Hellraiser - Das Tor zur Hölle / Sadomasochists from Beyond the Grave / Le Pacte / Puerta al infierno / Pekelník (UK 1987) Vorlage, Drehbuch und Regie: Clive Barker Musik: Christopher Young Mit: Andrew Robinson, Clare Higgins, Ashley Laurence, Sean Chapman, Doug Bradley
What a Woman will do for a Good Fuck
In den 80er Jahren erblickte eine ganze Reihe von wegweisenden Horrorfilmen das Licht der Welt, so zum Beispiel Evil Dead, Poltergeist und natürlich Nightmare on Elm Street, um nur einige zu nennen. Neben ihren neuen Aspekten hatte sie allesamt gemein, dass sie bei aller Ernsthaftigkeit niemals den Humor verloren und sich primär an jüngere Zuschauer richteten. In Deutschland war es gerade die letztgenannte Eigenschaft, welche den mit der Lektüre von Winnetou aufgewachsenen Wächtern der Moralhoheit besonders negativ aufstieß. Mit dem Glauben die Ursache allen Übels der Welt gefunden zu haben, lief die deutsche Zensurmaschinerie fast wie in alten Zeiten und indizierte den Unterschied zwischen 16er und 18er Freigaben bis hin zur Unkenntlichkeit. Aber es gab ja doch wirklich noch die Erwachsenen. Stephen King konnte unangetastet veröffentlicht werden, ohne dass sich auch nur ein Zensor darüber echauffierte was er in seinen Bücher so von sich gab. In diesem Schatten folgte dann irgendwann Clive Barker, ein weiterer Horror-Autor mit noch fieseren Ideen. Seine Geschichten beschrieben nicht so sehr das übernatürliche Grauen im Alltag, sondern eine Welt in der die Charaktere den Horror ganz natürlich verkörperten. Dann kam Barker auf die Idee, eine seiner Geschichten selbst zu verfilmen. Humorlos, gemein und ganz auf die kaputte Welt von Erwachsenen gerichtet: Hellraiser. In Hellraiser geht es um Frank, einen von der puren Lust getriebenen Mann, der letztendlich in den Fängen der Zenobiten die ultimative Befriedigung in unendlichem Schmerz findet. Einige Jahre später zieht nun sein Bruder Larry mit seiner Frau Julia in das „verlassene“ Haus ein und erweckt Frank aus Versehen mit einigen vergossenen Tropfen Blut. Julia, die Frank schon immer derart sexuell zugeneigt war, dass sie sich sogar auf ihrer Hochzeit mit ihm vergnügte, muss nun Männer in das Haus locken, damit Frank diese zum Aufbau seines Körpers aussaugen kann. Der Film glänzt dabei nicht nur durch die wirklich gut gelungenen Gore-Effekte, sondern beeindruckt auch heute noch durch die gefühlskalte Atmosphäre, deren Scheinheiligkeit nur durch die sexuelle Maßlosigkeit übertroffen wird. Leider wird dieses Flair durch die eingesetzten Computereffekte vor allem am Ende arg torpediert, die mehr schlecht als recht funktionieren. Ganz anders hingegen der Soundtrack von Christopher Young. Seine Musik baut eine Brücke zwischen der natürlichen und der übernatürlichen Welt unter Beibehaltung einer gewissen erotischen Spannung. Dabei war Young ursprünglich nur zweite Wahl gewesen, denn der von der Underground Gruppe Coil geschaffene Soundtrack war eigentlich Barkers Favorit gewesen. Nur leider fürchtete der Verleih spätere Lizenzgebühren und setzte den Hauskomponisten durch. So konnte Young dann mit dem Soundtrack zum zweiten Teil „Hellbound“ sein absolutes Meisterstück abliefern. Trotzdem wäre es ausgesprochen interessant, den Film einmal auf den Coil Soundtrack geschnitten zu erleben. Aber das wird wohl leider nicht passieren. In Deutschland war für den Film natürlich keine Jugendfreigabe denkbar. Genauso war es undenkbar, so etwas ungeschnitten durchgehen zu lassen und so wurde bösartige Szenen wie zum Beispiel ein Hammer(!) oder die Zeile „Jesus wept“ herausgeschnitten. Trotzdem gab es reflexartig noch eine Indizierung drauf zu, die dann 2013 aufgehoben wurde. Im Jahre 2017 erschien der Film erneut und diesmal ungeschnitten frei ab 16 Jahren. Zur Zeit erfährt der Film eine Kinoauswertung durch Drop-Out Cinema, die auch die beiden folgenden Teile noch einmal auf die große Leinwand bringen. Fans seien diese Aufführungen wärmstens ans Herz gelegt, in den 80ern haben wir davon noch nicht einmal zu träumen gewagt! Sören
Trailer
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- Sören Ney