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Dog eat dog (2016)

Dog eat dog

 

Regie: Paul Schrader

Darsteller: Nicolas Cage, Willem Dafoe,
Christopher Matthew Cook

Buch: Matthew Wilder

Vorlage: Edward Bunker

 

Ab 20. Februar 2017 auf DVD/BluRay

Ahhh - Paul Schrader.

Beginnend mit seinen Drehbüchern zu „The Yakuza“ (1974) und „Taxi Driver“ (1976), über von ihm als Regisseur verantwortete Filme wie z.B. Hardcore (1979) oder Cat People (1982), bis hin zum unterschätzten Dominion: Prequel to the Exorcist (2005) – Schrader ist einer der Namen, der immer für eine Überraschung gut ist.

Aber seit den frühen 80ern wartet man auf ein weiteres wirkliches Meisterwerk des mittlerweile 69-jährigen und – ohne zu viel vorweg zu nehmen – „Dog eat dog“ ist auch keines.

Dabei fängt der Film so überzeugend an.

dog01Wir sehen eine TV-Diskussion über den Sinn der Überbewaffnung der Amerikaner, die Kamera verlässt den Fernsehbildschirm und wir erkennen einen Raum mit rosa Tapeten, mit rosa Möbeln und rosa Assecoires. Durch die rosa Vorhänge wird das Sonnenlicht in einen rosa Schimmer getaucht und nun taucht der Kopf von Willem Dafoe dort auf.

„Irgendwas stimmt hier nicht...“ sagt uns unsere innere Logik und dieser Gedanke bestätigt sich nur einige Szenen später, wenn es in genau diesem Raum zu einer extrem brutalen Gewaltexplosion kommt, die musikalisch von einer Art „Benny Hill“-Theme begleitet wird.

Nur wenige Sekunden später folgt eine noch größere Gewalttat...

 

TITELEINBLENDUNG

 

Schockiert? Verwirrt?

Die ersten Minuten von „Dog eat dog“ sind extremes Kino in der reinsten Form. Schrader überschüttet den Zuschauer mit einer Bilderflut, die an die besseren Zeiten eines Oliver Stone erinnern. Dafoes Performance ist intensiv wie selten zuvor, der in seinen Augen blitzende Wahnsinn, befeuert von Kokain und später Heroin; die Landkarte seines Gesichtes im Kontrast mit der rosa Plüschwelt – das ist visuell abstoßend und anziehend zugleich. Wenn dann die oben angedeutete Tollschock-Szene zur absolut unpassenden musikalischen Untermalung stattfindet, ist das eine Erfahrung, die man nur selten bei einem Film hat.

 

AUFBLENDE
„3 Tage später“

 

Ruhige Schwarzweiß-Bilder.

Troy (Nicolas Cage), Diesel (Christopher Matthew Cook) und Dog, den wir ja schon kennen, sitzen in einem Stripclub.

dog03Eine Erzählerstimme (Cage natürlich) macht uns klar, dass es sich bei unseren drei Helden um Ex-Sträflinge handelt, die von einem besseren Leben träumen. Ebenso wird uns erläutert, welche Charaktere unsere Anti-Helden haben. Diesel ist der bullige Dicke, ehemals als Geldeintreiber für Gangster tätig, aber mit einem Herzen aus Gold und einem überdurchschnittlichen IQ. Dog hingegen ist ein schizophrener Paranioder (als wüssten wir das nicht nach der Einleitung) und Troy ist halt Nicholas Cage.

Womit wir dann auch beim größten Problem des Filmes wären. Denn so interessant die technische Machart des Filmes auch ist, so originell die Geschichte auch erzählt wird und egal wie überraschend die (wirklich) extremen Gewalteinbrüche sind – am Ende sticht immer wieder Nicholas Cage hervor, der eine weitere lustlose und nahezu selbstparodistische „Cageformance“ abliefert.

So großartig Cook und Dafoe auch spielen, so interessant ihre Figuren auch sind, immer wieder zerstört der hyperaktiv herumwuselnde und overactende Cage jegliche Anflüge von Atmosphäre.

dog04Selbst bei Szenen mit Laiendarstellern - wie zum Beispiel einem gewissen Paul Schrader, der den „Griechen“ spielt und dabei so überzeugend ist wie Kader Loth als Queen Elizabeth - wirkt der zappelnde Nic-Derwisch immer noch wie ein Störfaktor.

Wo der Film auf eine bösartige und fast unangenehme Weise „komisch“ ist und es an vielen Stellen erreicht, dass der Zuschauer sich schämt gerade laut gelacht zu haben, setzt Cage – augenrollend und grimmassierend – immer wieder unfreiwillig komische Akzente, als spiele er in einem komplett anderen Werk mit.

Aber das ist ja auch verständlich, muss er doch im Schnitt gefühlt drei Drehbücher pro Monat auswendig lernen.

Versteht mich bitte nicht falsch, „Dog eat dog“ ist interessant genug, um ihn komplett zu gucken, aber ohne Cages hampelmannmäßiges Getue hätte es ein ganz großer Film werden können.

dog05Leider beinhaltet die von KSM erscheinende BluRay bis auf einen Trailer und eine Bildershow (hat die eigentlich irgendwer wirklich mal als Kaufargument gesehen?) keine Extras. Hier wäre ein Making of oder gar ein Audiokommentar von Paul Schrader wirklich mal interessant gewesen, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er mit seinem Hauptdarsteller zufrieden war.

Zumindest hoffe ich das. 

Dia

P.a.:

Eine kleine Warnung (als wäre der Artikel als solches nicht schon eine gewesen) vorab. Den Film gibt es auch in einer FSK16-Kaufhausfassung, die Euch nahezu 90 Sekunden mehr Freizeit schenkt, leider aber nicht weniger Cage. :)

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