Dracbela

Auch nach 100 Jahren
noch ein scharfer Zahn

Dracula Filme und ihre musikalische Sprache

 

Heute vergeht gefühlt keine Woche, in dem der geneigte Filmfan nicht mit einem Trailer eines Remakes oder gar der Wiederbelebung eines ganzen Franchises genervt wird. Hollywood scheint das Gefühl oder den Mut für originelle und neue Geschichten verloren zu haben. Aber wenn man in die Geschichte zurückschaut, gab es schon seit Anbeginn des Filmes Stoffe, die in regelmässigen Abständen neu verfilmt worden sind.

Dazu zählt sicher auch Dracula, basierend auf Bram Stokers Gothic Novel, der damit wohl eine der Ikonen des Horrorgenres schuf. Und obwohl das Buch nicht sonderlich gut geschrieben ist und auch strukturell schwächelt kann man sich ihm dank der Hauptfigur in Person des Grafen aus Transylvanien, kaum entziehen.

Ich möchte nun einige der wichtigsten Verfilmungen das Stoffes herausnehmen und anhand der Filmmusik zeigen, wie man die Basisgeschichte stilistisch wie inhaltlich unterschiedlich erzählen kann.


dracMaxe

 

 

 

 

 

Nach einigen stummen und heute verschollenen Filmen war" Nosferatu- Eine Symphonie des Grauens "(1923 Friedrich Wilhelm von Murnau) trotz Rechtestreitigkeiten, eine ziemlich inhaltsgetreue Verfilmung. Hans Erdmann schrieb für diesen Film die Musik in einem Stilmix aus Spätromantik und Expressionismus.. die Musik unterstützt perfekt die grausige Bildsprache.

Ich möchte hier schon einmal etwas anmerken: Bei Stummfilmen kam es immer wieder vor, dass im Laufe der Geschichte und bei Wiederaufführungen Teile oder auch der gesamte Score aus verschiedensten Gründen neu komponiert wurden. Alleine im Falle von Nosferatu gibt es mindestens 3 komplette Scores


"Dracula" (1931, Todd Browning) markiert dann den Beginn des Tonfilms und startete gleichzeitig Bela Lugosis Karriere..Beachtenswert ist bei dem Film, dass er, wie viele andere Filme zu Beginn der Tonära, über weite Teile ohne Musik auskommt.

Für ihn wurde keine eigene Musik komponiert, stattdessen wurden Aufnahmen von klassischen Werken von Tschaikovsky oder Wagner unterlegt.

Erst 1999 schrieb Philip Glass den untenstehenden Score für den Film, er ist für Streichquartett komponiert und schwankt zwischen Milimalismus und zeitgenössischen Tönen.

 


dracchrisDie nächste bemerkenswerte Neudeutung des Stoffes kam aus England und wurde vom legendären Hammer Studio produziert.

"Dracula" (1958, Terence Fisher) ist ein farbenprächtiger und vor Gothic Atmo triefender Streifen, der mit Christopher Lee wiederum einen neuen Typ Dracula einführt, der eine stark erotische Komponente einbringt.

Das klingt auch in der vollfleischigen Musik von James Bernard an:

DRAAAA-CULA möchte man hier bei den drei markigen Tönen des Motivs mitsprechen. Musik mit dem Dampfhammer komponiert aber geschickt und eindringlich zugleich. 

 


 

 

 

Von der Mitwirkung an "Nachts, wenn Dracula erwacht" (1970 Jess Franco) versprach sich Christopher Lee eigentlich die Chance, endlich in einer originalgetreuen Adaption des Romans mitwirken zu können. Budgetkürzungen und Francos Ideen machten das ganze aber zunichte. Herausgekommen ist eine seltsame Mischungen aus guten und atmosphärischen Szenen und gähnender Langeweile. Bruno Nicolai komponierte die Musik und hier bleibt für den Horror und Italiana Fan eigentlich kein Wunsch offen.

 


Eine ehrenvolle Nennung bekommt an dieser Stelle "Blacula" (1972 William Crain) , die Blaxplotation der Vampirgeschichte. der Film ist natürlich groovy und funky wie die Musik von Gene Page:

 


Mit "Nosferatu-Phantom der Nacht" (1979) schuf Werner Herzog einen Kunstfilm Horror. Klaus Kinski spielt grossartig und die Musik von Popol Vuh verdient wie oft eigentlich mehr Aufmerksamkeit:

 

 

die Musik erscheint sphärisch und geheimnisvoll, kann aber im richtigen Moment auch zupacken.


Im gleichen Jahr kam unter der Regie von Jon Badham die prachtvolle romantische Verfilmung "Dracula" in die Kinos..in Zeiten von Punk und dreckigen Endzeithorror wirkte der Film schon sehr anachronistisch und floppte an der Kinokasse. Kein Flop, sondern ein großer Wurf ist die schäumende Musik von John Williams: 

 


In den 90er Jahren hatte es der alte Mann mit dem Cape schwer. Filme wie Near Dark oder Lost Boys mit ihren Punk Vampiren kamen ohne den Herrn aus Transylvanien aus.

Erst 1992 kam mit "Bram Stoker's Dracula" unter der Regie von Francis Ford Coppola wieder eine echte Adaption des Stoffes auf den Markt. Bis heute wohl eine er Besten. Der Film strotzt vor großartigen Bildern hat eine gruselige Atmosphäre und eine beeindruckende Darstellerriege..man könnte kritisieren, dass der wahre Horror fehltt aber ich bin ein Fan des Films. Wojciech Kilars Soundtrack könnte man als Hommage an alle bisherigen Dracula Musiken bezeichnen. Anleihen an den 1958er Film sind im Titeltrack nicht zu überhören:

 

Aber die Musik hat genug originelle Momente um auch beim vom Film losgelöstem Hören zu überzeugen.


 

Dies konnte nur ein kleiner Diskurs sein..ich habe sicherlich einige wichtige Dracula Filme wie Musiken übersehen, von den nur Vampirfilmen beginne ich erst gar nicht.

Aber diese Rubrik ist ja noch jung und das Thema Blutsaugen hier und heute sicher nicht abgeschlossen.

Frank Rinsche

 

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