Reform School Girl (1994)
Auf Bewährung Regie: Jonathan Kaplan
Teresa DiSpina
Review 10/10 der Filmserie „Rebel Highway“
Das hübsche Teenagermädchen Donna (Aimee Graham) lebt seit dem Tod ihrer Eltern zusammen mit ihrer kleinen Schwester bei ihrem Onkel, einem schmierigen Trinker, dessen bevorzugtes Kleidungsstück natürlich das Feinripp-Unterhemd ist. Als dieser wieder einmal versucht sich ihr auf unsittliche Art zu nähern, wird er von dem zufällig hinzukommenden Bad Boy Vince (Matt LeBlanc) zu Klump geschlagen. Vince möchte für diese hervorragende Aktion gerne eine körperliche Belohnung, doch Donna weigert sich. Leider sitzen die beiden während dieser Diskussion in einem gestohlenen Auto und werden auch kurz darauf von der Polizei gestellt. Vince schafft es zu fliehen, doch Donna bleibt unter Schock am Auto stehen und kommt vor Gericht. Hier beschützt sie Vince mit einer Falschaussage und wird nun schnell zu einem Jahr in einer Besserungsanstalt für junge Mädchen verurteilt. Soviel zu den ersten zehn Minuten dieses Filmes, der sich als würdiges Finale der Serie erweist. Viel mehr zu verraten würde die Freude an diesem kleinen aber feinen Genre-mix, der nahtlos vom Gefängnisfilm zur Liebesgeschichte und zum Ende hin sogar zum Sportfilm wechselt, wahrscheinlich verderben. Regisseur Jonathan Kaplan leitet das Projekt mit sicherer Hand und füllt die Leinwand (oder besser den Fernsehschirm) mit vielen Überraschungen. So finden sich hier kameratechnische Tricks, die man nur aus großen und teuren Produktionen kennt. Zeitsprünge werden mit geschickten Überblendungen kreiert und bei dramaturgisch wichtigen Szenen wirbelt die Kamera wie ein Derwisch durch die detailverliebten Sets. Überhaupt ist die Ausstattung bemerkenswert. Jedes kleine Detail ist fein durchdacht und auf das Ziel hin ausgewählt, die 50er Jahre so exakt wie nur eben möglich darzustellen. Erstmals in der kompletten Serie wird auch endlich mal der Fernseher als Mittelpunkt des amerikanischen Traumes mit einbezogen und speziell die Strafanstalt wirkt ziemlich realistisch. Das Drehbuch von Bruce Meade hält sich nur ganz zu Beginn – und dann auch nur sehr grob – an die im Jahr 1957 gedrehte Vorlage und schafft es, trotz der erwähnten Genrewechsel, eine durchgehende Spannung zu erzeugen. Dank der Freiheiten, die Showtime dem Team bot, gibt es auch den ein oder anderen gewalttätigen A usbruch und ein wenig nacktes Fleisch zu sehen, obwohl eine etwas zu lange lesbische Liebesszene ein wenig den Fluss stört. Ebenso erwähnenswert – schon alleine, weil ich es im Verlauf der Serie bisher ignoriert habe – ist die Musik vom Stammkomponisten Hummie Mann, die hier ganz besonders hochwertig ist, da er nicht auf eine Richtung angewiesen ist und sein gesamtes Spektrum an Kompositionsfähigkeit aufbringen kann. So finden sich natürlich auch hier die aus den anderen Filmen bekannten, dem Rock n Roll angelehnten, Themen, aber auch smoothe Jazz-Passagen und knackige Thrillermusik.
So erweist sich „Reform School Girl“ zusammen mit Rodriguez „Roadracers“ als eine schöne Klammer, die eine TV-Serie einschließt, die durchaus größere Aufmerksamkeit verdient hätte und die schon im Jahre 1994 viel von dem vorweg genommen hat, was heute im TV als Standard gilt.
RATING: IMDB-Rating 5,0/10 dia
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