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Der Babadook (2016)

Regie: Jennifer Kent

Drehbuch: Jennifer Kent

Musik: Jed Kurzel

Kamera: Radek Ladczuk

Darsteller: Essie Davis, Noah Wiseman

Achtung: Dieser Artikel enthält SPOILER

 

Was kann einen Horrorfan eigentlich am meisten ärgern?

Wenn die derzeit erfolgreichen Filme sich weigern gut zu sein bzw. spannend oder gruselig! Ja, ich rede von diversen „Geisterfilmchen“ bei denen oft der Name „James Wan“ drunter steht. James Wan war für mich mal eine grosse Nummer, er hat „Saw 1“ gemacht und mit „Death Sentence“ gleich gezeigt, das er auch anders kann.

Toll.

Heutzutage hat man nix davon, seine ganzen Fortsetzungen werden hochgelobt und sind doch nur etwas besser als die „Paranormal Activity“ – Serie, die vor allem durch ihre extrem schlechten Teile „4“ und „5“ auffiel!

Was kann noch so schlimmes passieren, wenn man GEISTER/GEISTERHAUS als Genre mal mochte.

Jetzt muss ich auch noch meinen Lieblingsautor Stephen King beleidigen, dem attestiere ich eine in den letzten 10 Jahren entstandene Unfähigkeit, Kritiken abzugeben, denen man trauen kann. Dann kommt von ihm eine Kritik über einen australischen Film, der von ein paar anderen Leuten bestätigt wird, ein zu empfehlender Reviewer aus Holland („Horrible Reviews“) hatte auch keine grösseren Beanstandungen.

Ja, auch wenn Tele 5 als Sender gelegentlich mit Absicht Trash zeigt und ich den Film eher auf Pro 7 erwartet habe, umsonst ist umsonst.  

KABOOOM !

Nicht zu glauben, King ist Herr seines Geistes, "Babadook" ist richtig gut!

Gründe: Was King so gut kann, ein glaubhaftes Umfeld darzustellen, das man so ernst nimmt, das der auftauchende Horror auch ernst genommen wird, all das findet sich in „Der Babadook“ wieder. Endlich mal eine Story, bei der man sich nicht verarscht fühlt.

baba01Als nächstes entdecke ich doch tatsächlich Dinge, die im wahren Leben passiert sind. Die Mutter-Sohn Beziehung wird durch unheimliche Leute vom Jugendamt bedroht, zudem mag der Junge nicht beleidigt werden, er bricht einem gleichaltrigen Mädchen die Nase.

Der Mensch, der diesen Artikel für andere und sich selbst schreibt, hatte „exakt“ DIESEN Mist in seiner Jugend. Und die Jugendamt – Monster – Menschen waren tatsächlich schnell mit dem „Kindesentzug“, meine Mutter hat nicht gelogen!

Die Story in kurz:

Der Vater der Familie stirbt bei der Geburt, die Mutter hasst und liebt ihren Sohn gleichermassen, das mit dem Hass kriegt sie selbst nicht so mit, aberjemand muss ja Schuld am Tod des Vaters tragen ….

Auch ansonsten ist nicht alles Gold, die Mutter vermisst ihren Mann und wird mal nebenbei bei der Selbstbefriedigung von ihrem Sohn ertappt. Der wird mit Sätzen ala „Du hast keinen Vater“ von mitfühlenden Kindern ermuntert, sich aggressiv und „unheimlich“ zu benehmen.

Ups, wird doch länger:

baba05Die Mutter war mal Kinderbuchautorin, seit dem Tod ihres Mannes arbeitet sie im Altenheim, was sie nicht mag. Aus dem Nichts taucht ein bedrohliches Buch, „Mister Babadook“auf, das zu unheimlichen Vorfällen führt. Es loswerden zu wollen, bringt nix. Das Ding kommt, wie einer der unsterblichen Serienkiller, einfach in veränderter Form zurück, Mutter und Junge haben Stress und Agressivität breitet sich wie eine Krankheit aus, was der ideale Auftritt für die netten Leute vom Jugendamt ist.  

Spätestens hier kann man sehen, was man da vor sich auf dem Teller hat. Es ist klein, billig und mittlerweile extrem unheimlich. Wenn der Anseher des Filmes seine Hand nicht mehr über die Sesselkante baumeln lässt, weil er nicht weiss, was sie im dunkeln ergreifen könnte….

So leid es mir tut Stanley Kubrick, hier hat dich jemand mit Minimalismus im Angstmachen geschlagen, so unwohl habe ich mich 1982 nicht mal bei „Shining“ gefühlt.

Sagte ich nicht was von Spoilern????

Wer den Film zumindest in der 2ten Hälfte noch „unwissend“ erleben will, jetzt aber flott zu einem unheimlicheren Film wechseln, das Remake von „Silent Night Deadly Night“ vielleicht oder so.

baba03Der „Babadook“ übernimmt mehr und mehr das Haus und bei der Mutter wird der Hass auf ihren Sohn klinisch. Der kämpft noch, auch wenn er nicht weiss, wer der wahre Gegner ist.

Im ganzen Film werden so viele Horrorfilm Klassiker zitiert, das ich schon die meisten wieder vergessen habe, „Der Babadook“ bearbeitet den Zuschauer genauso schlimm, wie die Protagonisten des Films! „Der Exorzist“ sollte nur zitiert werden, wenn man das auch kann. Hier kein Problem, die Mutter hat Visionen ihres toten Mannes, der ihren Sohn gerne hätte und dafür seine Rückkehr anbietet. Sie ist also besess...

Nein, ist sie nicht.

Setzen wir das Puzzle zusammen.

Eine Kinderbuchautorin. Ein Buch aus dem Nichts. Ein Buch das zu einer Persönlichkeitsstörung führt. Die „hassende“ Mutter verdrängt die „liebende“ Mutter. Die „hassende“ Mutter will ihren Sohn töten. Es gab nie einen „Babadook“.

Hier hat sich jemand selbst IRRE gemacht. Die Mutter ist der Geist, das Monster, der Killer, die Home Invasion ….

Der Junge besiegt das „Böse“ durch seine „aggressive Liebe“ zu seiner Mutter.

baba02Das im Keller schlummernde „Böse“ ist nun der Rest, den WIR ALLE haben !

Kein Grund für Teil „2“ ….

Leute, die sich jetzt ärgern, weil sie trotz Warnung zu Ende gelesen haben, schreibt ein Kinderbuch und entspannt euch. Immerhin wird ja bei DIA nach all den Beschwerden wegen der roten Ballons niemand mehr zum Meckern kommen.

Fröhliche Träume.

Bernd Breidenbroich


auch auf NdlT

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