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Street Trash (1987)

Regie: James M. (Jim) Muro

Special Make-Up FX: Jennifer Aspinall

 

 

Ein Mann setzt sich auf ein ausrangiertes Klo, trinkt von einem billigen Gesöff, fängt zu kotzen an, spuckt grünen und gelben Schleim, fängt an zu schmelzen, hält sich nur noch mit einer Hand (die andere ist bereits weggeschmolzen) an der WC-Spülung fest, zieht diese und schwemmt sich selber die Toilette runter.

"Ja, gibt's denn so was?" fragt sich der verwirrte Leser. Die Antwort ist schlicht und einfach JA!

Der erst 21jährige Jim Muro (Student an der New York School of Visual Arts) hat mit seinem Debüt STREET TRASH einen herausragenden Trashfilm über soziale Außenseiter gemacht.

Auf einer Müllhalde, wo der Abschaum Brooklyns lebt, bekommt man einen Einblick in das unappetitliche Leben der Bewohner. Eines schönen Tages findet ein geschäftstüchtiger Lebensmittelverkäufer im hintersten Eck seines Shops eine Kiste mit 60 Jahre alten kleinen Flaschen (mit der Aufschrift "Viper"), die er um einen US-Dollar pro Stück an die Ärmsten der Armen verkauft. Dialogauszug:

"Fuck you. Gimme a bottle of booze, here's my dollar, suck my dick!"

ST artJeder der daraus nippt oder gar trinkt, zerrinnt oder zerplatzt innerhalb von Sekunden.

Ein anderer Typ tropft auf diese Weise einem Passanten auf den Kopf. 

Zurück zur Müllhalde. Die Obdachlosen leben zumeist in Autowracks. Jedoch nicht miteinander, sondern gegeneinander. Man bestiehlt sich oder bringt sich um, je nachdem was gerade erforderlich ist.

Einer der abartigen Höhepunkte des Streifens ist ein Footballspiel mit einem abgeschnittenen Penis. Der Beschnittene versucht, seinen Pillermann zurückzuerobern. Dies dauert allerdings einige Zeit und wir dürfen in der Zwischenzeit das lustigste Footballspiel seit DIE TOLLKÜHNE HEXE IN IHREM FLIEGENDEN BETT sehen.

Selbstverständlich gibt es auch eine nekrophile Einlage zu sehen. Der fettleibige Besitzer des Autofriedhofs findet eine tote Nutte, die von den Bewohnern der Automobile zu Tode gevögelt wurde. Da ihn ansonsten keine Frau ranlässt, bedient er sich halt hier.

Der netteste unter den Schmutzfinken findet heraus, was es mit dem Fusel auf sich hat. Er nützt dieses Wissen umgehend, indem er einen seiner Nachbarn davon trinken lässt. Zwischendurch tauchen diverse Polizisten und Mafiosi auf, die wenig mit der Handlung zu tun haben, den Film aber länger machen. Auch der damalige Vietnamboom darf hier nicht fehlen. Ein soziopathischer Ex-G.I. hat Albträume, in denen er von einer vietnamesischen Vampirin gekillt wird. Gegen Ende der absonderlichen Handlung wird noch schnell dem Kriegsveteranen der Kopf mit einer fliegenden Pressluftflasche weggeschossen.

st03Dass der Film nicht ganz ernst genommen werden darf, sollte euch klar sein. Wer es witzig findet, dass ein Obdachloser mit abgeschnittenem Pimmel sich hinten an einem fahrenden Bus festkrallt und ins Spital fährt, der ist hier genau richtig. Eine gehörige Portion Schwarzer Humor sollte beim Betrachten dieses Melt-Filmes (Subgenre, welches Werke wie THE INCREDIBLE MELTING MAN oder BODY MELT hervor gebracht hat) schon vorhanden sein.

STREET TRASH begann als zehnminütiger 16mm-Kurzfilm. Einer von Muros Lehrern sah Potenzial in dem Werk und investierte sofort 100.000 US-Dollar. So kam Muro zu seinem Spielfilmdebüt, welches im Endeffekt weniger als eine Million Dollar kostete. Zuvor war er Sound-Assistent bei Frank Henenlotters BASKET CASE. Das war 1982.

Nach STREET TRASH arbeitete Muro als Steadicam Operator bei diversen B-Movie-Genrefilmen wie SPOOKIES, MANIAC COP, BRAIN DAMAGE, SLIME CITY, BEWARE: CHILDREN AT PLAY, FRIDAY THE 13TH PART VIII: JASON TAKES MANHATTAN.

st02Der Aufstieg in die A-Liga ließ nicht lange auf sich warten. Titel wie FIELD OF DREAMS, DANCES WITH WOLVES, PREDATOR 2, THE DOORS, JFK, STRANGE DAYS, CASINO, HEAT, L.A. CONFIDENTIAL, THE FAST AND THE FURIOUS, RED DRAGON, X-MEN 2 und das Kinoremake der TV-Serie MIAMI VICE zeigen wie populär seine Arbeit mittlerweile ist. Kein geringerer als James Cameron verpflichtete ihn von THE ABYSS bis zu TITANIC für all seine Blockbuster.

Regie führte Muro leider nur noch bei diversen TV-Serien wie SOUTHLAND. Auch in STREET TRASH gibt es zahlreiche ungewöhnliche Kamerawinkel-und Fahrten. 

Die Make-up FX stammen u.a. von Jennifer Aspinall, die ihr Talent schon 1984 bei THE TOXIC AVENGER unter Beweis stellte. Unglaublich was die Frau mit so wenig Budget dem Publikum vorsetzt. 

st04Das Drehbuch stammt von Roy Frumkes (der auch produzierte). Er realisierte zwei exzellente Dokumentation über George A. Romero mit dem Titel DOCUMENT OF THE DEAD (1985) und DREAM OF THE DEAD: GEORGE ROMERO (2005).

Kein geringerer als Bryan Singer (THE USUAL SUSPECTS, X-MEN, SUPERMAN RETURNS) machte seine ersten filmischen Erfahrungen bei STREET TRASH als "Grip", also suzusagen als Mädchen für alles was Technik betrifft. 

Das deutsche Label Rebell-Video wollte STREET TRASH 1988 veröffentlichen, was aber damals vermutlich zu einer Beschlagnahmung geführt hätte. Trotz FSK-Prüfung und drastischen Schnitten wurde die Kassette von Rebell Video nie an die Videotheken ausgeliefert. Als einziger Beweis dient nur ein unveröffentlichtes Cover, welches sich
glücklicherweise in meinem Archiv befindet.

1987 gewann STREET TRASH den Silver Raven beim Brussels International Festival Of Fantasy Films.

Prost!

Harald Dolezal

 

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