.
Überzogenes Schauermärchen, billig in Szene gesetzt, krankhaft-phantastisch...
Sein positiver Gegenspieler Herbert Rudley kommt hingegen etwas blass rüber was wieder einmal beweist, dass Bösewichtrollen die besten sind. Aber ehrlich gesagt sind wir ja auch nicht wegen eines Good Guys „ins Kino“ gegangen und auch das schmückende weibliche Beiwerk (eine seriöse Hausdame und die hübsche Assistentin, die sich alsbald als Tochter von Bela herausstellt) ist halt nicht mehr als ein solches.
Genau und dazu kommen wir jetzt auch endlich, denn hier gibt es einiges zu bewundern. Die vier Horrordarsteller die in mehr oder weniger großen Weise die Horrorfilme der 30er und 40er Jahre geprägt hatten sind zwar nur in Nebenrollen dabei, haben diese aber auf den Leib geschrieben bekommen. So ist der dänische Ed Wood Darsteller und Ex-Catcher Tor Johnson als tumber Koloss von beschränkter Intelligenz zu sehen und füllt diese Rolle wie üblich auch voll aus. Hier darf man nochmal an Tim Burtons „Ed Wood“ und daran erinnern, wie Johnson in Wirklichkeit war. John Carradine, der im Laufe seiner mehr als 60-jährigen Karriere mehr als 350 Rollen gespielt hat ist als Geschichtsprofessor zu sehen, der nach seiner Lobotomie in römischer Zeit feststeckt und darf tatsächlich einige unverwechselbare Dialoge von sich geben. Vorsichtiger war die Produktion da schon bei den Rollen der beiden – schon damals als solche bekannten – Schwerstalkoholiker am Set. Lon Chaney Jr. darf als geistig behinderter Mungo mit weit aufgerissenen und rollenden Augen ab und an das Filmbrünettchen angreifen und steht ansonsten aufgequollen in der Ecke herum.
Nun ja, wie erwähnt war das tatsächlich sein letzter Filmauftritt (die bekannten Szenen aus „Plan 9 from outer space“ der erst später in die Kinos kam waren schon vor Jahren abgedreht worden) und er im Endstadium seiner mehrfachen Suchterkrankung. Vorsichtshalber gab man ihm also die Rolle des stummen Butlers, aber in dieser zieht er wirklich in etlichen Szenen die Blicke auf sich, ist er doch jemand, der noch aus der Stumfilmzeit stammte. Gerade dadurch, dass man diesmal keine Dialoge von ihm verlangte, die er dann mit seinem legendären ungarischen Akzent vorgetragen (nicht aber gespielt) und eventuell auch vergessen hätte, kann er so seine Gefühle und Handlungen pantomimisch darstellen. Dadurch wirkt seine Figur tatsächlich interessant genug, dass sie in Erinnerung bleibt. Technisch hingegen bietet „The Black Sleep“ leider nur Dutzendware. Regisseur Reginald Le Borg war, wie es Dr. Rolf Giesen im Audiokommentar ausdrückt, ein Auftragsregisseur ohne eigene Handschrift, als heutiges Analog könnte man da zum Beispiel Renny Harlin anführen. So sieht der Film zwar nett aus und holt das bestmögliche aus den kleinen Studiosets heraus, ist aber eher „Malen nach Zahlen“, halt ein Film eines guten Handwerkers.
Alles in allem ist „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“, so der hanebüchene deutsche Titel für den der gute Doktor in der Synchronisation tatsächlich umbenannt wurde, sicherlich in keiner Top 10 Liste zu finden, bietet aber klassische Horrorfilm-Unterhaltung. Speziell Universal Fans dürften ihren Spaß am Film haben, aber auch Hammer-Sammler sollten, alleine wegen der oben erwähnten Paralellen mal einen Blick riskieren. Geniesser der „Guinea Pig“-Reihe und Freunde des Jump-Scares der modernen PG13-Grusler dürften eher weniger Spaß mit dieser Veröffentlichung haben.
Mit „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ beschließt ANOLIS die Reihe „Die Rache der Galerie des Grauens“ und bietet der Sammlung einen würdigen Abschluß. An Bild- und Tonqualität gibt es nichts zu meckern. Das Schwarz-Weiß-Bild ist unglaublich klar und von Kratzern ist nichts zu sehen. Die Originalfassung klingt rauschfrei und atmosphärisch, die alte deutsche Kinosynchro ist halt eine alte deutsche Kinosynchro und leidet unter den üblichen Schwächen. Auch in Sachen Extras gibt es einiges zu entdecken. Zuerst einmal natürlich der Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Volker Kronz, der sich diesmal hauptsächlich um die letzten Jahre der im Film zu sehenden Darsteller dreht und so einige nette und weniger nette („Sie schlägt mich!“) Geschichten bietet. Zusätzlich haben sich Kronz und Giesen nochmal zusammengesetzt und eine halbstündige Einleitung für internationale Käufer aufgenommen. Dieses Video findet sich, fälschlicherweise als Audiokommentar bezeichnet, ebenfalls auf der Disk und ist auch einen Blick und zwei Ohren wert. Zusätzlich finden sich auch noch der US- und Deutsche Kinotrailer (herrlich) sowie die „Trailers from Hell“-Episode, in der sich Joe Dante selbigen vornimmt und die bekannten Werberatschläge auf der Disk.
Vielleicht ein Extra, dass man – wenn eine solche Fassung noch aufzutreiben ist – ruhig mal öfter bringen könnte. Ich verzichte jetzt explizit darauf hinzuweisen ob der Kauf sich lohnt, wer bis hierhin gekommen ist, den juckt es eh schon in den Finger. Dia
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