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(USA/GB/E/F 2015)

Regie: Brad Bird

Drehbuch: Brad Bird, Damon Lindelof

Darsteller: George Clooney, Hugh Laurie, Britt Robertson, Raffey Cassidy

 

 

Seltsam…dieser Film handelt von Einsamkeit. Von der Einsamkeit, die man verspürt, nachdem man ihn endlich gesehen hat und dann feststellen muss, dass man wahrscheinlich ziemlich alleine mit seiner Meinung da steht.

Um es mal ganz gerade heraus zu sagen – ich mag den Film. Ich mag ihn sogar sehr und um die ganze Wahrheit herauszuposaunen, würde ich sogar so weit gehen, ihn unter meiner Top Ten des Jahres 2015 einzuordnen.

a world tomorrow05Beginnen wir gleich mit einer interessanten Beobachtung. Jeden – und ich meine wirklich jeden – Blockbuster der vergangenen Jahre kann man schön in ein oder zwei Sätzen zusammenfassen. TOMORROWLAND hingegen macht es dem faulen Kritiker nicht gerade einfach. Das beginnt schon mit dem Originaltitel, der aber nun auch gar nichts mit dem Film zu tun hat, denn es gibt nirgends ein Land in der Zukunft zu bewundern.

Vielmehr geht es in dem Film um einen weiblichen Teenager namens Casey (Britt Robertson), die ein Talent dafür hat „Dinge zum laufen zu bringen“ und die von einem seltsamen kleinen Mädchen namens Athena (Raffey Cassidy), mittels eines seltsamen Buttons, kurzzeitig in eine andere Dimension befördert wird, in der findige Köpfe eine Welt voller Imagination geschaffen haben. Dieser Welt droht allerdings die Vernichtung. Nur Casey und das ehemalige Kindergenie Frank Walker (George Clooney) können das drohende Ende noch aufhalten. Frank selbst ist in seiner Kindheit, während der Weltausstellung 1964, bereits einmal dank Athena in die „andere Welt“ gewechselt, wurde aber von dort verstoßen. Während unser Trio nun versucht dorthin zu gelangen (sämtliche Buttons sind entweder verloren oder nicht mehr wirksam) werden sie auch noch von einer Horde Androiden gejagt.

Wie gesagt, da lässt der US-Titel anderes vermuten. Glücklicherweise sind wir Deutschen da klüger und haben den Film gleich „A World beyond“ genannt. Das trifft die Sache schon etwas eher, es ist allerdings zweifelhaft ob die Englischkenntnisse des durchschnittlichen SAT1-Zuschauers ausreichen, den Sinn zu erfassen. Aber der hätte ja auch schon Schwierigkeiten damit, dem Plot zu folgen, der sich deutlich Mühe gibt mehr zu sein, als ein durchschnittliches Familienabenteuer aus der Disney-Factory. So werden hier ökologische Themen angesprochen, der Zusammenbruch der amerikanischen Kleinfamilie angeprangert und unser Glaube an die allmächtige Technik in Frage gestellt.

a world tomorrow01Allerdings ist dieser – leicht erhöhte – Zeigefinger in einen Film verpackt, der vom visuellen Stil und der Ausführung her schwer an die frühen Filme eines Steven Spielberg erinnert. Das ist auch kein Wunder, ist der Regisseur doch Brad Bird, der hier erst seinen zweiten Langspielfilm (nach dem vorletzten Mission Impossible Werk) vorlegt und dessen Karriere mit dem herausragenden Animationsfilm „The Iron Giant“ begonnen hat, der eine ebensolche Mischung bot und ebenfalls sehr „Spielbergisch“ anmutete.

„Tomorrowland“ ist der einzige Blockbuster der letzten Jahre, der einen „Sense of wonder“ verbreitet, da er nicht wie üblich alle möglichen CGI-Effekte auf die Greenscreen nagelt und hofft das irgendetwas hängen bleibt, sondern im Gegenteil sehr genau darauf achtet was wann und wie lange gezeigt wird. Alleine der erste Besuch den kleinen Frank in der anderen Welt ist so perfekt ausbalanciert, dass er mein altes hartes Herz schön erweichen konnte und funktioniert wie eine Zeitreise in die frühen Achtziger, in denen man noch stolz darauf war „andere Welten“ auf der Leinwand überhaupt darstellen zu können. Dieses perfekte Timing, dieser wohl überlegte Einsatz von Effekten, zieht sich dann auch nahezu durch den ganzen Film, wobei man natürlich auch erwähnen muss, dass es am Ende zu einem gewohnt überfrachteten Finale kommt, aber das sind nun mal die Zeichen der Zeit.

a world tomorrow02Insgesamt ist „Tomorrowland“ aber wirklich erheblich besser als sein schlechter Ruf und die meist negativen Kritiken erwarten lassen. Sicherlich bringt George Clooney wieder einmal nur eine Clooney-Performance und spielt sich selbst, aber der Hauptteil des Filmes liegt sowieso eher auf dem Rücken der beiden jungen weiblichen Hauptdarsteller und die sind beide überraschend professionell. Britt Robertson strahlt eine wunderschöne Natürlichkeit aus und durfte im letzten Jahr (2017) in "Space between us" dieses Talent nochmals beweisen. Die große Entdeckung im Film ist aber Raffey Cassidy, deren Karriere mit der tragenden Rolle in "Killing of a sacred deer" (einem der besten Filme des vergangenen Jahres) nochmals einen Sprung nach oben gemacht hat. Beide gilt es in den nächsten Jahre im Auge zu behalten.

Ein Film der eine Entdeckung wert ist und ebenso wie der vor ein paar Jahren ähnlich grandios gefloppte „John Carter“ eine zweite Chance verdient hat. Wenn ihr nur im Entferntesten Liebe für „E.T.“, „Close Encounters of the third kind“ oder generell spielbergische Filme wie „Gremlins“ oder „Poltergeist“ übrig habt, werdet ihr nicht enttäuscht sein.

Wenn ihr allerdings die „Transformers“ bevorzugt, dann bleibt dabei.

dia

 


 

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