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Zander (1990)

 

 

 

Im Dunstkreis von Evil Ed entstanden ist Zander sowohl zeitlich als auch inhaltlich in etwa das Gegenstück von Zombie 90. Psycho statt Splatter war der Plan. Gemacht von Fans mit den Mitteln die gerade da sind, mit viel Enthusiasmus, tollen Ideen und unzulänglichen Equipment.

Der Inhalt ist schnell erzählt. Ein Mann, der nicht nur Firmenbesitzer sondern auch noch ein ausgemachtes Arschloch ist, landet in einer kaputten Telefonzelle aus der er nicht mehr rauskommt und erlebt ein paar Tage intensive Läuterung. Aber hat er auch was gelernt?

Die Geschichte, vielleicht durch den Roman Concrete Island von James Graham Ballard inspiriert, ist dabei wirklich nicht schlecht. Die Macher geben sich auch alle Mühe, diese entsprechend umzusetzen und versuchen ihre technischen Mängel durch witzige Einfälle, schöne Einstellungen und kleine Filmzitate zu kompensieren.

Leider funktioniert das nur bedingt. Es beginnt schon damit, dass der Darsteller des Zander den knallharten Geschäftsmann kraft Overactings eher als Karrikatur, als richtig böse rüberbringt. Das ist insbesondere deshalb schade, weil er im späteren Teil den langsam zerbrechenden Charakter ziemlich gut mimt.

Zanderklein.avi 000716880Und der Film ist lang. Eine Stunde. Und das ist sehr SEHR lang. Und weilig. Wahrscheinlich gab es kein vernünftiges Schnitt Equipment und dazu können Amateurfilmer ihre ersten Aufnahmen meist tagelang gucken. Also wird jede Idee ausgewalzt, jede schöne Einstellung voll genutzt und wenn es mal beim Drehen nicht zu Gegenschnitten gereicht hat, dann kommt eben die eine Totale komplett rein.

Klar die Ausrede der Ansatz ist die Länge des Leidens auf den Zuschauer zu übertragen. Dieser kann aber die Zeit anders nutzen und zum Beispiel man den wechselnen Bartwuchs des Protagonisten zu betrachten oder sich Fragen stellen wie es jemand so lange ohne Trinken aushält und erst nach Tagen zum ersten Mal pinkelt.

Ich fühle mich ein wenig unwohl so hart mit dem Film umzugehen. Man merkt die Liebe zum Film in vielen Einstellungen, so hört man zum Beispiel beim Wählen des Autotelefons anstatt der MFV-Töne stattdessen die Kontaktmelodie von Close Encounters. Auch andere Szenen sind mitunter ziemlich cool umgesetzt und einige Kameraeinstellungen sind ebenfalls echt stark.

Zanderklein.avi 001707360Aber letztendlich haben die Macher sich mit dem Film ein ganzen Stück übernommen. Anstatt die Grenzen ihrer Möglichkeiten zu erkennen und etwas kleinere Brötchen zu backen, haben sie ihre Lieblingsideen gnadenlos umgesetzt. Aber kann man ihnen daraus einen Strick drehen? Ich denke nein.

Zander ist ein klitzekleines Stück Zeitgeschichte. Er zeigt sehr deutlich wie limitiert die Möglichkeiten und wie groß der Enthusiasmus in dieser Zeit waren. Aber filmisch betrachtet ist er nicht so richtig unterhaltsam. Vielleicht macht sich jemand noch einmal die Mühe und schneidet das Ding auf 20-30 Minuten runter. Und auch wenn der Sountrack von Chris Hülsbeck komponiert wurde, so wäre wahrscheinlich ein anderer wirkungsvoller.

Aber wozu? Besser als Zombie 90 ist er auch so allemal, würde ich mal sagen. 


Sören Ney

 

ZANDER wurde ebenfalls in unserer Podcast Episode 2 besprochen und ist ab heute auch kostenlos bei GERMAN INDIES zu bewundern.

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