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Star Trek – Re-Evaluation
Teil 08

Star Trek - First contact (1996)

 

Die ersten Minuten von “First Contact” werde ich wohl nie vergessen. Selten habe ich ein vollbesetztes Kino so kollektiv in eine Schockstarre verfallen sehen. Nicht nur, dass die computergenerierte Kamerfahrt von Picard/Locutus Gesicht durch den kompletten Borg-Cube bis in die Weiten des Alls auch heute noch richtig gut funktioniert, durch den danach kreativ gesetzten Schockeffekt mit dem Bohrer, der sich einem Auge nähert, kam die altehrwürdige Star Trek-Franchise plötzlich einem Horrorfilm näher als jemals zuvor.

Für die wenigen Zuschauer, die in diesem Moment noch nicht die Augen geschlossen hatten, gab es dann auch noch den – vielleicht eine halbe Sekunde dauernden Moment, in dem die Spitze der Nadel tatsächlich die Hornhaut des Auges eindrückt, bevor Picard – und somit der Zuschauer – aus diesem Alptraum erlöst wird.

Regie: Jonathan Frakes  

Drehbuch: Ronald D. Moore , Brannon Braga  

Musik: Jerry Goldsmith  

Darsteller: Patrick Stewart, Jonathan Frakes,  
Brent Spiner, LeVar Burton, Michael Dorn,  
Gates McFadden, Marina Sirtis  

…und der Rest der Crew, sowie:  
  James Cromwell, Alice Krige, Neal McDonough,   Robert Picardo, Dwight Schultz  

crew

Wie gesagt – man konnte körperlich spüren, wie unangenehm diese Sequenz dem Publikum in diesem Moment war. Aber das ist natürlich auch kein Wunder, waren doch die Eröffnungszenen aller vorherigen Filme eher gemütlich gestaltet, um den Zuschauer in die bekannte Welt der TOS-Zeiten zu führen.

first contact08Generell entpuppt sich „First Contact“ als ein ziemlich mutiger Film, der in vielen Punkten sehr unkonventionelle Wege geht. Das beginnt schon einmal damit, dass er voraussetzt, dass das Publikum die wichtigsten Folgen der „Next Generation“-Serie, die ja zu diesem Zeitpunkt, nach sieben erfolgreichen Jahren, selbst von den deutschen Bildschirmen bereits verschwunden war, nicht nur kannten, sondern nahezu verinnerlicht hatten. Weder die Rasse der Borg, noch deren Queen oder die Person von Zefram Cochran wird großartig erklärt, was die zwei Haupthandlungsstränge des Filmes für Zufallsbesucher relativ schwer verständlich machen kann.

In Kürze geht es darum, dass ein Borgwürfel die Erde angreift, aber dank des schnellen Handelns von Locutus/Picard diesen, in einer wirklich atemberaubenden Effektsequenz, bei der auch mal die dreidimensionalität des Weltraums ausgenutzt wird, zerstören kann. Ein kleines kugelörmiges Borgschiff kann allerdings entkommen und flieht durch die Zeit. In der Vergangenheit verhindert diese Attacke scheinbar, dass der eben erwähnte Zefram Cochran (James Cromwell) seinen Tesflug mit dem von ihm entwickelten Warp-Drive machen kann und somit auch den ersten Kontakt zwischen Vulkaniern und Menschen, der letztendlich zur Gründung der Förderation führen würde. Die Erde verwandelt sich in sekundenschnelle in einen von den Borg assimilierten Planeten und die Enterprise muss nun ebenfalls in die Vergangenheit reisen, um diese Katastrophe rückgängig zu machen.

first contact05Mal davon abgesehen, dass sich unser Lieblingsschiff mal wieder als eierlegende Wollmilchsau entpuppt, mit dem eine Reise durch die Zeit (analog Star Trek IV) einfach nur mit einem Fingerschnippen möglich ist, entwickelt das Drehbuch daraus eine, in drei verschiedene Handlungsebenene aufgeteilte, Geschichte, die trotzdem erstaunlich kompakt daherkommt. So werden also Teile der Enterprise von den Borg übernommen und Picard darf sich wieder einmal mehr (diesmal allerdings mit Worfs Hilfe) als eine Art John McClane des Weltalls erweisen, während gleichzeitig der Rest der Crew, unter der Leitung von Riker, auf der Erde dafür sorgt, dass es zum Test des Warp-Drives kommt. Letztendlich versucht die Borg-Queen (Alice Krige) auch noch Data mittels einer Schönheitsoperation mit synthetischem Fleisch zu versehen und so auf die dunkle Seite zu ziehen.

