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(USA 2005)

Regie/Buch: George A. Romero

Darsteller: , , ,

 

VORBEMERKUNG:

Dies ist ein "klassisches" Review,
geschrieben nach der Erstsichtung von
Romeros viertem Zombiefilm im Jahre 2005.

Im Jahre 1968 revolutionierte George A. Romero das Horrorkino. Sein in düsterem Schwarzweiss gedrehter Billigfilm „Night of the Living Dead“ (dt. „Die Nacht der lebenden Toten“) schockierte nicht nur durch die für damals ungewohnt drastische Gewaltdarstellung, sondern brachte ein neues Monster auf die Leinwände. Der fleischfressende untote und langsam vor sich hinverwesende Zombie war geboren. Hatten frühere Filmmonster ihre Wurzeln zumeist in der sogenannten „alten Welt“ - Frankenstein und Dracula sind in ihrer Grundform rein britisch, der Wolfsmensch stammt aus dem osteuropäischen Raum und die Herkunft der Mumie dürfte jedem klar sein – so war der Zombie romeroscher Lesart ein rein amerikanischer Alptraum.

land01Die 1976 gedrehte lockere Fortsetzung „Dawn of the Dead“ in der sich vier Überlebende der Zombie-Apocalypse in einem Shopping-Center auf der grünen Wiese verschanzen, brachte diese Antivegetarier dann auch weltweit in die Schlagzeilen. „Dawn“ - hier in Deutschland als „Zombie“ oder bei der zweistelligen IQ-Generation als „Der mit den Zombies im Kaufhaus“ bekannt – mixte Elemente des Actionfilms und der schwarzen Komödie in den blutigen Hauptrahmen und löste so eine nie vorher in dieser Form gesehene und äußerst geschmacklose Horrorfilmwelle aus. Dank dieser Auswüchse wurde Romeros Meisterwerk – das auch heute noch zu unterhalten weiss – hierzulande verstümmelt, verboten, wieder mit Zensurauflagen freigegeben, trotzdem wieder beschlagnahmt und letztendlich in einer sehr seltsamen Fassung dem deutschen Markt wieder zugeführt. Das, was die meisten Leser heutzutage als „Zombie“ (oder „Kaufhauszombie“) kennen hat leider nur noch wenig mit dem zu tun, was dieser Film mal ursprünglich war.

1985 schließlich vollendete Romero seinen bis dahin letzten Zombiefilm namens „Day of the Dead“. Sein ursprüngliches Drehbuch hätte cirka 5 Millionen Dollar Produktionskosten verschlungen, da ihm nur eine Million zur Verfügung stand kürzte und straffte er es zusammen um den Film überhaupt produzieren zu können. „Day“ war dann zwar vom Gesamten her ein recht kleiner Film, bot aber eine äußerst klaustrophobische Atmosphäre und entwickelte den Zombie als solchen weiter. Hier entdeckten Wissenschaftler noch vorhandene rudimentäre Denkstrukturen in den schlurfenden Leichen und die Auslöser für sämtliche Schocksequenzen des Filmes waren immer wieder die menschlichen Darsteller. Die Spezialeffekte waren von ener derart drastischen und realistischen Qualität, das der Film hierzulande (unter dem tollen Titel „Zombie 2 – das letzte Kapitel“) nur mit 64 Schnitten gezeigt werden konnte.

land0220 lange Jahre sind seither vergangen. Geroge A. Romero bekam mehrfach die Chance mit größeren Budgets zu arbeiten („Stark“, „Monkey Shines“, „Creepshow“) scheiterte aber immer an Studiovorgaben und/oder schlechter Vermarktung. Nachdem allerdings – ausgelöst durch Zack Snyders Remake von „Dawn of the Dead“ und die englischen Filme „28 Days later“ und „Shaun of the Dead“ - eine neue Zombiewelle über die Leinwände geisterte und das Fressen lebender Menschen kein Tabuthema mehr war (und klingende Münze versprach), bot man ihm endlich die Chance seiner Zombie-Serie einen würdigen Abschluß zu geben. Mit einem Budget von über 10 Millionen Dollar konnte er nun gestrichene Ideen aus seinem Original Day-Script und neue Einfälle zusammenbringen und endlich den Film machen, von dem er und seine Fans jahrzehntelang geträumt hatten.

