Axolotl Overkill (2017)
Regie, Drehbuch, Buchvorlage: Darsteller: Jasna Fritzi Bauer,
JETZT im Kino
Als Helene Hegemann im Jahr 2009 Ihren Debütroman "Axolotl Roadkill" vorlegte, wurde Sie innerhalb weniger Tage zum geliebtesten Kind der deutschen Kulturpresse, nur um kurz darauf, aufgrund eines Plagiatsvorwurf, der Buch und Autorin bis heute anhaftet, zur Persona non grata des Feuilletons degradiert zu werden. Ich könnte mich an dieser Stelle zwar an der ewigen Diskussion über Intertextualität beteiligen, bevorzuge es allerdings das Thema, mit einem Verweis auf die Begrenzungen der menschlichen Lebenszeit, zu ignorieren.
Aber das kann ja schon mal passieren. Nun hat Frau Hegemann dieses Buch also eigenhändig verfilmt. Sie hat das Skript selbst adaptiert und persönlich Regie geführt. Und was für eine Adaption das geworden ist. Mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit verarbeitet Hegemann die Zeitsprünge, wirren Dialogstrecken, Gedichte und Briefwechsel, welche das Quellmaterial ausmachten, in einen kohärenten und visuell getragenen Film. Dabei verzichtet Sie, vermutlich unter den damaligen Eindrücken der Buchbesprechungen, vollständig auf Sexszenen und dramatisierten Drogenkonsum. Die konsumierten Betäubungsmittel spiegeln sich im Film hauptsächlich durch die Kameraarbeit und das Setdesign wider. Insbesondere die Kamera ist über die gesamte Laufzeit ein direkter Spiegel für das Gemütsleben der Protagonistin. Hegemann zoomt, schwenkt und spielt mit dem Tiefenfokus was das Zeug hält, und hat dafür rechtmäßiger Weise den Preis für die beste Kamera auf dem Sundance Film Festival bekommen. Eine Auszeichnung deren Gewinn in Deutschland ein überraschend geringes Medienecho hervorbrachte. Wahrscheinlich weil die Fachpresse hierzulande zu sehr damit beschäftigt war Toni Erdmann und seine, fast schon symptomatisch für die Probleme des deutschen Kinos stehende, visuelle Langeweile abzufeiern.
Natürlich soll sich an dieser Stelle nicht der Eindruck verbreiten, dass wir hier einen fehlerfreien Film vorliegen haben. Die zeitweise arg dekonstruierte Erzählstruktur und manche visuelle Symbolik werden sich eventuell nicht jeden Zuschauer sofort erschließen. Und so schön und frisch das erzähltechnisch auch funktioniert, kann der ganze Exzess mit der Kamera auf 96 Minuten Länge schon anstrengend werden. Aber Mäßigung ist bekanntlich nicht Aufgabe der Jugend. Außerdem wäre eine Vermeidung der Eskalation überhaupt nicht angemessen, nur um ein paar langweilige Menschen, die Ihr Kino lieber als Theater dargereicht bekämen, nicht unnötig zu beunruhigen.
Flo
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