The Boys Next Door (1985) Blinder Hass Drehbuch: Glen Morgan, James Wong
"A lifetime serving one machine is ten times worse than prison" Nach dem Highschoolabschluss in einem kleinen amerikanischen Kaff, freuen sich die Absolventen auf die üblichen College Partys und eine blühende Zukunft - nicht so Roy Alston (Maxwell Caulfield) und Bo Richards (Charlie Sheen). Mit mehr als mäßigen Noten im Schulranzen wissen die beiden Außenseiter um ihre Zukunft als verbitterte Malocher. Die 200 Dollar, die Bo von seinen Großeltern zum Abschluss bekommen hat, werden daher in ein letztes Wochenende in Los Angeles mit Alkohol und Nutten und allem was dazu gehört investiert. Doch mit ihrem Freiheitsdrang übertreiben es die beiden Jungspunde schnell und nachdem sie einen Tankwart wegen vier Dollar ins Koma geprügelt haben, werden sie zu gesuchten Verbrechern. Ab jetzt warten nicht mehr die heimischen Fabriken auf die beiden, sondern einige Jahrzehnte in einem Hochsicherheitsgefängnis. Umso mehr sich die ohnehin unattraktive Perspektive der jungen Männer verdunkelt, umso mehr kriecht ihre dunkle Seite hervor, der sie tief in einen Sumpf aus Hass und Gewalt folgen. Bei „The Boys Next Door“ handelt es sich um einen Film, der das fast schon inflationär benutzte Prädikat „Geheimtipp“ wahrlich verdient hat. Vielleicht ist es die Radikalität mit der Penelope Spheeris den Amoklauf ihrer Anti-Helden begleitet, die den Mainstream und die Verleiher abschreckte und einer größeren Bekanntheit im Wege stand. Der Film lief nur zwei Wochen in ausgewählten Kinos, bevor er in der Versenkung verschwand. Während ähnlich gelagerte Klassiker wie „Thelma und Louise“ ihren Figuren eine moralische Dimension geben und der kontroverse „Natural Born Killers“ mit gesellschaftskritischen Kommentaren nicht geizt, verfolgt „The Boys Next Door“ einen puristischen Ansatz. Er zeigt die Gewalt ohne zu kommentieren, ohne einzuordnen und ohne dem Zuschauer große Einblicke in Roys und Bos Seelenleben zu geben. Dieses rein Voyeuristische wird manch einer unmoralisch finden - nicht so euer Autor. Denn „The Boys Next Door“ verschreibt sich voll du ganz dem Prinzip show don´t tell, wenn er den Ausbruch der soziopathischen Seite seiner Hauptfiguren minutiös anhand ihrer Handlungen nachzeichnet und filmisch grandios dokumentiert. Dabei verliert er sich nie in den üblichen Klischees der pickeligen Jugendlichen, die mit Samenstau im Debattier-Kurs sitzen und auf keine Party der coolen Kids eingeladen werden. Roy und Bo sind gutaussehend und durchtrainiert, aber irgendwie anders als ihre Altersgenossen. Wenn sie zu einer Party gehen, dann nicht, um blonde Cheerleaderinnen aufzureißen, sondern um die Party zu crashen. Der Hang zum Extremen, der schließlich im nächtlichen Finale in einem Einkaufszentrum gipfelt, schwebt von Anfang an als düsteres Omen über der Handlung. Um einen solchen Ansatz konsequent durchzuziehen, bedarf es natürlich virtuosen Hauptdarstellern, die Penelope Spheeris in Charlie Sheen und Maxwell Caulfield gefunden hat. Die beiden befeuern sich als wortkarges Mörderduo gegenseitig zu wahren Meisterleistungen, wie sie nur schauspielerische Ausnahmetalente vollbringen können. Gerade Charlie Sheen, schafft es daran zu erinnern, was für ein großer Schauspieler in ihm steckte, bevor er anfing nur noch sich selbst zu spielen. Die Bühne für all das, bietet das Los Angeles der 80er Jahre. Ein wahrer Moloch, dessen Kneipen und Amüsierbetriebe Atmosphären süßer Verwesung in die Nacht hinaus atmen, durch die sich verkommene Existenzen bewegen. Die herrlich depressive Momentaufnahme der Stadt wird dabei von Bands wie The Great White unterstützt, die jedem 80er-Fan das Herz aufgehen lassen. Christoph Laible
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