In „Land of the Dead“ ist die Zombieplage mittlerweile zur globalen Katastrophe geworden. Schauplatz ist diesmal eine Halbinsel zwischen drei Flüssen auf der sich eine Kolonie Lebender zusammengefunden hat und in deren Mitte – wie der sprichwörtliche Elfenbeinturm – ein Hochhaus mit eigener Strom- und Wasserversorgung erhebt. Hier lebt die High Society, der „normale“ Bürger von Zombieland haust um den Turm herum in Notunterkünften und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Besorgungsfahrten. Diese führen einen Trupp Schwerbewaffneter in die von den Untoten überlaufenen Gebiete des Landes wo sie verlassene Supermärkte und Lagerhallen plündern.

Die beissende Sozialsatire, die „Dawn“ und „Day“ zu etwas besonderem machte beschränkt sich hier auf die Aussage das der Kapitalismus immer überlebt und Korruption und „Kennzeichen B“ auch in Krisensituationen immer noch das Leben bestimmen. Dennis Hopper spielt hier den Mann der alle Fäden in der Hand hat, mit teurem Anzug und Handy (keine Funklöcher – staun) die diversen Trupps organisiert und zusätzlich alleine dafür verantwortlich ist, wer Wohnraum im Turm bekommt. Nachdem er einem seiner Schützlinge dieses verwehrt schnappt sich selbiger die beste Waffe der Lebenden – einen waffenstarrenden LKW namens „Dead Reckoning“ und entführt diesen um Hopper zu erpressen.

Langer Rede wenig Sinn – es kommt irgendwann zur Zombieattacke auf die Insel, Hopper bekommt seine „gerechte“ Strafe und die Helden fahren – ein klischeehaftes Feuerwerk hinterlassend – sprücheklopfend in die Nacht.

Mehr ist hier leider storymässig nicht zu vermelden. Technisch gesehen gibt es an „Land of the Dead“ jedoch kaum etwas auszusetzen. Die Schauspieler bieten – so fern es die Rollen zulassen – vernünftige Leistungen, das Ganze ist mit straffer Hand inszeniert und recht kurzweilig, teilweise kommt sogar echte Gruselstimmung auf. Andererseits sind allerdings auch die Auflagen des Studios sehr deutlich erkennbar.

Um den Film zu produzieren musste Romero erstmals in den sauren Apfel beissen und seine Gewaltszenen auf ein mehrheitsmässig goutierbares Mass herunterschrauben. Das merkt man dem Werk dann auch deutlich an, so das der Schockfaktor, der immer ein großer Reiz bei seinen Filmen war, nahezu nicht mehr zum Tragen kommt. Sicherlich gibt es noch einige Szenen in denen Blut fliesst oder man glaubt etwas mehr gesehen zu haben als üblich, aber das alles hält sich in den Grenzen, die in den letzten Jahren durch die oben bereits erwähnten Filme gesetzt wurden.

land03Zusätzlich ist „Land“ auch deutlich eine Anbiederung an das aktuelle Kinopublikum anzumerken – wo in Romeros früheren Zombiefilmen die klaustrophobische Atmosphäre vorherrschte ist jetzt alles groß, laut und schnell; wo sich früher die Handlung auf einige wenige Hauptcharaktere konzentrierte sehen wir jetzt mehrere Gruppen Zombiefutter, deren einzelne Handlungsträger kaum unterscheidbar sind und von denen kein einziger auch nur einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Alles in allem ist „Land of the Dead“ leider nicht der erhoffte neue Stern am Zombiehimmel. Romero präsentiert das Ganze zu emotions-, ideen- und gewaltlos um irgendeinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der Schöpfer des amerikanischen Zombies ist scheinbar mittlerweile von seinen Schülern überholt worden. Billige Werke wie die brilliante und blutige Komödie „Dead and Breakfast“ oder der teilweise richtig unangenehme ernsthaftere Zombiefilm „The Stink of Flesh“ (beide nicht in Deutschland erhältlich) bieten da mehr neue Ideen und „frisches Blut“.

Trotzdem ist der Film noch erheblich besser als das meiste, was dem Horrorfilmfan zur Zeit vorgesetzt wird, denn erstens handelt es sich nicht um eine Remake eines Klassikers und zweitens ist der Film absolut frei von langhaarigen japanischen Geistergestalten.

dia


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