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Regie: John Carpenter

Drehbuch: Drew McWeeny

Musik: Cody Carpenter

Darsteller: Norman Reedus, Colin Foo, Udo Kier

 

Die zwei Seasons der Masters of Horror Serie zählen für mich bis heute zu mit dem besten Output des Genres der letzten Dekade. Kreiert für das US Pay-TV, hatten die Regisseure vollkommene künstlerische Freiheit was ihre Inhalte angeht.

Viele Leutchen, die bei der Masters of Horror Serie dabei waren, allen voran wohl Argento und Carpenter, waren von den Fans bereits abgeschrieben und nicht wenige meinten, die beiden hätten ihre besten Zeiten bereits hinter sich.

Losgelöst von dem Krampf, einem Filmstudio den Arsch küssen zu müssen und mit einem relativ hohen Budget pro Episode, zeigten besonders Carpenter und Argento, daß sie’s immer noch drauf haben.

Cigarette Burns wird für mich immer einen besonderen Stellenwert haben, da die Story für Filmverrückte immer noch universell funktioniert und geschickt Horror mit der Getriebenheit vieler Fans und der Hatz nach seltenen Filmen verknüpft.

cigaretteburns 02In Cigarette Burns spielt Norman Reedus den ehemaligen Drogensüchtigen Kirby Sweetman, der sich mit der Finanzierung eines eigenen Kinos etwas übernommen hat. Da kommt Sweetman ein Auftrag des reichen Privatiers Ballinger (einfach großartig, wie immer: Udo Kier!!) gerade recht. Der Filmfan und Sammler Ballinger bietet Kirby sehr viel Geld, eine Kopie des verschollenen Meisterwerks ‚Le Fin Absolue du Monde’ (Das unabänderliche Ende der Welt) zu finden. Ballinger behauptet, eine Requisite aus dem Film zu besitzen, und Kirby staunt nicht schlecht, als Ballinger ihm einen in Ketten gelegten Engel präsentiert, dem die Flügel gestutzt wurden. Dieses Wesen ist sich sicher, daß noch eine Kopie des Films existiert.

Kirby ist, wie alle Filmfans, fasziniert von der Legende, welche ‚La Fin Absolue du Monde’ umgibt, der vor Jahrzehnten beim Filmfestival in Sitges uraufgeführt wurde wobei es dann zu Tumulten und sogar Todesfällen kam. Seitdem wurde der Film weder auf sonstigen Festivals gezeigt, noch ist er sonstwo jemals in Kinos aufgetaucht.

cigaretteburns 09Kirbys Suche nach dem Film führt ihn zuerst nach Paris, wo er sich von einem alten Bekannten mehr Hinweise auf den Verbleib einer angeblich letzten Zelluloid Kopie erhofft. Sein Freund ist allerdings zurückhaltend und rät ihm die Sache lieber auf sich beruhen zu lassen. Auch sein Freund ist gezeichnet von dem ehemaligen Ehrgeiz den Film in die Finger zu bekommen und die meisten, die ‚Le Fin Absolue du Monde’ gesehen hatten sind entweder verrückt geworden oder tot.

Doch Kirby braucht nicht nur dringend das Geld, sein Ehrgeiz als Fan ist angestachelt und natürlich kann er es auch kaum erwarten, dieses verschollene Leinwandjuwel einmal zu sehen.

Je näher er seinem Ziel kommt, desto mehr seltsame Visionen suchen ihn heim und auch seine Dämonen der Vergangenheit tauchen auf, um ihn mit schmerzhaften Erinnerungen zu quälen.

Kirby ignoriert alle Warnungen, und selbst nach einem fatalen Zusammenstoß mit ein paar Snuff Film Produzenten aus dem Ostblock hält er daran fest, den Film für Ballinger zu finden.

cigaretteburns 04Cigarette Burns bietet kritisch gesehen zwar keine allzu neue Story, denn die Jagd nach einem verschollenen Buch/Film/Relikt ist eine oft erzählte Mär, aber hier kommt sie besonders gut zur Geltung.

