Giftspritze Kopie

 

Teil 0
Giftspritze?

Der Böse Ede war schon immer etwas anders, als die anderen Kinder in seiner Klasse. Was im Frühjahr 1986 als „Magazin für Gore-, Splatter- und Horrorfilme“ (welch eine Botschaft) begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem, doch recht anspruchsvollen, Magazin für den phantastischen Film, in dem auch Platz für Randgebiete desselben war.

gs0 05Es dürfte wenig überraschend sein, dass diese Wandlung nicht bei jedem der Altleser so wirklich ankam. Berichte über Universal Horrorfilme, über Comics oder Soundtracks oder gar eine Ausgabe, in der wir uns nur um Trash (von John Waters bis hin zu Ted V. Mikels) kümmerten, gingen der Splattercrowd zwar ziemlich am Arsch vorbei, waren aber damals richtungsweisend und eher als Bewusstseins-erweiterung gedacht.

Ehrlich gesagt hatten wir auch nicht so richtig Lust immer wieder über den neuesten  Freddy oder Jason zu schreiben. Wir wollten uns weiterbilden und Neues entdecken; ob das den Lesern gefiel oder nicht, war uns im Endeffekt so ziemlich egal.

So ab 1988 begann sich dann auch langsam auf dem Fanzine-Sektor einiges zu tun. Waren wir zu Beginn noch einsame Krieger und Fanzines generell und EVIL ED im Besonderen etwas ganz Neues, hatte unser bescheidener Erfolg gezeigt, dass es einen Markt für eigenproduzierte fannische Magazine gab. Aus Lesern wurden Herausgeber und so entstanden in kurzer Folge eine Reihe von mehr (Splatting Image, Howl, X-Ray) oder weniger (Cygnus Horror-Line, Dark Image, Doc Cyclops) lesbaren Fan-Publikationen, die sich mit dem phantastischen Genre beschäftigten.

Da EVIL ED es sich nun auch noch erlaubte diese Werke in unserer ureigensten Art zu rezensieren, blieb es nicht aus, dass eine Menge Hass über uns hereinbrach. Da wurde uns vorgeworfen als Markenprimus unfair mit den Kleinen umzugehen (obwohl die nachweislich höhere Auflagen fuhren, da sie sich halt an der breiten Masse orientierten), wir wurden als eingebildete Elite beschimpft und man drohte uns mit Liebes- bzw. Abo-Entzug.

Was also tun?

gs0 03Auftritt „Dias Giftspritze“ – eine kleine und komplett unfaire Rubrik, in der ich auf einigen Seiten pro Ausgabe schrieb, was ich wirklich dachte. Das Ende der political Correctness, die damals überhaupt noch kein Thema war. In der Giftspritze nannte ich die Dinge beim Namen und Michael „Nagi“ Nagenborg, der damals als Chefredakteur fungierte, garantierte mir Narrenfreiheit.

Die Giftspritze provozierte, trat den Gorebauern kräftig in den Arsch und scheute sich nicht auch einzelne Personen zu beleidigen. Speziell die Herausgeber des eben erwähnten „Doc Cyclops“-Magazins, deren Reviews aus Stilblüten wie „Das ist ein richtig geiler Film mit Gedärmematschen und so“ bestanden, landeten immer wieder auf meinem Seziertisch, was im Endeffekt zu dem berühmten „Fanzine-Krieg“ führte, der das Horrorfandom, zum Ende der 80er Jahre hin in zwei Lager spaltete.

Wobei man hier natürlich nicht vergessen sollte, dass diese Scharmützel von unserer Seite her – wie halt beim ED üblich – mittels der scharfen Waffen Ironie, Sarkasmus und Humor geführt und von uns absolut nicht ernst genommen wurden.

Wir waren halt eingebildet, wie man weiß.

Auf der anderen Seite befanden sich allerdings Meister der subtilen Verbalaggression, die auch nicht davor zurückschreckten uns mit unfreundlich gemeinten Besuchen von Schlägertrupps aus Splatterbrains zu drohen. Von mitternächtlichen Anrufen durch Gestalten, die nicht einmal in der Lage waren einen vernünftigen Satz zusammenzustammeln mal ganz abgesehen.

gs0 04Ahhh, good times...aber warum nerve ich Euch jetzt eigentlich damit?

Nunja, als ich EVIL ED im Oktober 2015 erstmals re-launchte (damals noch ganz alleine und auf einem kostenlosen Server), war meine Planung den Geist des Magazines in das neue Jahrtausend zu bringen und dazu gehört halt ein wenig mehr als nur ein Review nach dem anderen zu posten. Das ED wurde damals für mehr geliebt und auch gehasst.

Mittlerweile ist die Marke EVIL ED zwar wieder da – und wird auch ab und an gelesen, bzw. gehört – aber so richtig zufrieden bin ich noch nicht. Klar, Artikel über Zensur und andere Randgebiete (sogar Musik und Buchkritiken) tauchen zwar ab und an auch bei uns auf, aber halt noch viel zu selten.

Was aber komplett fehlt ist die Kontroverse, die Ecken und Kanten, die unsere Site von anderen im Netz unterscheiden könnte. Neubesucher haben den Eindruck, als wären wir eine weitere Reviewsite wie es sie zu Hauf gibt – unsere Qualitäten eröffnen sich halt erst, wenn man mal einige – auch längere – Reviews mal aufmerksam liest, oder auch mal in anderen Bereichen als nur der Filmecke herumstreift, aber wer macht das heutzutage schon.

Das bringt uns nun also wieder zur Giftspritze. In dieser Rubrik werde ich in loser Folge Artikel veröffentlichen, die sicherlich nicht jedem gefallen werden, die sich auch mal mit geldgierigen Filmvertreibern, mit dämlichen Facebook-Kommentatoren und mit komplett hirnlosen Filmen beschäftigen werden und die sich nicht scheuen auch jemanden persönlich anzugreifen – selbst auf die Gefahr hin dadurch Leser oder Pressekontakte einzubüssen.

Der Weg von EVIL ED soll wieder in Richtung der ersten Hälfte unseres Namens gehen – die Zeit der Scherze ist vorbei.

dia

 

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