3dlogoEine kleine Geschichte des plastischen Films

Teil 1 – In the beginning


 

 

gefahr 3d

Ja, ich liebe 3D-Filme – oder besser – ich liebe GUTE 3D-Filme, denn es gibt dabei doch gewaltige Unterschiede. Seitdem ich Mitte der 70er Jahre zum ersten Mal „It came from outer Space“ (Gefahr aus dem Weltall) als 120m Super8-Film in anaglyphem (rot/grün) 3D bewundern durfte, hing ich am Haken. Leider war das zu dieser Zeit auch der einzige verfügbare plastische Film, denn als sonderlich erfolgreich entpuppte sich dieses Experiment von Piccolo-Film leider nicht, auch wenn es noch eine – ebenfalls nur 20 Minuten lange - Fassung von „Creature from the black lagoon“ (Der Schrecken vom Amazonas) gab.

Trotzdem mochte ich das Gefühl in einer eher „realen“ Welt zu sein und die Möglichkeit, den Film zu Hause auf einer „einmeterachtzich“ Leinwand zu sehen trug natürlich dazu bei.

Ich begann also alles zu dem Thema zu sammeln. Bücher, Comics, Poster – wenn 3D drauf stand gehörte es in meine Sammlung. Obwohl ich bisher nur 20 Minuten echten 3D-Film zu Gesicht bekommen – und natürlich eingehend studiert hatte – war ich somit fundiert informiert, wenn es um die diversen Techniken ging und kannte, zumindest vom Titel und von Bildern her, alles was jemals an plastischem Film erschienen war.

stereoskp

Sicherlich weiß heute noch jeder Filmfan von der großen Well in den 50er Jahren und der etwas kleineren Wiederbelebung des Genres in den 80ern, aber die ersten Versuche Bilder plastisch auf die Leinwand zu bringen erfolgten bereit im Jahr 1902 als die Gebrüder Lumiere auf der Weltausstellung in Paris einen „Guckkasten“ präsentierten, der es ermöglichte dreidimensionale Filmaufnahmen zu betrachten. Diese Art Stereoskope (ähnlich aufgebaut wie der bekannte Viewmaster) waren zu dieser Zeit generell schon sehr populär in den Häusern der oberen Zehntausend und präsentierten dem Zuschauer jeweils getrennt ein leicht unterschiedliches Bild für das rechte und linke Auge.

Als erster echter abendfüllender 3D-Film dürfte „The Power of Love“ gelten, der im rot-grün-Verfahren (anaglyph) aufgenommen wurde und im Jahr 1922 seine Premiere feierte. Leider gab es aber auch schon zu dieser Zeit die üblichen Probleme. Dadurch, dass niemand so richtig mit der Technik arbeiten konnte, kam es oft zu kopfschmerzverursachenden Doppelbildern und die unterschiedlichen Heligkeitswerte der bildtrennenden Folien trug auch nicht unbedingt zum Filmgenuss bei.

it came

Man begann aber, da durchaus ein Publikumsinteresse an dieser neuen Art Film bestand, mit verschiedensten Techniken zu experimentieren um eine noch realistischere und für den Zuschauer angenehmere Art zu finden, Filme mit Tiefe zu versehen. Einige interessante Versuche aus dieser Zeit sind leider komplett vergessen. So hatten zum Beispiel in den frühen 30er Jahren russische Filmpioniere ein System entwickelt, bei dem an Stelle einer Leinwand Drahtvorhänge auf verschiedenen Ebenen gespannt wurden, die es Erzählungen nach ermöglichten eine Art 3D-Wirkung ohne die Zuhilfenahme von Brillen zu erzeugen. Allerdings lagen die Nachteile hier au der Hand – die nötigen Umbauten in den Kinos waren nicht rentabel, die Vorführstätten dann auch nicht mehr für normale Filme nutzbar und wo wir gerade von Filmen reden, bis auf einige wenige Demo-Rollen und drei Langfilme wurde da auch nichts wirklich produziert.

bwana

Durchsetzen sollte sich dann letztendlich das von den Firmen Polaroid und Zeiss nahezu gleichzeitig entwickelte sogenannte „Polarisationsverfahren“ auf dem auch heutige Filme noch aufbauen und dass es ermöglichte auch in Farbe zu produzieren. Die Polarisationsfilter, die Licht nur in einer Richtung durchlassen boten für beide Augen die gleiche Helligkeit und ermöglichten auch (dank des immer perfekter werdenden Equipments) eine exaktere Trennung der beiden Einzelbilder.

So war der erste Film in 3D, Farbe und mit Ton eine deutsche Produktion mit dem Titel „Zum Greifen nah“ aus dem Jahr 1937. Dieser 30-minütige Kurzfilm war dann auch so erfolgreich, dass sein Titel über Jahrzehnte hinweg hierzulande zu einem Synonym für den 3D-Film wurde.

metroLeider kam nun eine filmhistorisch gesehen sehr ungünstige Zeit auf Deutschland zu, die Technik des 3D-Film wurde unter der Naziherrschaft dem Militär zur Verfügung gestellt und diente vor allem der kriegerischen Aufklärung. Zusätzlich wanderten natürlich während des zweiten Weltkrieges etliche Techniker und Filmpioniere aus, die die Entwicklung sicherlich positiv hätten beeinflussen können.

So blieb der deutsche 3D-Film eine kleine Randnotiz im Filmgeschichtsbuch und unsere amerikanischen Freunde traten die große Welle im Jahr 1952 mit der Veröffentlichung von „Bwana Devil“ los, der in 3D und Farbe gedrehte Aufnahmen einer Kenya Safari der Filmemacher mit einer dürftigen Rahmenhandlung verknüpfte.

Der Film fiel bei den Kritikern durch, die Fähigkeiten von Regisseur Arch Oboler wurden als dilletantisch, die Technik als unausgereift bezeichnet. Das Publikum allerdings liebte den Film und so war es auch kein Wunder, dass sich nun die Major Studios auf den plastischen Film stürzten.

Fortsetzung hier

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Teil 2 - Eine neue Welt (die 50er Jahre)
Teil 3 – Blut und Titten (die 60er/70er Jahre)
Teil 4 -  Alles fliegt dir um die Ohren (die 80er Jahre)

 

Coming Soon

Teil 5 - Der Guckkasten ist zurück (nach Avatar)

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