Wie ich in meinem letzten Artikel schon beteuerte, ist Country ja ein durchaus spannendes Genre in dem es so einige musikalische Perlen zu entdecken gibt. Nach der ausgesprochen amerikanischen Interpretation von Reverend Peyton möchte ich Euch nun die europäische Herangehensweise der Workers in Songs vorstellen. Leadsänger Morten Krogh sieht aus wie ein Cowboy und fühlt sich wahrscheinlich auch so. Seine einzigartige Stimme fasziniert von der ersten Silbe an die durch die Lautsprecher dringt. Angesichts dieser Erscheinung ist es wirklich überraschend, dass er wie auch der Rest der Band nicht im Wilden Westen, sondern auf Seeland in Dänemark beheimatet ist. Doch spätestens wenn die Band spielt sind alle durch Gunter Gabriel und Truck Stop indoktrinierten Vorurteile revidiert. Mit dem typischen Klang des Banjos und einer reichlichen Menge akustischer und elektrischer Instrumente verlassen die Workers in Songs ganz schnell die seichte Spur und erfinden das Genre geradezu neu. Ihre Version von Country braucht weder Kitsch noch Popanz sondern enthält stattdessen eine Menge europäischen Folk und wird durch Bluegrass und Rockabilly komplettiert. Die facettenreichen Arrangements beeindrucken schon von der Platte(!), sind live auf der Bühne aber mindestens nochmal so gut. Wunderbar treiben die ruhigen Songs dahin, steigern sich dabei fast unmerklich und münden schließlich in furiosen Momenten, um kurz darauf wieder in Melancholie zu zerfließen. Die Workers spielen zwar ernsthaft und ehrlich aber irgendwo haben sie immer wieder den Schalk im Nacken sitzen. Dies wird zum Beispiel sehr schön im Video zu „Sorry Marie“ deutlich, in dem die Band eigentlich nur private Quatschvideos zu einer wundervollen Collage zusammenfügt. Die Vielfältigkeit der Songs ist faszinierend und geht von traurig-schönen Balladen (That Glorious Masterpiece) über den Alptraumsong aller Linedancer (For Grandpa) bis hin zu wilden Spaßliedern (I'm the Guy). Auch puristische Fans des Genres werden mit Songs wie „Living in a Cheap Motel“ hervorragend bedient. So erlebt der Rezipient eine wundervolle Reise quer durch alle Gefühlswelten und kann sich von der Band kaum lösen. Sie sollen nie wieder aufhören zu spielen, man möchte sie förmlich auf der Bühne auspressen um noch ein paar Tropfen Musik zu ergattern, wie zum Beispiel das tolle Tom Waits Cover „Christmas Card from a Hooker in Minneapolis“. Das Geheimnis der seit 2010 bestehenden Band liegt wohl in der Freundschaft der Bandmitglieder begründet. Sich von klein auf an kennend, entwickeln sie eine einzigartige Harmonie untereinander und ihr Spaß bei der Sache überträgt sich sofort auf die Zuschauer. Live auf der Bühne zeigt die Band nochmal sehr deutlich, dass sie wissen was sie tun. Mit einem wahren Arsenal an Instrumenten, welches eigentlich für drei Bands reichen würde, brennen die Workers dem Zuschauer ihr wohldosiertes Feuerwerk in die Ohren und am Ende steht niemand mehr still. Wie der Zufall es will, werden Workers in Songs in Kürze eine kleine Deutschland-Tournee machen. Wer einmal in eine Welt eintauchen möchte, in der Dänemark neben Tennessee liegt, und dort mit der Band gemeinsame „Beer Breaks“ zu zelebrieren, dem sei ein Besuch der Konzerte vom ganzen Herzen empfohlen.
Gelegenheiten die es durchaus wert sind auch ergriffen zu werden, zumal der Eintrittspreis moderater Weise auch noch viel Spielraum für einige Beer-Breaks bietet! Sören |
- Sören Ney