gods01American Gods (2017)
(Folge 1 - Der Knochengarten)

Regie: David Slade

Vorlage: Neil Gaiman

Drehbuch: Neil Gaiman, Bryan Fuller

Darsteller: Ricky Whittle, Ian McShane,
Crispin Glover, Cloris Leachman

 

Seit  1. Mai jeden Montag eine neue Folge auf AMAZON-Prime

Neil Gaiman – muss man eigentlich noch mehr sagen? Seit ich so um 1990 seine Douglas Addams Biografie „Don´t Panik“ gelesen hatte, war ich fasziniert von der sprachlichen Kunst des Engländers und in den letzten nahezu 3 Jahrzehnten war ich eigentlich nur selten von seiner Arbeit enttäuscht. Seien es nun seine genial gescripteten Comicserien (allen voran natürlich „The Sandman“), die in den 90ern zu einem Großteil dafür verantwortlich waren, dass es sich bei den Bildergeschichten mittlerweile um eine auch bei Erachsenen anerkannte Literaturgattung handelt oder seine Romane (z.B. „Stardust“ oder „Coraline“) – Gaimans Sprache ist immer eigenständig, wild, philosofisch. Er erzeugt Bilder, die lange beim Leser haften bleiben und hat mehr als nur einmal dafür gesorgt, dass bei mir selbst bei einem Comic die Tränen geflossen sind.

gods04Trotzdem ist mir „American Gods“ (2001) bisher immer entgangen. Immer wenn ich das Buch in der Hand (oder im Einkaufskorb bei AMAZON) hatte, kam wieder etwas dazwischen und irgend Etwas war wichtiger. Vielleicht war es göttliche Fügung.

Nein, ernsthaft – ich habe zwar immer wieder davon gehört – und es auch nie bezweifelt – dass es sich um ein Meisterwerk handele, aber insgeheim hat mich die Geschichte um die Götter, die dank der Einwanderungswelle der Gründerjahre (und sogar davor) in den USA gestrandet sind und nun im Untergrund um die Weltherrschaft und um Gläubige kämpfen nicht wirklich gereizt. Seit nun außerdem in den letzten zwei Jahren die Meldungen über eine kommende TV-Serie immer häufiger wurden, kam bei mir der Sesselsportler durch – dann kann man auch noch warten.

Nun ist es endlich so weit, seit dem 1. Mai können AMAZON-Prime Kunden jeden Montag eine neue Folge der ersten Staffel sehen und – verdammt – ist das ein Must See.

Nicht nur, das der Meister die Episoden alle selbst geschrieben hat, mit Mitautor und Showrunner Bryan Fuller ist auch noch jemand an Bord, dessen kreative Handschrift in den letzten 20 Jahren für mindestens 3 meiner Lieblingsserien verantwortlich war und der es schafft Gaimans überbordende Prosa in das passende Konzept zu pressen.

gods06In der ersten und bisher einzigen verfügbaren Folge lernen wir unseren Helden Shadow Moon (Ricky Whittle) kennen, der zu Beginn noch eine Haftstrafe absitzt und aus dieser drei Tage vor dem eigentlichen Termin entlassen wird. Dies ist nun allerdings wirklich kein Grund zur Freude, liegt das doch daran, dass seine Frau leider bei einem Autounfall verstorben ist. Auf seiner Reise zur Beerdigung lernt er den seltsamen Mr. Wednesday (Ian McShane), der ihm einen Job als eine Art Leibwächter anbietet. Fortan lernt Shadow eine Reihe äußerst seltsame Leute, unter anderem einen 1,90 Meter großen Leprechaun, kennen und der Zuschauer darf auch schon einmal der Göttin Bilquis (Yetide Badaki) dabei zusehen, wie sie einen Gläubigen mittels ihrer Vagina verspeist. Zusätzlich gibt es auch noch einige heftige Splattereinlagen und eine große Portion rabenschwarzen Humor.

Schauspielerisch gibt es auch hauptsächlich überdurchschnittliches zu bewundern. Hauptdarsteller Ricky Whittle macht einen guten Job dabei, sozusagen als Zuschauervertretung, in eine Welt zu schlittern, in der er erst einmal ziemlich verloren ist. Ian McShane braucht für mich eh nur irgendwo rumzustehen um mich komplett zu überzeugen und auf etliche Gaststars (unter anderem Gillian Anderson und Cloris Leachman) kann man sich in den nächsten Episoden noch freuen.

Visuell hat die Serie einen Touch von einer Graphik-Novel, speziell wenn es darum geht die „anderen Welten“ zu bebildern, durch die sich die Handlung bewegt hat man das Gefühl die ein oder andere Splash-Page zu bewundern.

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Die erste Folge ist voller Absurditäten und interessanter Details, leidet aber natürlich auch darunter, dass dem Zuschauer hier eine komplette Welt mit neuen Regeln innerhalb von gerade mal einer Stunde vorgestellt werden soll. Da muss man bei einer solch komplexen Geschichte durch, man wünschte sich aber am Ende schon, dass man jetzt einfach noch ein bis zwei Folgen nachschieben könnte.

Deshalb gibt es von mir jetzt nur eine halbherzige Guckempfehlung. Gaiman-Fans können gefahrlos zuschlagen, für Leute, die seinen Stil nicht kennen bietet es sich allerdings an erst einmal abzuwarten, bis die Möglichkeit zum Binge-Watchen gegeben ist.

 

AMAZON-Prime

 

dia

 

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