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Graeme Revell  

Ein Indie auf Abwegen

 

 

Durchforstet man die heutige Filmkomponistenszene findet man dort eine Menge unterschiedlicher Laufbahnen und Annäherungen an die Arbeit des Komponisten. Und obwohl es durchaus inzwischen eine akademische Ausbildung für den Beruf gibt, ist gerade diese Branche für talentierte und individuelle Musiker aus allen Genres eine Möglichkeit zur kreativen Entfaltung geworden, da bei Filmmusik eher Stil und Emotionalität gefragt sind und nicht eine Einhaltung einer strikten Form.

Einem dieser besonderen Talente soll nun mein erstes Komponistenportrait gewidmet sein:

Graeme Revell hat sich seit den 90er Jahren einen Namen als Komponist von Scores aus quasi allen Genres gemacht - uns interessieren dabei natürlich vor allem die aus dem phantastischen Genre.

Revell wurde 1955 in Neuseeland geboren und hat neben einer Ausbildung in Horn und Klavier auch  einen Abschluss in Wirtschafts-und Politikwissenschaft.


SPK - Leichenschrei



SPK - In Flagrante Delicto

SPK auto da fae1978 gründete er die Industrial Band SPK, die er als Keyboarder und Percussionist leitete und auch die meisten Stücke komponierte.

Die Band stand an der Spitze der Post Punk Elektronik Experimental Bewegung der späten 70er Jahre. Ihre Musik entwickelte sich von diskordanten, industriellen Metallgeräuschen hin zu einem, mit etwas seltsamen Eigenschaften behafteten Tanz Rock. 

Auffallend ist in vielen, besonders späteren Stücken eine sphärische und gleitende Atmosphäre, die schon auf spätere Filmscores hinweist.

Das erste nebenstehende Youtube Videobeinhaltet das komplette zweite Album der Band mit dem Titel: Leichenschrei und der zweite ein späteres Stück, das schon eher in die die spätere Richtung seiner Filmmusiken weist.

 1988 wurde die Band aufgelöst und Revell begann seine Arbeit an Filmmusiken.

Dead Calm - Main Title

Dead Calm - Storm is coming

 The Crow - Birth of the Legend

 13th Warrior - complete rejected Score

 

1989 vertonte er den Film Todesstille (Dead Calm/Philip Noyce) und es gelang ihm mit diesem Erstling perfekt seinen eigentümlich beklemmenden Sound in den Score zu integrieren.

Zu dieser Zeit bis weit in die 90er Jahre hinein bediente sich Revell weitgehend elektronischer Klänge die er teilweise mit Geräuschen und verzerrten Stimmen mischte.

Aber später bediente er sich auch dem Orchesterklang, wobei sich sein Stil zunächst an Bernard Herrman und später bei Ennio Morricone angelehnt hat.

Einer seiner ersten grossen Höhepunkte ist wohl der Score zu The Crow (1994/Alex Proyas).

Schon im ersten Track mischt Revell gekonnt Gothic und Ethno Klänge, würzt es mit jazzigem Film Noir und vollendet es mit atmosphärisch klassischer Geigenpracht.

Revells Filmographie umfasst inzwischen mehr als 50 Filme.

Er hat Musik für die Chucky Reihe geschrieben,  Spawn und From Dusk till Dawn vertont, Lara Croft, Freddy vs. Jason, Daredevil und mehrere Vin Diesel Kracher mit Musik aufregender gemacht.

Revell gilt in Hollywood als streitbarer und um seine kreative Freiheit kämpfender Künstler. Dazu gehört es auch, dass seine Kompositionen nicht immer auf Gegenliebe bei den Produzenten stossen.

So geschehen bei "13. Warrior" (1999 Crichton/McTiernan), zu dem Revell bereits den Score komplett fertiggestellt hatte, als er erfuhr, dass Michael Crichton Jerry Goldsmith als Ersatz für Revell auserkoren hatte.

Zum Glück ist die Musik nicht verloren, wie man nebenstehend hören kann.

Auch im TV hat er sein Unwesen getrieben und Serien wie CSI: Miami, die Tv Fassung von Dune der Wüstenplanet und aktuell  Gotham mit Musik versehen.

Revell ist und bleibt hoffentlich seinem Stil weiterhin treu, der zwischen der Rhythmik von Zimmer, der Experimentalität von Goldsmith (zu besten Zeiten) und der atmosphärisch, elegischen Melodik von Morricone seine ganz eigene Stimme gefunden hat.

Frank Rinsche

 

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