Der eigentlich titelgebende Teil der Story entpuppt sich hierbei tatsächlich als der am schwächsten ausgearbeitete und dient offensichtlich nur dazu, die sehr düsteren Passagen der anderen beiden Stränge, durch eine eher humorvolle Herangehensweise, abzumildern. So wird Cochran als ein von Selbstzweifeln geplagter, eher wirrer Charakter mit einem starken Alkoholproblem dargestellt und von James Cromwell herrlich komisch und liebenswert gespielt. first contact01Hier muss das Team aus Riker, Deanna Troy und Geordi, der mittlerweile – was auch in der Serie erklärt wurde – ohne sein Visor auskommt, einiges an Überzeugungsarbeit leisten.

Die „Die Hard“ Szenen auf der Enterprise hingegen sind eher humorbefreit und hier darf Patrick Stewart wieder einmal sein ganzes Talent auspielen, da Captain Picard eben sein vergangenes Zusammentreffen mit den Borg verständlicher Weise noch nicht komplett verarbeitet hat. Zusätzlich wird er auch noch dazu gezwungen ein assimiliertes Crewmitglied mittels eines gezielten Phaserschusses zu erlösen, was seine Stimmung auch nicht gerade anhebt.

first contact04Für die Horrorfans als besonders interessant erweist sich dann die dritte Handlungsebene, in der es zu erstaunlichen Splattereinlagen kommt, die man so nicht in einem Star Trek Film erwartet hätte. Allerdings wird hier auch so langsam deutlich, dass das Make-Up von Brent Spiner den Sprung auf die Kinoleinwand nicht unbeschadet überstanden hat.

Datas Gesicht wirkt durchgehend „klebrig“ und bemalt, da es – um den für einen Androiden unlogischen, aber für den Menschen Spiner normalen Alterungsprozess „unsichtbar“ zu machen – scheinbar mittels eines Spachtels mit dicken Schichten von Make-Up versehen wurde.

Die drei Geschichten laufen am Ende in einem wirklich spannend inszenierten Finale zusammen und wenn es dann zum tatsächlichen „First Contact“ kommt, stellt sich sogar ein klein wenig Gänsehaut ein.

first contact09Verdammt, „First Contact“ ist wirklich ein toller Film und neben „The motion picture“ tatsächlich mein liebster Star Trek-Film (und da zähle ich auch die bisher drei Re-Boot-Filme mit). Es gibt eigentlich keine Sekunde Langeweile, die Schauspieler – allen voran natürlich Patrick Stewart – geben ihr Bestes, die Effekte zählen mit zum großartigstens das jemals an Weltraumaction auf die Leinwand gebannt wurde und der Schritt in Richtung düsterer Stimmung erweist sich als genau richtig. Man hat das Gefühl als habe man plötzlich bei der Paramount das Thema Star Trek tatsächlich ernst genommen und nicht nur auf Massenkompatibilität geschielt.

Zusätzlich ist auch noch die Musik von Jerry Goldsmith erwähnenswert, der hier sozusagen eine Art „Best of“ seiner – bis zu diesem Zeitpunkt – bereits 30-jährigen Reise (er hat auch bereits für die Originalserie komponiert) mit dem Raumschiff Enterprise abliefert.

first contact02Auch die Entscheidung den Film von Jonathan Frakes, der hier sein Spielfilmdebut abgibt, inszenieren zu lassen, erweist sich als positiv. Wie auch schon bei Star Trek III, in dem Spock das Ruder übernahm, hilft es dem Film sehr, dass der Steuermann die Figuren aus dem FF kennt und so kleine Charaktermomente die nötige Beachtung erfahren. So fühlt sich der Film tatsächlich an wie das Finale einer großartigen Serie, speziell natürlich auch dadurch, dass das Drehbuch sich auf viele der wichtigsten Episoden der siebenjährigen Reise beruft.

Man kann sich fast wünschen, es wäre dabei geblieben, aber es sollte ja noch zwei weitere Abenteuer mit der TNG-Crew geben.

Aber da muss ich jetzt durch – und ihr auch...

Coming soon

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Dia

 

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