Cigarette Burns ist eine großartige und auch universelle Geschichte für alle Filmfans. Jeder, der das Genre Horror mag und in den Achtzigern groß geworden ist, kennt dieses Gefühl der Jagd, wenn man von einem verbotenen Horrorfilm gehört hatte. Nichts war wichtiger, als unbedingt von diesem berüchtigten Streifen über zig Ecken eine Kopie zu ergattern, und eine Drittkopie kam dann fast schon dem heiligen Gral nah. In der Zeit vor Blu-Ray und 4K tauchten unzählige, wunderbare Filmjuwelen auf, die auf ein paar Genrefestivals gezeigt wurden, um danach in der Obskurität zu verschwinden und vergessen zu werden. Ich sehe daher Cigarette Burns als Hommage an das Medium Film und gleichzeitig auch an das Horrorgenre, denn die Story und die (in der ungeschnittenen Version) recht derben Effekte sind eine große Verbeugung vor beidem.

cigaretteburns 05Es wundert mich allerdings, daß es sich - bis auf einige wenige Erwähnungen im Internet - kaum herumgesprochen hat, wie schamlos die Drehbuchautoren von Cigarette Burns bei Ramsey Campbell geklaut haben.

Ramsey Campbell stammt aus England und ist einer der großen Horrorautoren überhaupt. Sein 1989 erschienener Roman Ancient Images erschien 1995 bei uns bei Droemer Knaur unter dem Titel Gesichter der Vergangenheit. Die lange Zeit zwischen dem Erscheinen des Romans und der Masters of Horror Serie könnte mit ein Grund sein, warum so wenige gemerkt haben wie ähnlich sich Campbell’s Roman und die Folge von der Grundgeschichte her sind.

In Campbells Story wird seine Protagonistin Sandy Allan von einem Freund eingeladen, sich einen verschollenen Bela Lugosi/BorisKarloff Film anzusehen. Doch ihr Freund begeht scheinbar grundlos Selbstmord und Sally macht sich auf die Suche nach der Filmkopie, die sie schließlich in das seltsame Dörfchen Redfield führt. Sie fühlt sich beobachtet, nimmt plötzlich aus dem Augenwinkel Figuren und Gesichter wahr, die nicht mehr da sind sobald sie hinschaut. Wird sie nur von Paranoia heimgesucht oder steckt doch mehr dahinter?

Als ich damals das Buch las, war ich nicht nur fasziniert von der Story sondern auch von der Art, wie Campbell es schaffte, ohne groß vordergründige Schockeffekte bei seinen Lesern mit jeder weiteren Seite solche Momente aufzubauen, in denen einem wirklich das eiskalte Grauen packt. Ich konnte mich noch so gut an Campbells Buch erinnern, weil es damals nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat.

cigaretteburns 03Die Ausgangsstory für Cigarette Burns ist der von Campbell so ähnlich, daß es mich wundert, warum es nicht einmal eine Erwähnung in der Art von ‚inspiriert von Ramsey Campbell’ gab. Wobei, die komplette Story eines Freundes von mir wurde für eine Folge von CSI New York 1:1 geklaut. Er ließ sich von einem Anwalt in England beraten, der meinte die Studios in den USA würden ihn mit zig Anwälten so platt machen, daß es nicht ratsam sei ein Verfahren anzustreben. Soviel also zu geistigem Eigentum und zu Copyright.

Cigarette Burns ist natürlich etwas vordergründiger als Campbells Vorlage, außerdem muß er in einer relativ kurzen Laufzeit viele Elemente und Charaktere unter einen Hut bringen. Die Story hätte sicherlich auch für einen richtigen Spielfilm gereicht, daher wirkt es teilweise, als ob Kirby es relativ leicht hat den Film im Endeffekt zu finden. Die Grundidee, einen Film zu kreieren, mit Engeln als Darstellern und zu dem Zweck quasi eine Massenvernichtungswaffe über das Medium Film herzustellen, ist so abgefahren, daß man Cigarette Burns gerne ein paar Logiklöcher verzeiht.

cigaretteburns 08Cigarette Burns bleibt, neben Argentos Pelts und Gordons Black Cat, meine liebste Episode der Masters of Horror Serie und hat, meiner Meinung nach, auch nach über zehn Jahren nichts von ihrer Faszination verloren.

Es bleibt noch zu erwähnen daß Cody Carpenter, der Sohn des Meisterregisseurs, den Soundtrack zu der Masters of Horror Episode beigesteuert hat und sich so seine ersten Sporen als Komponist verdient hat.

Nach über eine Dekade lohnt es sich, die großartigen Folgen der Masters of Horror Serie noch einmal zu erleben, über die paar mißglückten Ausrutscher zu schmunzeln und sich ins Gedächtnis zu rufen, was alles an Blut und Gore schon im Medium Fernsehen möglich war zur damaligen Zeit.


Nic


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