boy 1The Boy (2015)
Regie, Drehbuch, Schnitt: Craig William Macneill

Darsteller: Jared BreezeDavid MorseRainn WilsonMike Vogel

Kamera: Noah Greenberg

Der Film startet damit, dass wir dem neunjährigen Ted (Jared Breeze) dabei zusehen, wie er einen „platten Freund“ vom Asphalt einer Straße irgendwo im Nirgendwo kratzt. Er packt das durch Autoreifen entleerte Tier in einen schicken Plastikeimer und bringt es  zu seinem Vater John (David Morse), der ihn dafür mit einem Quarter entlohnt. Diese Art Geschäfte sind die einzige Abwechslung im Leben des kleinen Jungen, denn das Motel in dem die beiden leben und welches sie führen liegt weit von jeglichem Durchgangsverkehr oder Highway entfernt in einem –  wunderschön anzusehenden  - sehr einsamen Tal mitten im US-Staat Colombia. Gäste sind hier logischerweise Mangelware, nur die schöne Aussicht und der traurige Pool des Motels alleine, bringen nicht das nötige Geld zum Überleben ein. Während der Vater seinen Frust mit Alkohol und Fernsehen bekämpft, ist der Junge zumeist auf sich alleine gestellt und träumt davon irgendwann einmal mit seinem selbst verdienten Geld der entflohenen Mutter ins sonnige Florida zu folgen.


Mittels eines geschickten, aber gefährlichen, Tricks sorgt Ted nun dafür, dass ein Autofahrer auf der Straße verunglückt und somit zumindest für einen Gast (den wieder einmal großartigen Rainn Wilson). Doch der scheint ein düsteres Geheimnis zu haben.

„The boy“ ist auf den ersten Blick ein wunderschöner Film. Noah Greenbergs Kamera schwelgt in großartigen Landschaften, seien es nun die die natürlichen oder die in den Gesichtern der Hauptdarsteller. Fernab von den modernen Häckselbildern, die heutzutage den Horrorfilm scheinbar ausmachen müssen, lässt der Film dem Zuschauer Zeit in die Seelen der Charaktere zu schauen. Langsam und stetig nähert sich der Film einem Finale, das wirklich unangenehm und hoffnungslos ist. So schön die Bilder auch sind, eine Erlösung gibt es am Ende nicht.

Die Geschichte um den  Weg des kleinen Jungen Ted vom unschuldigen Kind zum nahezu gefühllosen Psychopathen bleibt somit immer glaubhaft und nachvollziehbar, angenehm wird sie dadurch allerdings nicht.

Sicher kann man „The boy“ deshalb im eigentlichen Sinne auch nicht als einen Horrorfilm bezeichnen, rein von der erzählten Geschichte bleibt er ein Drama. Auf der anderen Seite aber ist er – spätestens ab der Filmmitte – weitaus unangenehmer als alle Splatterorgien und Folterfilme der letzten Jahre, ohne das man auch nur einen Tropfen Blut sieht. Spätestens wenn der kleine „unschuldige“ Junge seinen Abstieg damit beginnt, dass er ein Huhn mittels Tritten ins Jenseits befördert, will man als Zuschauer nicht unbedingt weiter daran teilnehmen – der Sog der Bilder allerdings sorgt dafür, dass man andererseits auch nicht mehr weggucken möchte.

Das soll aber nicht heißen, dass „The Boy“ ein perfekter Film ist. Auch wenn ich ab und an mal einen sogenannten „Slow Burn“-Film mag, so steht das Timing hier auf sehr wackeligen Füßen. Speziell um die Mitte des Filmes herum, würde man gerne etwas schneller voranschreiten, da der Weg der Geschichte bis dahin ziemlich klar ist, das Drehbuch aber einige Zeit auf der Stelle tritt. Dafür entschädigt aber das – wie eben erwähnte – unangenehme Finale. 

Auf jeden Fall ist der Film somit für Horrorfans, die auch mal abseits ausgetretener Pfade wandeln möchten, eine Empfehlung. Wer auf Splatter steht sollte bis zum Oktober auf Saw VIII warten.

Rating
IMDB-Rating: 5,7/10
Mein Rating: 6/10

Der Film ist im Moment auf Netflix Canada gratis als Stream verfügbar.