peyton

Wer sich selbst als Musikliebhaber sieht und vielleicht auch so bezeichnet, ist eigentlich immer auf der Suche nach neuen Input. Egal wie genial ein Song oder eine ganze CD sich gestaltet, nach einer gewissen Halbwertzeit hat man sich am Sound einfach überhört und den Ohren dürstet nach etwas neuen. Einige Sachen holt man nach einer gewissen Ruhezeit gerne wieder hervor, anderes sorgt bei späterem Genuss nur noch für Kopfschütteln über den fehlgeleiteten Geschmack seiner selbst.

Das ist normal, schließlich liegt der Reiz ja oftmals vor allem in der Jagd und Irrwege sind da nicht auszuschließen. All zu oft dreht man sich auch im Kreis, weil man die bewährten Genres nicht verlassen mag oder besser gesagt, man keinen Ausweg findet.

Um aus solchen Schleifen auszubrechen hilft der gern zitierte Blick über den Tellerrand. In meinem Fall führte dieser in die Welt der Country Musik. Ja genau, ich meine dieses Genre der verklebten Scheinromantik mit ihren heldenhaften LKW-Fahrern und verlassenen Ehemännern. Drüben in Amerika werden Country Stars ja gefeiert wie Helene Fischer bei uns, aber hierzulande fällt höchstens der Name Truck Stop und dann kommt lange lange Zeit nichts.

Es lohnt sich aber definitiv ein wenig in genau diese Musik-Szene einzutauchen, denn dort erwartet den Hörer so einige Perlen wie zum Beispiel „The Reverend Peyton's Big Damn Band“. Na gut, sie sind nicht hundertprozent Country, sondern spielen vielmehr Country Blues und sind auch sonstigen Genres nicht unbedingt abgeneigt, aber zum Einstieg ist das ja gar nicht schlecht.

Auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag, so kommen Reverend Peyton und seine Big Damn Band mitnichten aus den Sümpfen der Südstaaten, sondern aus dem im Norden gelegenen Indiana. Da verwundert es auch nicht besonders, dass sich die Texte ihrer Musik auch nicht gerade durch eine besondere Frömmigkeit auszeichnen.

Das Trio glänzt durch ihre einzigartige Hillbilly Interpretation des Country Blues und verbindet dafür Folk und Blues Elemente zu einer abwechslungsreichen Mischung mit vielfältigen und mitunter auch knallharten Anleihen.

Bandleader und Gitarrist Reverent Peyton, der mit seinem facettenreichen Fingerstyle (siehe hier und hier) Gitarrenspiel jedem Objekt mit Saiten Töne entlocken kann.

 

"Mama's Fried Potatoes" Shotgun Guitar played and SHOT by Rev. Peyton

 

Hierbei spielt er mit dem Daumen die Baseline, während er gleichzeitig mit seinen Fingern die Melodie spielt. Er pflegt so eine fast am Aussterben begriffene Tradition, wie sie zum Beispiel von Mississippi John Hurt gelebt wurde. Peyton spielt sie dabei allerdings mit der Energie eines Howlin* Wolf. Und wie gesagt, alles mit Saiten wird gespielt, sei es eine spezialangefertigte National, eine Zigarrenkiste, eine Axt oder eine Schrotflinte!

Auch musikalisch hat Reverend Peyton seine Hausaufgaben gemacht in dem er bei den ganz großen Delta and Hill Country Blues Größen in die Lehre gehen durfte und teilweise sogar mit auf Tour ging. So zum Beispiel bei David “Honeyboy” Edwards, T-Model Ford (dessen Enkel ihn Unk nennt) und Robert Belfour.


Rev. Peyton plays & splits wood w/ Axe Guitar The Reverend Peyton's Big Damn Band "Clap Your Hands"

 

Seine kongeniale Ergänzung findet Peyton in seiner Ehefrau Breezy "Washboard" Peyton, die durch ihr energiegeladenes Spiel auf dem Waschbrett Langeweile noch nicht einmal im Ansatz aufkommen lässt. Zusammengehalten wird der einzigartige Sound durch Max Senteney, entweder am Schlagzeug oder mit etwas anderem auf das er draufhauen kann z.B. seinen fünf Gallonen Ahornsirup-Eimer.

Reverend Peyton's Big Damn Band präsentieren sich gerne als Rednecks und kokettieren dabei mit dem Idyll des amerikanischen Landlebens. Dabei sind sie alles andere als ungebildete Landeier, was sich in ihren Texten auch deutlich widerspiegelt. Es gibt keine Lieder über das Sammeln von Baumwolle oder ähnlich angestaubte Themen. Die Band transformiert die Tradition ins Hier und Jetzt.


Raise A Little Hell Devils Look Like Angels

 

Ihre ungehobelt erscheinende Art entpuppt sich schnell als gefühlvoller Gegenentwurf zur technokratischen Welt und begeistert dabei genreübergreifend Musikfans unterschiedlichster Ausprägung. Egal ob Countryfans, Bluesfans, Rocker oder Punks, Reverend Peyton's Big Damn Band verbinden durch ihre höchst unterhaltsamen Konzerte.

Sie sind daher auch nicht zu Unrecht für ihre energiegeladenen Live-Shows bekannt. Mit der Kraft eines Güterzuges liefert Rev. Peyton ein wahres Gitarren-Feuerwerk ab. Breezy spielt nicht nur auf ihrem Waschbrett, sie verschleißt es regelrecht und hat deshalb immer einige Austauschexpemplare im Gepäck. Mit Glück kann man dann ein "verbrauchtes" Exemplar nach der Show erwerben.

 


Die Band macht auf ihrer diesjährigen Europatour nur zweimal Station in Deutschland.

07.09.18 
Kiel

08.09.18 
Chemnitz

Live at The Borderline - London, UK

Gelegenheiten die es durchaus wert sind auch ergriffen zu werden, zumal der Eintritt sich im durchaus zahlbaren Dimensionen bewegt.

Sören


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