Am Anfang war ein Affe oder wie Musik in den phantastischen Film kam
"King Kong" von Max Steiner (1933)
Wenn ein Kunstwerk mehrere Sinne anspricht, gilt es als besonders vollkommen.
Gerade beim Theater oder Film, wenn Auge und Ohr gleichermaßen beschäftigt und gefesselt sind, lassen wir uns zu gerne aus dem Alltag ins Reich der Phantasie tragen. Aber gerade beim Film war das nicht immer so.
Als Ende des 19 Jahrhunderts kurze Schwarz Weiss Streifen in den Jahrmarktzelten gezeigt wurden, waren diese noch stumm. Sie wurden, wie die späteren Spielfilme, zwar bis Anfang der 20er Jahre von einem Klavierspieler oder kleinem Orchester live im Kino begleitet, aber wurde die Musik meist improvisiert oder aus Standards zusammengestellt.
1927 kam dann mit The Jazz Singer der erste Tonfilm heraus, der eine Revolution auch in der Musik lostrat.
Zu einer weiteren kleinen Revolution kam es dann im Jahr 1933, denn da erschien ein Film, der in vielen Aspekten ein wegbereitender Klassiker werden sollte.
"King Kong und die weisse Frau" gilt als Meistwerk der Trickkunst und als der erste Monsterfilm der Geschichte ... ein rarer Moment, in dem einfach alles passte: Die Regie, die exotische Geschichte, der Horror und Grusel und nicht zuletzt die Musik von Max Steiner. Auch hier wurde Pionierarbeit geleistet, denn das erste Mal war es möglich auch Dialogszenen mit Musik zu unterlegen, was zu einer stärkeren Emotionalität und Dramatik der Szenen beitrug.
"Ich denke, dass es wichtig ist sich vor Augen zu führen, dass es, als sich Steiner daran machte Kong zu komponieren, keine Vorbilder oder Referenzen gab-er betrat Neuland. Viele Dinge, die wir heute für selbstverständlich halten hat Steiner mit seiner Musiksprache definiert.
Steiner ist wirklich der Urvater dieser wundervollen Kunstform"
Danny Elfman
Diesen Worten von einem heutigen Großmeister der Filmmusik muss man eigentlich nichts mehr hinzufügen.
Aber da mein Einstieg in diese herrliche Filmseite nicht allzu kurz ausfallen soll, hier noch einige Anmerkungen von mir.
Wenn man die Musik heute wieder hört, ist es schon erstaunlich mit welcher Raffinesse und Kunstfertigkeit Steiner auf den Klängen des Orchesters spielt und so die Wirkung des Films in jeder Szene unterschiedlich bereichert.
Das Orchester wird in seiner ganzen Breite eingesetzt und Steiner versteht es unnachahmlich Farben und Stimmungen den unterschiedlichen Szenen anzupassen.
Ich denke wohl, dass auch der Eindruck des Publikums auf den Stop Motion Affen ohne Steiner Beitrag ganz anders ausgefallen wäre ... trotz der damaligen fortschrittlichen Tricktechnik.
Max Steiner war, wie so viele gut ausgebildete Komponisten aus Europa in die USA emigriert. Er arbeitete zunächst am Broadway und arrangierte Musik für mehrere Shows. 1927 arbeitete er zum ersten Mal an einem Film und mit Cimarron schrieb er 1930 seinen ersten Score.
Steiners musikalische Ausbildung war geprägt und stets begleitet von den Spätromantikern Wagner und Mahler, den Russen Mussorgsky und Rimsky Korsakoff und den Skandinaviern Sibelius und Grieg.
Sie alle waren bekannt dafür, die Orchesterpalette voll zu nutzen, die Form zugunsten grosser Melodien zu vernachlässigen und nicht vor Emotionalität und auch hin und wieder Schmalz zurückzuschrecken.
Aus diesen Vorgaben und seinem Talent schuf Steiner den Score. Besonders hervorzuheben ist dabei das sogenannte Leitmotiv, ein Thema, dass speziell einer Person im Film zugeordnet ist und das veränderbar in Szenen vorkommt in der der Charakter z.B. auftritt oder auch nur über ihn gesprochen wird. Das Zusammentreffen dieser Motive mit der Einbeziehung der jeweiligen Szenenstimmung führte dann zu dem Klanggewand, was kurze Zeit danach als Hollywood Sound bekannt wurde und die amerikanische Filmmusik bis weit in die 50er Jahre prägen sollte.
Hierfür sind neben Steiner auch Erich Wolfgang Korngold, Franz Waxman, Dimitri Tiomkin und Miklos Rozsa zu nennen, die wir in dieser Rubrik sicherlich noch näher kennen lernen werden.
Falls sich jemand darunter nichts vorstellen kann und es ihn interessiert, haben wir an diesem Artikel mal ein kurzes Youtube-Video angehangen ... aber bitte nicht erschrecken ... das, was dort aus den Lautsprechern kommt, nenne ich Musik. 2 Töne eines Walgesangs mit einem stupiden Rhythmus zu versehen und es in nunmehr gefühlten 20 Filmen einzusetzen, ist für mich weniger eine gelungene Komponistenarbeit, Herr Zimmer!!!!
Solltet ihr danach Lust haben, den kompletten Score zu hören, dann findet sich an der üblichen Stelle natürlich auch ein Amazon-Link zum Direktkauf der Original-Einspielung.
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