Tanz der Teufel ist wieder legal!

Einige Gedanken zur Aufhebung der Beschlagnahme und den Reaktionen darauf von Sören Ney

Da ich beim letzten bloCASTer meinen Senf gar nicht dazu tun konnte, komme ich einfach nicht umhin, wenigstens hier ein paar Worte zum Ereignis der Woche zum Besten zu geben.

Deutscher Kinotrailer 

Tanz der Teufel ist Kult.

Radikal in seiner Machart funktioniert er sowohl als Schocker als auch als Komödie. Das wahrlich sparsame Budget wurde maximal wirkungsvoll eingesetzt und er hat seinen Platz in der Hall of Fame des Kinos wahrhaftig verdient und darf sich dort ehrenvoll zur Rechten von Godzilla und Die Nacht der lebenden Toten platzieren.

US-Kinotrailer 

Tanz der Teufel ist ein Mythos.

Nicht unbedingt bei denen, die ihn damals beim Kinostart erleben durften, aber dafür um so mehr bei den Zeitgenossen mit der Ungnade der späten Geburt. Kaum ein anderer Film hat die Gemüter unserer Sittenwächter mehr beschäftigt als dieser Streifen, daher wurde sein eigentlich selten dämlicher deutscher Titel zum Synonym des gewaltverherrlichenden Schmuddelfilms. So etwas schafft natürlich Begehrlichkeiten und folglich stand dieser Film wohl auf vielen Adoleszenz-Wunschlisten ganz oben. In der Tat war auch die erste Videokassette in meinem Besitz mit genau diesem Film bespielt. Zwar hatte ich gar keinen Videorecorder, aber das machte nichts. Ich hatte nun viele Freunde und bei deren Videoabenden war ich mit diesem Schatz natürlich herzlich willkommen. Der zweite Film auf der Kassette war übrigens Muttertag, kein schlechter Start finde ich. Und scheiße ist das lange her!

Neuer US-Trailer

 Tanz der Teufel ist wieder frei.

Eine Nachricht wie ein Paukenschlag. Wie alle treuen Leser mittlerweile schon wissen, hat Sony sich die Mühe gemacht, die Gunst der Stunde zu nutzen, um die Beschlagnahme aufzuheben. Nach Texas Chainsaw Massacre ist das der zweite Titel der „großen vier“: Texas Chainsaw Massacre, Tanz der Teufel, Muttertag und Maniac. Diese Filme sprangen bereits vor der ersten Verschärfung des §131 StGB im Jahre 1985 über die juristische Klinge.

Also lasst die Sektkorken knallen! Wildfremde Filmfans liegen sich in den Armen und spontan wurden Open Air Screenings zelebriert! Aber nix dergleichen passiert! Bestenfalls wohlwollend zur Kenntnis genommen, findet man den Film ja eh nicht so hart, die anderen Teile sowieso besser und überhaupt ist dieser Hype nur dem Verbot zu verdanken. Stimmt. Und die Tricks in King Kong von 1933 sind auch scheiße.

Liebe Leute sagt mal, hackt's bei Euch?

Dieser Film war ein primäres Ziel der Menschenschutz Mafia. So mancher Wichtigtuer der Staatsgewalt fühlte sich berufen, jegliche Achtung von Verhältnismäßigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Kunstfreiheit abzulegen, nur um so seinen ach so ehrbaren Einsatz gegen die Schlechtigkeit der Welt zu zeigen. Bequem, leicht zu rechtfertigen und an Bigotterie kaum zu überbieten. Es kam zu Durchsuchungen bei denen Filmkopien, egal ob geschnitten oder nicht, eingezogen wurden, Filmfestivals wurden von der Polizei überfallen und im Sinne der öffentlichen Ordnung beendet und Wissenschaftler fabulierten sich ganze Bücher über die Gefahren der Gewaltdarstellung zusammen. In der Folge wurde Gesetze immer wieder verschärft und die Kunstfreiheit dem Pöbel zum Fraß vorgeworfen. Habt Ihr das alles vergessen?

Es geht mir nicht darum, dass all diese Maßnahmen den Fan nicht einmal ansatzweise stoppen konnten, im Gegenteil, durch die Vernetzung der Szene kamen ganz andere Dinge auf den Bildschirm. Es geht darum, dass Leute meinen was Besseres zu sein und ihre Macht dazu missbrauchten um andere Ansichten als illegal zu klassifizieren.

Mit jedem Titel der aus den Zwängen des (zuletzt im Jahre 2015 im Zuge einer Gesetzesnovelle zum Sexualstrafrecht (!) verschärften) Paragraphen 131 StGB befreit wird, kann ich all diesen Pissern immer deutlicher sagen „IHR hattet UNRECHT!“.

Wahrscheinlich schon pensioniert könnt ihr jetzt miterleben, wie Euer Lebenswerk aus Sittenwahn und Bewahrpädagogik langsam aber sicher zusammenbricht. Zerschlagen von den Leuten, die Ihr bevormundet habt schützen wolltet. Gebrochen und vergrämt werdet Ihr auf dem Sofa sitzend bald Tanz der Teufel ungeschnitten auf Arte sehen und verbittert Euch und die Schlechtigkeit der Welt beweinen. Und auch wenn es Eurer Weltanschauung nach unmöglich ist, so empfinde ich tatsächlich Mitgefühl für Euch. Eine späte Einsicht Eurerseits wage ich allerdings nicht zu erhoffen. Trotzdem werde ich für Eure Seelen beten.

In diesem Zusammenhang freue ich mich übrigens schon auf die verzweifelten Winkelzüge, mit der die Bundesprüfstelle versuchen wird, einen ihrer Vorzeigeschätze im Giftschrank zu halten.

Was kommt als nächstes? Ich denke zunächst werden die schon damals nicht nachvollziehbaren "Freund"-lichen Fließbandverbote des AG München purzeln, dann vielleicht Dawn of the Dead und Brain Dead. Aber Muttertag, Maniac und natürlich Ich spuck auf Dein Grab werden noch einmal härtere Nüsse. Und die Fulcis? Mal sehen. Aber je leerer die Liste wird, desto größer die Chance, dass in den Köpfen der Parlamentarier die Erkenntnis eintritt, dass Verbote die Welt nicht retten werden.

„Corruptissima re publica plurimae leges “ wie der alte Tacitus schon sagte!

Sören Ney

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