(USA 2018) Regie: Ron Howard Musik: John Powell, John Williams (Han Solo-Theme) Drehbuch: Jonathan Kasdan, Lawrence Kasdan Darsteller: Alden Ehrenreich, Joonas Suotamo, Woody Harrelson, Emilia Clarke, Donald Glover
Es ist schon erstaunlich, in welcher Form Disney/Lucasfilm die Promotion der neuesten „Star Wars story“ angegangen ist. Die ersten Bilder gab es erst wenige Monate vor dem Kinostart, die Problem um die und den Wechsel in der Regie vermarktete man komplett offen, die Weltpremiere wurde nach Cannes verlegt und bereits zwei Tage danach durfte sich die Presse ein Bild von dem Film machen. Zusätzlich gab es dieses Mal auch keinerlei Auflagen betreffs der Veröffentlichung. All das zeugt davon, dass das „Haus der Maus“ keinerlei Angst vor der Mundpropaganda hat und kann – sollte der Film tatsächlich ein Erfolg werden – einen großen Einfluss darauf haben, wie die Marketingabteilungen (auch anderer Konzerne) demnächst arbeiten. Aber ihr seid ja nicht hier gelandet, weil ihr meine Zukunftsvisionen lesen wollt, sondern um etwas über „Solo: A Star Wars story“ zu erfahren, so lasst uns direkt mal mit einem kurzen Inhaltsabriss beginnen. Solo erzählt die Geschichte des jungen Heißsporns Han (Alden Ehrenreich), der als Arbeitssklave auf dem Planeten Corellia aufwächst und einen unbändigen Freiheitsdrang hat. Zusammen mit seiner Freundin Qi'ra (Emilia Clarke) versucht er die Flucht, die aber nur ihm gelingt. Um sie ebenfalls aus den Klauen der Sklaventreiber zu retten muss Han nun beim Imperium anheuern um genug Credits für ein eigenes Raumschiff zu verdienen. Im Zuge einer Schlacht lernt Han nun nicht nur einen Wookie namens Chewbacca sondern auch den Gangster Beckett (Woody Harrelson) und sein Team kennen, mit dem zusammen er nun einen Zugüberfall durchführt, der leider nicht ganz optimal läuft. Als die drei das Becketts Auftraggeber beichten, stellt sich heraus, dass Qi'ra mittlerweile für diesen arbeitet. Um ihre Schuld zu bezahlen müssen unsere Helden einen weiteren riskanten Auftrag annehmen, zu dessen Durchführung sie ein besonders schnelles und wendiges Raumschiff benötigen. Ein Schiff wie die „Millennium Falcon“, die sich im Besitz eines Spielers namens Lando Calrissian (Donald Glover) befindet. Offensichtlich gibt es im Film – zumindest inhaltlich kaum Überraschungen, die man nicht schon in den Trailern gesehen hat. Sicherlich gibt es noch den ein oder anderen Plottwist und ich habe mich natürlich auch bemüht nicht viel zu verraten, aber wer in den Film geht um eine Geschichte zu sehen, deren Irrungen und Wendungen ihn an die Wand drücken, der hat das Konzept falsch verstanden. Schließlich haben wir es hier mit einem Prequel zu einem 40 Jahre alten Film zu tun, da sollte man als Zuschauer seine Erwartungen etwas anders positionieren. Zumindest für mich als "Altfan" aber ist der Film natürlich in vielerlei Hinsicht interessant, in der Hauptsache dadurch, dass sich nach dem ersten Sehen von „Krieg der Sterne“ vor über 40 Jahren genau zwei Hauptfiguren direkt in mein Herz gespielt haben. Zuerst einmal natürlich Han Solo, dessen Hang zum Sarkasmus und unglaubliche Coolness für einen 16-jährigen eine gewaltige Vorbildfunkion hatten und dann der – damals noch so genannte – „Rasende Falke“, der tatsächlich das erste Filmraumschiff mit eigenem Charakter war. Nicht nur der Corellianer sonder auch der „Haufen Schrott“ bekommen in Solo nun eine Hintergrundgeschichte verpasst und obwohl der humanoide Charakter titelgebend ist, hat mich doch die Geschichte des aufgepimpten Frachters sogar noch ein klein wenig mehr in meinem Fanherz berührt. Sicherlich, die anderen uns bekannten Personen sind ebenfalls grandios getroffen; Ehrenreichs Solo-Interpretation ist zwar anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber man sollte nicht vergessen, dass der Charakter erst im Laufe der Handlung zu dem Solo wird, den wir kennen, auch Joonas Suotamo gibt im Chewbacca Kostüm sein Bestes, obwohl man natürlich –wie auch in den letzten beiden Saga-Filmen sofort merkt wenn nicht Peter Mayhew den Wookie spielt und mit Donald Glover hat man die perfekte Besetzung für einen jungen Lando gefunden, aber die Falcon und ihre Story ist eigentlich tatsächlich der rote Faden der Geschichte. Erst wenn das Schiff erstmals auftaucht beginnt die Verwandlung von Han, dem Correlianer zu Han Solo dem zynischen Schmuggler. Wie zu erwarten ist der Film auch gespickt mit mehr oder weniger deutlichen Anspielungen auf die Originaltrilogie, beginnend mit Solos Würfeln, die hier schon fast übertrieben oft zum Einsatz kommen, über den sagenhaften Kessel-Run, bis hin zu einem Gastauftritt gegen Ende des Filmes, der mich tatsächlich zum Staunen gebracht hat und zusätzlich alle Tore zu einer eventuellen Fortsetzung aufstösst. Das soll jetzt nicht heissen, dass der Film kein befriedigendes Ende hat, aber im Gegensatz zu „Rogue One“ bieten sich hier halt noch einige Wege an, die Geschichte weiter zu spinnen und ich zumindest hätte nichts dagegen, denn Solo ist ein prima Abenteuerfilm aus dem Star Wars Universum, der endlich mal komplett auf Jedis und ihre Probleme verzichtet und eine Geschichte mit und von „normalen“ Menschen erzählt. Zum Abschluß noch einige Worte zur Musik. Der Film beginnt mit dem von John Williams extra komponierten „Han Solo Theme“, das wie eine „abgespeckte“ Version des Main Titles klingt und dementsprechend Ohrwurmqualitäten hat, aber auch die restliche Musik von John Powell weiß durchaus zu gefallen und nutzt viele bekannte Themen (speziell die beiden klassischen Millennium Falcon Themes „Hyperspace“ und „Asteroid Field“) als Ausgangsbasis. Im Nachspann konnte man dann noch einen schönen Marsch hören, der mir im Film nicht direkt aufgefallen ist, was allerdings auch ein Zeichen dafür ist, dass mich die Handlung genug mitgerissen hat, dass ich NICHT auf die Musik achten konnte. Um es kurz zusammenzufassen – „Solo: A Star Wars story“ gefällt mir erheblich besser als „Rogue One“, da er weniger düster ist und den Fokus eher auf eine abenteuerliche Geschichte ohne welt- oder universumbewegende Folgen setzt. Wenn das der Weg ist, den die Seitenfilme der Saga jetzt einschlagen bin ich dabei. Dia
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